Bonn | aktualisiert | Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat sich besorgt über den Einfluss des Internets auf die Medienkultur geäußert. „Es gibt einen grausamen Vorrang der Schnelligkeit vor der Gründlichkeit und einen deprimierenden Vorrang der Unterhaltung vor der Information“, sagte Lammert am Montag bei der Verleihung des deutschen Lokaljournalistenpreises in Bonn.

Die Auszeichnung wird seit 1980 jährlich von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung vergeben. Der erste Preis ging in diesem Jahr an den „Bonner General-Anzeiger“ für sein Konzept einer Familienzeitung. Den zweiten Preis teilen sich die „Mittelbayerische Zeitung“ für ihre Themenwochen sowie die „Westfälische Rundschau“ für ihre Themenpräsentation.

Lammert kritisierte, das durch Klickzahl messbare Nutzerverhalten im Internet bestimme zunehmend auch die inhaltliche Auswahl der Tageszeitungen. Allgemein sei in den Medien ein Vorrang von Bildern gegenüber Texten und eine Dominanz von Personen gegenüber Themen zu beobachten.

Der Bundestagspräsident wies darauf hin, dass sich die tägliche Internetnutzung in den vergangenen zehn Jahren auf über 90 Minuten verdreifacht habe. Dem stehe eine seit Jahren weitgehend stabile durchschnittliche Zeitungslesezeit von rund 40 Minuten gegenüber. Zugleich kurbelten die digitalen Medien den „verbalen Überbietungswettbewerb“ beständig an.

Lammert lobt analytischen Blick der Zeitungen

Den Mehrwert von Zeitungen sieht Lammert in ihrer analytischen Herangehensweise, die den Lesern einen erweiterten Blick auf das Geschehen in der Welt biete. Sollten die digitalen Medien die Zeitungen verdrängen, führe die damit einhergehende veränderte Informationsaufnahme auch zu einer Veränderung der Gesellschaft.

„Zu behaupten, dass es den Zeitungen in Deutschland gut geht, wäre falsch“, sagte der Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert-Pöttering. Gleichwohl sei das oft vorhergesagte Ende der Zeitungen bislang nicht eingetreten: „Die Zeitungen werben offensiv um die Leser.“ Das Internet sei dabei Teil der Strategie der Zeitungshäuser geworden.

Autor: dapd