Köln | Am 12. April, vor dem Start des 21. „Ehrenfeld-Hopping sollen im Stadtbezirk Köln-Ehrenfeld testweise zehn so genannte Pfandringe installiert werden, einer davon an der Kreuzung Venloer Straße/Ehrenfeldgürtel, direkt vor einem Schnellrestaurant. Im Vorfeld bat report-k.de den Erfinder des Pfandrings, Designer Paul Ketz zum Interview.

report-k.de: Herr Ketz, am 12. April werden Ihre „Pfandringe“ in Köln-Ehrenfeld installiert, die es ermöglichen, Pfandflaschen getrennt von restlichem Müll an öffentlichen Müllbehältern zu sammeln. Wie kam es zu der Idee?

Ketz: Grundlage des Gestaltens ist es zu beobachten und Zusammenhänge zu begreifen. Ich habe mich daran gestoßen, dass die einen etwas wegwerfen und andere es wieder mühsam aus dem Müll heraus fischen um sich ein Zubrot zu verdienen. Für diesen Zwischenschritt habe ich ein Brückenstück geschaffen, dass vor allem Kommunikationsobjekt für ein bewussteres Miteinander sein soll. Der Pfandring erweitert die Mülleimer um eine Recyclingfunktion und holt die Leute genau da ab wo sie sind, ohne mit erhobenem Zeigefinger zu versuchen diese umzuerziehen, sie tun es freiwillig.

Ihre Erfindung erhielt viel Lob und Aufmerksamkeit, wurde mit dem Designpreis „Ecodesign“ ausgezeichnet. Dennoch scheuen sich viele Kommunen, Ihren Pfandring aufzustellen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Die Aufmerksamkeit um das Projekt hält sich seit über zwei Jahren. Bis die erste Stadt Pfandringe angebracht hat, verstrich einige Zeit, die sich wohl auch deshalb so lang angefühlt hat, da der Pfandring so simpel funktioniert und zu verstehen ist. Da öffentliche Gelder für die Anbringung verwendet werden, muss eine solche Innovation auch eine Reihe von Gremien passieren.
Derzeit befinden sich viele Kommunen und Städte in einer Phase, in der sie den Pfandring diskutieren oder gerade erst vorschlagen – manche befinden sich auch in der Entscheidungsphase. Ich habe bereits einige konkrete Anfragen vorliegen und sehr viel positive Rückmeldung erhalten. Doch wie sie sich vorstellen können, wird nichts veröffentlicht, was nicht in trockenen Tüchern ist.

Planen Sie weitere Projekte wie dieses für den öffentlichen Raum?

Mit einem befreundeten taiwanesischen Designer habe ich für Taipeh ein Konzept entwickelt das sich vor allem auf den Privatbereich aber auch auf den öffentlichen Raum auswirkt. (Dazu für Sie zum Hintergrund: Es gibt in der Region sehr viele Singlehaushalte, viele Menschen halten Haustiere, viele als Kinder- oder Partnerersatz. Außerdem sind vor den meisten Wohnungfenstern Sicherheitskäfige angebracht, die nicht nur schützend, sondern auch gefängnisartig wirken. Wir haben Module entwickelt mit denen der ungenutze Raum zu Tierspielplätzen transformiert werden kann. Es gibt außerdem die Möglichkeit die Spielplätze, und damit auch die Tierliebhaber miteinander zu verbinden und dadurch dazu beizutragen, das Eis der großstädtischen Anonymität dort zu brechen.)

Der öffentliche Raum ist vor allem deshalb spannend, weil er der erweiterte Wohnraum von uns allen ist.

Mein jüngstes Projekt ‚Prometheus‘ ist ein erlebnispädagogisches, collagiertes Kunstobjekt. Eine mit Muskelkraft und Feuer betriebene Maschine, die aus Plastikmüll Actionfiguren herstellen kann. Das eigenständige Schaffen von Werten in einem Transformationsprozess erlebbar gemacht.
Wer glaubt die Welt oder seine Umwelt nicht positiv verändern zu können, der unterschätzt sich.

Herr Ketz, vielen Dank für das Interview.

Vorgeschichte zu den Pfandringen in Ehrenfeld

Die Bezirksvertretung Ehrenfeld hatte in ihrer Sitzung im Dezember 2013 die Stadtverwaltung mit der Durchführung eines Pilotgebietes in Ehrenfeld beauftragt, was diese mit Verweis auf die Kosten ablehnte.

Daraufhin hatte die SPD Ehrenfeld in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen Spenderinnen und Spender für einen Test der Pfandringe in Ehrenfeld gesammelt. Von den Spenden sollen nun zehn Pfandringe installiert werden.
 

Autor: Daniel Deininger
Foto: Der „Pfandring“ von Paul Ketz bei einer Präsentation in der Kölner Design-Hochschule „Ecosign“ (Archivfoto).