„Die Bedeutung von Familie und Freundeskreis hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre deutlich erhöht“, sagte Kinder und Jugendminister Armin Laschet. Laschet fügte hinzu, dass dieses Ergebnis deutlich mache, dass Kinder ihr zu Hause als sicherer empfinden und Eltern häufiger ansprechbar sind für die Belange der Kinder. „Die aktuellen Ergebnisse des LBS-Kinderbarometers machen aber auch deutlich, dass unsere Kinder sich zu früh von ihrer Kindheit verabschieden und zu früh erwachsen werden. Waren einst Arbeitslosigkeit und Armut noch Probleme der Erwachsenen, so dringen sie heute auch immer stärker in die Kinderzimmer vor“, so der Minister. Das LBS-Kinderbarometer Nordrhein-Westfalen wird jährlich seit 1997 im Auftrag der LBS-Initiative „Junge Familie“ von dem ProKids-Institut für Sozialforschung der PROSOZ Herten GmbH durchgeführt. Ziel der Studie ist es, Kinder als Experten für ihre eigene Lebenswelt zu befragen und ihnen so eine Stimme zu verleihen. „Diese Art der Befragung ist in Deutschland nahezu einmalig“, erklärte Rainer Schäfer, Vorstand der LBS West. Für die neueste Studie wurden im Frühjahr 2007 insgesamt 2.121 Kinder der vierten bis siebten Klassen aus 93 nordrhein-westfälischen Schulen befragt.

Kinderzimmer nicht länger Schutzzone
Im Zentrum der alljährlichen Studie steht die Frage nach dem Wohlbefinden der Kinder, das auch in der aktuellen Untersuchung in dem Bereich "gut" liegt. In den Bereichen Familie, Schule und Wohnumfeld hat das Wohlbefinden in den vergangenen Jahren sogar leicht zugenommen. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse aus einem Jahrzehnt LBS-Kinderbarometer Nordrhein-Westfalen, dass die Sorgen der Erwachsenenwelt auch in den Köpfen der Kinder präsent sind: „Die Schutzzone Kinderzimmer gibt es heute nicht mehr“, sagte Anja Beisenkamp vom ProKids-Institut. Weltbewegende Ereignisse wie die Terroranschläge des 11. September 2001 oder die Afghanistankrise erschüttern das Wohlbefinden der Kinder. Arbeitslosigkeit wird als eines der schwerwiegendsten Probleme unserer Gesellschaft wahrgenommen. Auch die Umwelt ist in den Fokus gerückt: Die Angst vor Umweltzerstörung und Klimawandel spielte vor einem Jahrzehnt noch keine Rolle, rangiert aber heute auf Platz zwei der Zukunftsängste.

Nach jahrelangem Wachstum sinkt das durchschnittliche Taschengeld der Kinder seit 2004 wieder. Kinder müssen heute auch deutlich länger auf die Erfüllung ihrer Wünsche warten als noch vor zehn Jahren. „Die wirtschaftliche Drucksituation ist für die Kinder real spürbar geworden“, ommentierte Dieter Greese, Landesvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes in Nordrhein-Westfalen, die Studie. Da der Rückgang unabhängig vom beruflichen Status der Eltern sei, könne von einer generellen Belastung quer durch alle Familien- und Erwerbsformen gesprochen werden.
Erfreulich ist, dass die Kinder, obwohl sie die gesellschaftlichen Perspektiven insgesamt eher skeptisch beurteilen, mit großer Zuversicht auf ihr späteres Leben blicken: 28 Prozent der Kinder glauben für sich persönlich an eine „sehr gute“, weitere 58 Prozent an eine „gute“ Zukunft. Ihre Erwartungen für die Zukunft aller Menschen in Deutschland sehen die Kinder hingegen deutlich negativer als ihre persönlichen Perspektiven.

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Foto: Andreas Zöllick/www.pixelio.de]