Öffentliche Stellungnahme vom 28.Mai 2009 des Vereins zur Förderung von Architektur und Städtebau e.V. Köln [Wortlaut der Stellungnahme kursiv gesetzt]

Die Summe des Ganzen?
Einzelmaßnahmen kennzeichnen den Umgang mit dem Umfeld des Weltkulturerbes Dom

Die Einflüsse auf das öffentliche Umfeld des Kölner Doms sind hoch komplex. Die Umgebung zeigt sich in Nutzung, Gestaltung und Besitzverhältnissen heterogen und in etliche, räumliche Einzelbereiche differenziert. Ein übergreifendes Gesamtkonzept seitens der Stadt Köln ist nicht erkennbar; vielmehr orientieren sich Planungen und Entscheidungen vorwiegend an Einzelmaßnahmen. Jüngstes Beispiel ist die geplante Umgestaltung des Dionysoshofes zwischen Dom, Hauptbahnhof und Museum Ludwig.

Für diesen Bereich fand 2002 ein dreitägiges Workshopverfahren statt, welches mit zwei ersten Plätzen endete. In den folgenden Jahren blieb es dann ruhig; die Verwaltung prüfte, und der anstehende Weltjugendtag 2005 sollte nicht beeinträchtigt werden. Im November 2008 beschloss dann der Bund das Förderprojekt für nationale Weltkulturerbestätten. Anträge für eine Mittelbereitstellung bis 2013 waren bereits bis Ende März 2009 zu stellen. Der Kölner Antrag fokussiert auf Basis des Workshop-Ergebnisses und einer eiligen Machbarkeitsstudie vom März 2009 den Bereich des Dionysoshofes und lässt – wieder einmal – den Gesamtzusammenhang des Domumfeldes außer Betracht. Wie es scheint, war nun trotz der zuvor verstrichenen 6½ Jahre weder für eine einvernehmliche Abstimmung mit den Urhebern der vorhandenen Platzgestaltung Zeit, noch für eine ausreichende Rückkopplung mit weiteren Einzelmaßnahmen, geschweige denn einem Gesamtkonzept für die Umgebung des Weltkulturerbes. Plötzlich stand das Projekt unter immensem Druck, die Frist für den Förderantrag einzuhalten. Dem wurde einmal mehr die Planungs- und Entscheidungskultur zum Opfer – und dies ohne Grund, war doch seit dem Workshop ausreichend Zeit für die notwendige Koordination und Konzeption.

Der Bereich des Dionysoshofes ist nur ein Beispiel von vielen für den beziehungslosen Umgang mit einem in Wirklichkeit zusammenhängenden Stadtraum. Um Missverständnisse zu vermeiden: die Kritik richtet sich nicht primär gegen die Qualität einzelner Maßnahmen, die für sich gesehen erfolgreich sein mögen. Wie auch schon 2002 vom BDA Köln thematisiert, fordern wir die Betrachtung des Domumfeldes im Gesamtkontext. Alle Einzelmaßnahmen bedürfen einer Rückkopplung mit einem Gesamtkonzept, so dass im Fall von kurzfristig notwendigen Entscheidungen eine nachprüfbare und nachvollziehbare Entscheidungsgrundlage gegeben ist.

Neben den vielen Einzelmaßnahmen und Einzeleinflüssen (Dionysoshof, Domtreppe, Südzugang Dom, Zugang Baptisterium, Petrusbrunnen, Aufbau der Kreuzblume, Römisches Stadttor, Ausgrabungen, Konzert- und Sondernutzungen, Bimmelbahn, Skater, Museumseingang, Sanierung Bahnhofsfassade, Schallübertragung Philharmonie, Touristenbusse, Hotelzufahrt, werden in naher Zukunft auch die Auswirkungen durch den Neubau eines Luxushotels in die Überlegungen einzubeziehen sein. Die Verkehrsproblematik trägt ihren Teil dazu bei, die Komplexität zu erhöhen – hier sind dann auch die Wechselwirkungen mit den Konzepten für den Breslauer Platz und den Kurt-Hackenberg-Platz zu betrachten.

Wir fordern daher, für die Umgebung des Domes unter Einbeziehung aller Betroffenen ein Gesamtkonzept zu erstellen, welches als verbindlicher Rahmenplan das Werkzeug für die Konzeption und Umsetzung aller Einzelmaßnahmen bildet.

Der Verein zur Förderung von Architektur und Städtebau e.V. Köln tut gut daran die öffentliche Debatte um das Domumfeld anzustoßen. Alle Massnahmen rund um Dom und Hauptbahnhof und dazu zählt auch das weitere Umfeld, wie der Breslauer Platz, die Komödienstraße, Zu- und Abfahrten lassen manchmal den Eindruck entstehen, dass Politik und Verwaltung oftmals fasziniert auf die Insellösungen blicken und dort ihre Vorstellungen verwirklichen, aber der Blick aufs Ganze und auch die interdisziplinäre Betrachtung nicht unbedingt an der Spitze der Überlegungen steht.

[ag; Quelle Stellungnahme: Verein zur Förderung von Architektur und Städtebau e.V. Köln]