Köln | Heute fiel die letzte Klappe für die Drehtage des Kinofilms „Headhunter“ in der Domstadt. Seit Ostern drehte die Filmcrew in Köln, nachdem ein Teil des Films bereits im vergangenen Jahr in Texas fertig gestellt worden war. Der Film handelt von dem erfolgreichen, aber innerlich zerrissenen Headhunter Clemens Trunschka (Ulrich Tukur), der mit der Schnelllebigkeit im modernen Wirtschaftssystem nicht zurecht kommt und zusehends dem Alkohol verfällt.

Zu den Kölner Drehorten gehörte der ehemalige Gebäudekomplex der Gerling, in dem der Automobilkonzern des Headhunters verortet ist, ein Bungalow in Rodenkirchen, der die private Wohnung des Hauptcharakters darstellt. Gefilmt wurde zudem im Radisson Hotel in Deutz sowie im Trainingszentrum für Stewards der Germanwings in Gremberghoven, wo der Flug nach Houston, Texas gedreht wurde. Ab morgen werden noch zwei Drehtage in Brandenburg veranschlagt, bis der Spielfilm schließlich vollends abgedreht sein wird.

„Es geht um Systeme und wie wir in Systemen leben“, beschrieb Autor und Regisseur Bastian Günther heute kurz den Fokus der Handlung. Es sei kein Film über Alkoholismus, vielmehr spiegele der Alkoholismus wider, um was es eigentlich in der neuen Wirtschaft geht. Der Protagonist Trunschka ist für das System zu langsam und geht letztendlich in ihm verloren. Günther erklärte, ihm sei dabei wichtig gewesen, in seinem Film die Kritik nicht „mit der Brechstange“ darzustellen, sondern diese auf eine künstlerische Ebene zu verlagern, wie es in alten Hollywoodstreifen üblich gewesen sei.

Altmodisches Erscheinungsbild

Dazu passend wurde „Headhunter“ nicht wie mittlerweile verbreitet digital, sondern analog auf 35mm aufgenommen. Darüber hinaus wurden russische Kameralinsen aus den 1960er Jahren verwendet, die dem Film eine besondere und weiche Erscheinung verleihen sollen. „Das sind wunderschöne Linsen, das sieht toll aus“, zeigte sich der Regisseur begeistert. Ihn nerve meist die heutige Optik, da das Bild mit ihr stets viel zu scharf sei. Auch auditiv grenzt sich „Headhunter“ von modernen Filmproduktionen ab. So habe es ganze Drehtage ohne Dialog gegeben, um besonders die Einsamkeit des Protagonisten Clemens Trunschka darzustellen. In diesen Szenen liegt das Hauptaugenmerk auf dem Gesicht, um die innere Unruhe des Charakters zu enthüllen. Im Gegensatz dazu wird in den Szenen in der Firma sehr viel gesprochen.

Voraussichtlicher Kinostart im Frühjahr 2013

Es ist geplant, „Headhunter“ für die kommende Berlinale und eventuell für das Sundance Festival einzureichen. Wenn möglich, soll auf einem dieser Festspiele auch Premiere gefeiert werden. Unter Vorbehalt wird darüber hinaus mit einem Kinostart im Frühjahr 2013 gerechnet. „Ich glaube, dass Sie sich auf einen tollen Film freuen können“, zeigte sich der Hauptdarsteller Ulrich Tukur überzeugt. Allerdings könne man nie im Vorfeld wissen, was die Menschen letztendlich erreiche, aber durch die Aktualität des Themas – Überforderung, Schnelllebigkeit, Leere – habe der Film auf jeden Fall großes Potential.

„Headhunter“ im Kurzüberblick

Handlung:
Clemens Trunschka ist Headhunter in der Wirtschaftswelt. Sein Leben ist von einer versteckten Alkoholabhängigkeit geprägt. Durch seine Sucht isoliert er sich mehr und mehr von seiner Umwelt. Als ihn ein beruflicher Auftrag nach Houston, Texas führt, muss er sich mit seiner inneren Finsternis auseinandersetzen.

Crew:
Ulrich Tukur als Clemens Trunschka
Wolfram Koch als Chef Borgmann
Jenny Schily als Christine
Jens Münchow als Hannes
Garret Dillahunt als Wagner

Regie und Buch: Bastian Günther
Produzenten: Martin Heisler und Joachim Ortmanns

Autor: Nicola Ninnemann
Foto: Ulrich Tukur als Clemens Trunschka und Wolfram Koch als Chef des Automobilkonzerns am Set der Firma im ehemaligen Gerling-Gebäudekomplex [v.l.n.r.]. Zu ihren Füßen liegt Tukurs Hund „Toto“, der an sämtlichen Drehtagen in Köln mit von der Partie war. Besonders gerne seien beide während ihres Aufenthaltes in der Domstadt im Stadtwald spazieren gegangen, erzählte Tukur heute.