Köln | Das Hinterfragen der eigenen Szene ist Julian Pörksens Liebstes. Der Dramatiker tat es schon mit „Wir wollen Plankton sein“. Jetzt schiebt er „La bella confusione“ nach und führt auch gleich noch Regie. Viel Premieren-Beifall gab’s in der Schauspiel-Grotte für die hintergründig-witzige Auseinandersetzung über Film und Theater.

Im Vordergrund spielt ein leibhaftiges Trio aus vollem Herzen Theater. Im Hintergrund flimmert auf einem Großbildschirm, was sich live in der Grotte unter dem grünen Hügel im Carlswerk abspielt. Das Bild ist immer ein bisschen unscharf – und doch scheint es für das Ensemble wichtiger zu sein, als ihr Bühnen-Auftritt. „Ich kann mein eigenes Profil schon nicht mehr sehen, ohne dass ich neidisch werde, weil ich digital so viel besser aussehe als analog“, stöhnt Ines-Marie Westernströer.

Auch einfach und ehrlich geht nicht ohne Geld

Mit ihren Mitstreitern Paul Langemann und Simon Kirsch wollte sie eigentlich einen einfachen und ehrlichen Film drehen – das aber ist gründlich gescheitert. Zum einen wohl am Geldmangel. Von der Decke hängt eine Wattewolke, eine Japanleuchte ersetzt den Vollmond. Nun hocken Westernströer und Kirsch in einem halben Auto und brausen unbeweglich durch die Nacht.

Vielleicht ist das ja die Szene, die den Film noch retten kann. Langemann darf dazu die Kamera halten und mit einer Taschenlampe vorbeihuschende Laternen simulieren. Darf? Er muss! So wurde beschlossen. Was aber auf Dauer nicht auf Gegenliebe stößt. Und so mischt er sich bald ins Gespräch ein, bezweifelt den Sinn der Szene, ja des ganzen Projekts – und prompt beginnt wieder eine der schier endlosen demokratischen Diskussionen, die wohl auch zum Scheitern des Films beigetragen haben.

Nach einer Stunde ist die „schöne Verwirrung“ zu Ende

Schließlich darf jeder mal räsonieren – so viel Demokratie muss in einem Team sein. Kirsch schlüpft dafür sogar in den Glitzeranzug eines selbstgefälligen Hollywood-Produzenten. Da fliegen die selbstreflektierenden Pointen nur so hin und her, dass das Publikum seinen Spaß hat. Selbst wenn es kein Italienisch kann, das Langemann fließend beherrscht.

Am Ende versuchen sich die Drei in Science Fiction, fliehen von der zerstörten Erde und rasen im Raumschiff durchs All. Erleben sogar die Schwerelosigkeit. Wohin der Flug geht? Was sein Ziel ist und ob er es erreicht – darüber können sich das Publikum auf dem Nachhauseweg unterhalten. Nach einer Stunde Spielzeit ist die „schöne Verwirrung“ zu Ende. Zurück bleibt ein „Archiv des Scheiterns“ zurück – und das war alles andere als trocken und verstaubt.

„La bella confusione“ – die nächsten Vorstellungen: 27. Januar, 2. und 16. Februar, jeweils 20 Uhr. Schauspiel Köln, Grotte im Carlswerk, Schanzenstr. 6-20, 51063 Köln-Mülheim, Karten: Tel. 0221 / 22 12 84 00, Fax 0221 / 22 12 82 49, E-Mail: tickets@buehnenkoeln.de, dazu alle Vorverkaufsstellen von KölnTicket. Kartenservice mit Vorverkauf und Abo-Büro in der Opernpassage zwischen Glockengasse und Breite Straße. 

Autor: ehu | Foto: Krafft Angerer/Schauspiel
Foto: Paul Langmann wurde verdonnert, die Kamera zu halten. Die beiden anderen dürfen im Auto sitzen und schauspielen.