Köln | Sie ist eine der auffälligsten Bühnenkünstlerinnen der Stadt.
Denn die Kabarettistin Sylvia Brecko tritt nicht alleine vor ihr Publikum. Unverzichtbarer Teil ihres Programms ist Audrey, die Weimaraner-Dame.
Im Inteview mit report-k gibt die Blondine mit österreichischen Wurzeln einen Einblick in ihr „tierisches“ Schaffen und das aktuelle Buchprojekt „Das letzte Kind trägt Fell“…
Wie schafft man es einen Hund bühnentauglich zu machen? Allein wieviel Zeit steckt da drin?
Sylvia Brecko: Schon sehr viel Zeit – auch wenn Audrey sehr gelehrig und für einen Weimaraner recht ruhig ist. Nun habe ich seit März 2020 ja besonders viel Zeit.
Wir haben sie genutzt eine Besuchshund-Ausbildung zu machen und so darf sie mich sogar begleiten, wenn ich gelegentlich in Senioreneinrichtungen auftrete.
Ich denke, das Wichtigste für Audreys Bühnentauglichkeit ist das, was man im Fachjargon „Impulskontrolle“ nennt: Da können zwei französische Bulldoggen mit ihrem Herrchen in der ersten Reihe sitzen und trotzdem bleibt mein Mädchen brav auf der Bühne in seinem Tipi.
Damit das alles so funktionieren kann, achte ich sehr darauf, dass sie einerseits ihre Ruhephasen hat. Daneben braucht sie aber sehr viel Aufmerksamkeit. Und so bin ich mit ihr abwechselnd mit dem Mountainbike, auf Hundewiesen und im Sommer auf dem SUP unterwegs, organisiere Playdate-Verabredungen für sie und halte sie mit den unterschiedlichsten Suchspielen bei guter Laune.
Bei Klatschern gibt es Leckerlis
Bei der Erziehung von Audrey geholfen hat ganz bestimmt auch, dass sie schon als Welpe ein sehr behütetes, liebevolles Zuhause hatte – ich kenne sie von Tag eins an – und zum Glück noch nie etwas Schlimmes erlebt hat. Aufgrund dieser positiven „frühkindlichen“ Prägung ist sie in erster Linie neugierig und kein ängstlicher Hund. Sie ist eine richtige kleine Rampensau: Sobald sie die Musik aus meiner Show hört, steht sie parat!
Was ich ihr auch von klein an beigebracht habe: Klatscher sind was Tolles! Denn sie bedeuten, dass es Leckerlis gibt. Statt „Applaus ist das Brot des Künstlers“ heißt es also „Applaus sind die Leckerlis des Bühnenkaniden“.
Wie sind Sie auf die Idee des Buchs gekommen und was ist Ihre Botschaft ?
Sylvia Brecko: Die Idee zu dem Buch kam nicht von mir, sondern von meiner Frauenärztin! Bei der alljährlichen Routine-Untersuchung sagte sie plötzlich zu mir: „Sie können doch so gut schreiben, schreiben Sie doch ein Buch!“ Diese Sätze, die mich in recht exponierter Lage erreichten, haben mich nicht mehr losgelassen.
Und so habe ich mich zuerst schlau gemacht, was dafür nacheinander zu tun ist, dann ein Exposé verfasst und mich auf die Suche nach einem Verlag gemacht, der Spaß an meinem Thema hat. Mit dem Kynos-Verlag habe ich schließlich einen kleinen, aber feinen Hundefachverlag gefunden, in dem ich mich sehr gut aufgehoben fühle.
Meine Botschaft? Enjoy the very, very moment! Diese Wesen helfen uns mit ihrer unbändigen Lebensfreude so unglaublich dabei, den Augenblick zu genießen und die Welt mit einem Lächeln zu betrachten.
Mein Buch ist für kleine Glücksmomente geschrieben. Ich persönlich liebe Gute-Nacht-Lektüren, deren Kapitel ich schaffe, bevor mir die Äuglein zufallen. Und deshalb gibt es jede Menge auch kürzerer, in sich abgeschlossener Geschichten in diesem Buch, die einen immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlafen lassen.
Ist Köln eine hundefreundliche Stadt in Ihren Augen ?
Sylvia Brecko: Joooh, ich hab eigentlich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Klar könnte es immer noch mehr Hundewiesen geben. Und manchmal frage ich mich, warum die Maulwürfe und Wühlmäuse auf diesen Wiesen Löcher buddeln, sich aber unsere Hunde den Spaß nicht erlauben dürfen (lacht).
Was ich auch sympathisch finde: Es gibt ja hier auch einige „inoffizielle“ Hundewiesen, wo folgsame und sozialverträgliche Hunde ihre Freiheit genießen dürfen, ohne dass gleich Knöllchen verteilt werden.
Wo sehen Sie Ihre Zukunft ? Köln? Graz?
Sylvia Brecko: Meine Zukunft sehe ich ganz klar on tour! Sowohl mit meinen Kabarettprogrammen als auch mit Lesungen. Aktuell steht meine ‚Lieblingscafé-Lesetour’ an, denn ich liebe es, in Cafés zu schreiben und wieso sollte ich dann nicht dort auch lesen? Fünf wunderschöne und atmosphärische Kölner Cafés machen schon mit und gerade plane ich so etwas auch in anderen Städten.
Außerdem habe ich in dieser Woche meine erste Lesung in Österreich festgemacht und das freut mich als sogenannte ‚Auslandsösterreicherin‘ natürlich ganz besonders. Neben Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland findet man aber auch in anderen europäischen Ländern viele deutsche Communities und dort gibt es sicherlich genauso viele Hunde-verrückte wie hierzulande.
Reisen mit Hund ist nun mal mit dem Auto am besten – zumindest solange man einen sparsamen Wagen fährt. Zum Glück liebt Audrey Autofahren, sie verschläft alle Fahrten wie ein Baby, das im Kinderwagen spazieren gefahren wird. Bei der Gelegenheit: Zurzeit bin ich auf der Suche nach einem Tourmobil unter 5m Länge und unter 2m Höhe. Vielleicht liest das ja zufällig jemand, der so etwas abzugeben hat?
Und schließlich: Nach drei Jahren Zwangspause soll in 2023 endlich auch wieder Australien auf meinem Tourplan stehen! Leider ohne Audrey. Ich hoffe nur, dass sie mich nach meiner Rückkehr nicht allzu lange mit Nichtbeachtung straft (lacht)