Köln | Zwischen Athen und Sparta tobt seit Jahren der Peloponnesische Krieg. Da hat Lysistrata die Idee, wie er beendet werden kann: Sex-Entzug – bis die kampfwütigen Männer Frieden schließen! Es klappt – wenn auch nur in der antiken, fast 2.500 Jahre alten pazifistischen Komödie „Lysistrata“ von Aristophanes. Im Horizont-Theater hat sie Christos Nicopoulos als One-Man-Show umgesetzt und bringt das Publikum immer wieder zum Lachen.

Lysistrata, gespielt von Georg B. Lenzen, betritt die kahle Bühne in einem weißen kurzen flatternden Rock und einem weißen Schal um den Kopf gewickelt. Der Oberkörper ist nackt, seine – oder ihre? – Hüften schwingen hin und her, wodurch die Komödie ihr erstes Schmunzeln beim Zuschauer erreicht. Um sie herum sieht man lediglich vier blaue Obstkörbe. Sowohl die Körbe als auch der Schauspieler beweisen in den nächsten Minuten, welche enorme Wandelbarkeit sie besitzen.

Ein Mann – viele Rollen

Der Schauspieler schafft es, in eine Vielzahl von Rollen zu schlüpfen, ob Mann oder Frau, betrunken, stotternd und hilflos, oder als selbstverliebter Krieger. Glaubwürdig und kreativ schlüpft er in die unterschiedlichen Figuren. Und aus den Körben wird mal ein Burgtor, mal ein Kelch oder eine Tribüne.

Die Komik des Ein-Mann-Theaters wirkt besonders, wenn sie absurde Züge annimmt und kurzerhand das eigene Bein als Pferd herhalten muss. Es dauert nicht lange, dann sind die Charaktere anhand der Körperhaltung, der Position des Schals, der Veränderungen der Stimmfarbe, des Sprechrhythmus oder des Akzents eindeutig zuzuordnen.

Letzteres reizt besonders zum Lachen, wenn sich um Lysistra ein Weiberrat bildet, der den Männern einen Sex-Entzug droht. Da spricht eine der Frauen mit frechem kölschen Dialekt. Dies bleibt nicht der einzige Verweis auf Köln. Als die Runde beschließt, Lysistrata in ihrem Plan zu unterstützen, willigt sie mit dem Höhner-Hit ein: „Da simmer dabei, dat is prima.“

Klischee-Rollen bei Frauen und Männern

Nicht nur den Männern fällt es schwer, ihre Schlachten weiter zu führen. Auch die Frauen, die die Akropolis besetzt haben, sehnen sich nach der Zärtlichkeit ihrer Männer. So erfinden sie absurde Entschuldigungen, um wieder zu ihren Männern zurückkehren zu müssen. Eine von ihnen gibt sogar vor, innerhalb eines Tages schwanger geworden zu sein. An dieser Stelle wird die Darstellung der Frau vollends ins Lächerliche gezogen. Bis auf Lysistrata fallen die Frauen anfänglich vor allem durch ihr Naivität und Schwäche auf.

Ihren Höhepunkt erreicht diese plakative, stereotypische Darstellung durch die provozierende Abhängigkeit der Frauen von den Männern. Doch der Zuschauer ist auf dieses plumpe Klischee nicht böse, denn die männlichen Charaktere zeigen sich ebenso stereotyp idiotisch, wenn sie beispielsweise ihren Frauen alles versprechen, nur um mit ihnen schlafen zu können, oder wenn sie bei Misserfolg selbst Hand anlegen müssen.

Das Ende des Krieges

Schließlich beenden die Männer den Krieg, weil sie nicht mehr auf den Geschlechtsverkehr mit  ihren Frauen verzichten können. Zwischen ihren Beinen hat sich mittlerweile schon so viel angestaut, dass so manch einer bei seinem Feind schon einen Knüppel vermutet. Dieser zweideutiger Humor fehlt auch beim Friedensschluss nicht, der mit den Frauen gefeiert wird. Erst hier erkennen die Männer, wie leicht doch jeder Krieg bei einer Orgie mit ordentlich Wein beendet werden könnte.  

Hier zeigt sich noch einmal, dass der Humor doch recht platt mit einem Hang zur Zote ist. Wobei man im Urtext ebenfalls vergeblich nach tiefgründigen Humor suchen kann. Anders als dort gibt es hier  aber kaum politische Verweise. Doch trifft es das, was man sich als Zuschauer unter dieser Komödie vorstellt, während es spielerisch durch die Wandelbarkeit des Solisten übertroffen wird.

[infobox]„Lysistrata“ – die nächsten Vorstellungen: 10., 15., 28. und 29. November, jeweils 20 Uhr. Horizont-Theater, Thürmchenswall 25, 50668 Köln, Tel. 0221 / 13 16 04

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Autor: Von Franziska Venjakob | Foto: Horizont-Theater
Foto: Ob kriegstrunkener Mann oder friedenssüchtige Frau: „Lysistrata“ Georg B. Lenze spielt alle. | Foto: Horizont-Theater