Köln | Beim Treuen Husar blau-gelb haben sie ihn gefeiert: Jupp Menth, den kölschen Schutzmann. Auch nach 2 Jahren Pandemie hat Menth nichts verlernt. Er spielt mit dem Publikum und dessen Empörung, wenn er politisch nicht korrekt auf Kölsch lospoltert. Report-K traf die 76-jährige Rednerlegende im Foyer und lauschte seiner Rede.
Menth hadert auf der Bühne und im Gespräch mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und vor allem, dass sie auf der Bühne versucht Kölsch zu sprechen. Das könne sie nicht bescheidet ihr der Mundartredner. „Kein Kölsch auf der Bühne“ und Reker solle Hochdeutsch sprechen, was sie könne. Er verstehe nicht, warum sie sich immer wieder zum „Freiwild des Boulevard“ mache. Menth befürchtet eine Spaltung des Karnevals in zwei Lager und dass dieser durch die Geldfrage bestimmt werde. Die Geschlossenen Gesellschaften, wie die Prinzenproklamation und den Straßen- und Kneipenkarneval. Die Top-Künstler sauge der Karneval aus, vor allem der des Geldadels, die immer mehr davon in den Sitzungen verlangen.
Zweimal habe er Corona gehabt und die zwei Pandemie-Jahre ohne Karneval seien für einen Mann mit Bühnenkrankheit schwierig gewesen, weil es eben keine Bühne gab. Beim Treuen Husar blau-gelb blüht Menth förmlich auf der Bühne auf, läuft zu Höchstform auf und das Publikum jubelt. Es geht um Männersocken und Rauchmelder, Erzbischof Kardinal Woelki, dem er den Titel „Mähdrescher Gottes“ gibt und das Zölibat. Das vergleicht er mit Bratfett und klärt auf wie er das meint. Die Jeck:innen beim Treuen Husar johlen. Grandios seine Frage nach Sündern und Beichtstühlen und er, Jupp Menth müsse es wissen, denn er wäre 7 Jahre in der Eifel im katholischen Internat gewesen. Auch was Tupperware-Parties mit der Beichte zu tun haben, ergötzt die Kölschen Ladies im Lindner Hotel an diesem Abend. Weinzwang, Reker, Bickendorf, Marienerscheinung, Köln-Dürener und Kannibalen die Neandertaler lieben. Es geht im Kölsch-Stakkato durch den kölschen Kosmos bis zu Fragen was Valiumpackungen mit Olaf Scholz zu tun haben.
Mit den Grünen hadert Menth noch und dem Etikett „frauenfeindlichster Büttenredner“ Kölns, der ihm im Zusammenhang mit einer Rede zu Claudia Roth verliehen wurde. Menth geht offen mit der Kritik um und lässt sich seine Rede nicht verbieten. Beim Treuen Husar zeigen sich Frauen und Männer unterhalten und können mit der Satire umgehen. Anton Hofreiter bekommt sein Fett weg, wie auch Carpendale und Heino.
Jupp Menth bespielt die kleinen Bühnen und das so erfolgreich wie die großen. Es ist gut, dass die Bühnenkrankheit bei ihm noch virulent ist. Vor allem so kommt Kölsch auf die Bühne. Unverfälscht, kernig und echt.
ag
