Köln | Der 1. FC Köln steigt in die 2. Bundesliga ab. Das ist Fakt, wie auch die Zahl 7. Ein weiterer Fakt: Es interessiert kaum mehr jemanden außerhalb der üblichen Kölner Bubble. Der 1. FC Köln ist ein Loserclub, der das nicht einmal selbst erkennt. Zeit, dass dies in der Stadt debattiert wird. Eine Meinung und Kommentar von Andi Goral.
Das Wort Abstieg. Das maskuline Substantiv gibt es in zwei Formen als das Abwärtssteigen von einer Erhöhung oder als abwärtsführender Weg. Das eine wird als mühsamer Abstieg und das andere als steiler Abstieg gewertet. Was der Abstieg des 1. FC Köln bedeutet, kann jede und jeder mit sich selbst ausmachen.
Trauer?
Wir lesen über Trauer, sehen die traurigsten Bilder und blicken auf Profis, die ihr Gesicht mit ihren Händen verdecken. Wir sehen einen Sportmanager im Interview und einen Trainer der lächelt. Wer die Schlagzeilen, Kommentare und die Bilder und Bildzeilen vor allem des kölschen Boulevards – hier gilt es die Frage einzupflegen, was ist in Köln eigentlich nicht mehr boulevardisiert– Revue passieren lässt, der dürfte bei klarem Verstand eines sehen: Von Trauer war bei Spielern und Offiziellen wenig zu bemerken. Dann werden sie halt woanders für Geld, mehr Geld oder ein wenig weniger Geld spielen, managen oder coachen. Dauerlächeln inklusive. In Köln schreibt niemand das was ist: Der 1. FC Köln ist ein Loserclub. Den größten Anteil daran dürfte das Management tragen, Spielern, die anscheinend nicht verstehen, dass man als Sieger und Kämpfer dauerhaft mehr Geld verdient und am Ende ein Teil der Stadtgesellschaft, die dem Verein und seiner Vereinsführung viel zu wenig kritisch gegenübersteht.
Profifußball hat etwas mit Management und Image zu tun und professionelles Arbeiten etwas mit Kompetenz. Die spannende Frage ist: wie misst man Kompetenz? Denn wir können bei Kompetenz nur das messen, was sichtbar ist oder sichtbar gemacht werden kann. Dazu braucht es einer Zieldefinition und der klaren Erkenntnis, dass dazu Fertigkeiten, Strategien, Routinen und bereichsspezifischen Fähigkeiten nötig sind. Wer definiert diese beim 1. FC Köln? Wer kontrolliert diese und überprüft diese vor dem Hintergrund des jetzt sichtbaren: Das Ziel wurde mehrfach verfehlt.
Die Sündenbockfrage ist obsolet
Und jetzt diese Debatte: wer ist schuld, wer hat es vermasselt. Na ist doch klar: Der Nubbel, der aktuell im Keller liegt. National wird der Abstieg des 1. FC Köln mit den immergleichen Phrasen kurz kommentiert: Siebter Abstieg in dem Jahr und irgendwas mit ruhmreichem Verein, weil der vor 60 Jahren die erste Deutsche Meisterschaft gewann. Außerhalb der Kölner Stadtgrenzen wird der Abstieg, und das ist auch eine Erkenntnis, mit den immer gleichen gelangweilten Phrasen, nur noch zur Kenntnis genommen.
Statt Emotion wäre Klarheit einzufordern. Der 1. FC Köln hat weniger Schulden, sagt das Management und fordert öffentlich Applaus. Ok, wenn das die Zieldefinition war?
Ja, aber jetzt auch weniger Einnahmen. War das die Zieldefinition?
Um es einmal auf den Punkt zu bringen, was das Management des 1. FC Köln da sagt: Die haben gespart anstatt Geld einzuwerben, Sponsoren zu finden oder mehr zu verkaufen und das bei der Nibelungentreue ihrer Fans, der Unternehmen und der Stadtoberen. Und noch eines: In einem Business, wo es auf das Image des Siegers ankommt, um Geld zu verdienen. Wer das nicht glaubt, kann aktuell nach München blicken, deren größte Malaise es jetzt ist, trotz voller Geldbörsen, gerade ein Verlierer-Image zu haben.
Es ist dem Management des 1. FC Köln noch nicht einmal gelungen, dazu zählt auch der Coach, den hochbezahlten Spielern zu verklickern, dass auch deren Marktwert von Erfolgen bestimmt wird. Der 1. FC Köln hat eine Transfersperre. Es ist abzusehen, dass die „traurigen“ Profis sich einen neuen Job suchen werden. Könnte also für den Verein noch schwieriger werden. Da wird jetzt viel phantasiert von Jugend- und Nachwuchsarbeit und Chance. Noch einmal die Frage nach der Kompetenz und der Zieldefinition? Ist das Ziel des 1. FC Köln Spitze bei der Nachwuchsarbeit zu sein oder die Zweitklassigkeit?
Realismus?
Der 1. FC Köln hat einen Trainer, der vor allem dauerlächelt und Sprüche draufhat, die einem die Stollen aus den Fußballschuhen ziehen: Brutaler Push und kurioser Klassenerhalt hat er angekündigt, mit 3 Toren Rückstand ist er in Heidenheim zum Pausentee in die Kabine entfleucht. Was ist das? Abstieg, Fall oder Phantasterei? Der kannte doch die Truppe?
Dazu diese Posse um das Geißbockheim. Wäre es nicht an der Zeit, dass Stadtgesellschaft, Medien und Fans die rot-weiße Brille von den Augen nehmen und klar auf den 1. FC Köln und sein Management blicken und über eine Zieldefinition nachdenken? Reicht für Management, Trainer und Spieler die Gelbe Karte oder muss die Rote gezückt werden? Oder lullen sich alle wieder in kölscher Heiterkeit und dem „et hätt noch immer jotjejangen“ ein. Ist es ja eben gerade nicht und können nicht auch andere Menschen für viel Geld managen? Damit aus dem Loserclub nachhaltig wieder ein Gewinn für Köln, die Stadt und den Fußball wird. Köln braucht nach sieben Abstiegen nicht Selbstmitleid mit dem ruhmreichen FC, sondern klaren Blick, messerscharfe Analyse und eine Strategie mit Zieldefinition. Und die kann keine Schönrederei um den Wiederaufstieg sein, sondern muss knallhart lauten: Klassenerhalt in der 2. Bundesliga in der Saison 2024/25 sichern, das ist bei den Voraussetzungen erstmal das einzige und wichtigste Ziel und wer kann das kompetent gewährleisten.