Symbolbild Schule

Köln | Es fehlen tausende Lehrkräfte in NRW. Dem Lehrermangel will das NRW Schulministerium mit einer Werbekampagne begegnen. Die Gewerkschaft GEW reagiert.

Zwei Lehrkräfte werben in Videos für das Lehramt. Einmal eine 26-Jährige, die als Musiklehrerin an einer Förderschule aktiv ist. Und ein Seitensteiger an einem Berufskolleg, der eigentlich Architekt werden wollte. Der unterrichtet jetzt Bautechnik. Der Slogan der Kampagne ist „Was ist deine LehrKRAFT? Find’s raus!“. Schulministerin Dorothee Feller, CDU: „Um dem Lehrkräftemangel wirksam zu begegnen, brauchen wir Lehrkräfte mit besonderen LehrKRÄFTEN. Und um diese Lehrkräfte für unsere Schulen zu gewinnen, sprechen in unserer Kampagne Lehrkräfte über ihre LehrKRÄFTE. Wenn Lehrer und Lehrerinnen wie Volker und Louisa beschreiben, warum sie allen Herausforderungen zum Trotz gerne mit ihren Schülerinnen und Schülern arbeiten, macht sie das zu den besten Botschafterinnen und Botschaftern, die wir uns für diesen so wichtigen Beruf nur wünschen können.“

Die Kampagne setzt also auf die klassische Wirkung von Botschafterinnen und Botschaftern sowie deren Testimonials und damit auf aktuell klassisches Recruiting. An den Hochschulen habe die Landesregierung 465 weitere Lehramtsstudienplätze für das Lehramt an Grundschulen und in der Sonderpädagogik eingerichtet. In 2023 stellte NRW rund 800 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger ein.

Gewerkschaft hofft

Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Ayla Çelik, kommentiert die heute von der Schulministerin Feller vorgestellte Kampagne: „Es ist gut, dass diese Werbekampagne an unterschiedliche Beschäftigtengruppen adressiert ist, wie zum Beispiel die Seiteneinsteigerinnen und -einsteigern, die inzwischen eine tragende Säule des schulischen Alltages sind. Die beste Werbung bleiben allerdings gute Arbeitsbedingungen – hier ist Luft nach oben. Die von der Landesregierung durchgeführten Maßnahmen aus dem Maßnahmenkonzept Unterrichtsversorgung, wie etwa das Ablehnen voraussetzungsloser Teilzeit, steht dem Erfolg einer wertschätzenden Werbekampagne gegenüber. Insofern hoffe ich natürlich auf einen großen Erfolg der Kampagne, weil wir die Menschen an den Schulen dringend brauchen. Allerdings bin ich angesichts der aktuellen Arbeitsbedingungen skeptisch.“

SPD: Lehrerberuf strukturell verbessern

Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW: „Der Beruf als Lehrkraft hat jede Kampagne verdient. Es ist absolut richtig, bei Abiturient*innen und potenziellen Seiteneinsteiger*innen für diese erfüllende Lebensaufgabe zu werben. Wir wünschen der Kampagne und der Landesregierung daher größtmöglichen Erfolg. Schließlich werden Lehrkräfte überall händeringend gesucht. Allein in NRW fehlen mehr als 7.000 Lehrerinnen und Lehrer. Um diese Lücke zu schließen, ist allerdings mehr erforderlich als gute Werbung. Damit sich wieder mehr Menschen für den Beruf begeistern, müssen auch strukturelle Veränderungen ganz oben auf die Tagesordnung. Dazu gehören beispielsweise die Einführung moderner Arbeitszeitmodelle, um den Lehrberuf flexibler und gezielter gestalten zu können, eine umfassende Lehrplanreform, um Bildung an tatsächlicher Kompetenzförderung zu orientieren, oder auch die Möglichkeit, Ein-Fach-Lehrkräfte einzustellen. In der aktuellen Kampagne finden diese Optionen leider gar keinen Raum; sie bleibt verhaftet im Status quo. Damit sie erfolgreich sein kann, muss die Landesregierung bereit sein, den Lehrerberuf auch strukturell zu verbessern. Zur Unterstützung hierfür sind wir jederzeit bereit.“

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