Der Screenshot von der Website des Arbeitskreises Hiroshima Nagasaki des Kölner Friedensforums dokumentiert die Fahnen vor dem Kölner Rathaus am 8. Juli 2022.

Köln | Köln ist seit 1985 Mitglied in der Initiative „Mayors for Peace“. In Europa tobt seit 24. Februar der Ukraine Krieg. Und ausgerechnet am Flaggentag der Initiative „Mayors for Peace“ am 8. Juli 2022 hisste Köln das sichtbare Zeichen nicht? Der Arbeitskreis Hiroshima-Nagasaki im Kölner Friedensforum schrieb einen offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Am 8. Juli 2022 wehten vor dem Kölner Rathaus fünf Flaggen: die Kölns, die Europas, die von NRW, die Deutschlands und die Fahne der Ukraine. Nicht die Fahne der „Mayors for Peace“.

In der Zeit des Kölner Oberbürgermeisters Norbert Burger trat Köln 1985 dem vom Bürgermeister von Hiroshima ins Leben gerufenen internationalen Städtebündnis „Mayors for Peace“ bei. Ein Jahr zuvor im Jahr 1984 erklärte sich nach den von 1979 bis 1983 andauernden Debatten um den NATO-Doppelbeschlusses und der atomaren Hochrüstung in der in Deutschland eine breite Friedensbewegung entstand, Köln zur „atomwaffenfreien Zone“. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Friedensdemonstrationen im Bonner Hofgarten in den Jahren 1981 und 1982 an denen insgesamt fast eine Million Menschen teilnahmen.

2016 wehte die Flagge zum ersten Mal

Es sollte 31 Jahre dauern bis die grüne Friedensfahne der „Mayors for Peace“ am 8. Juli 2016 zum ersten Mal vor dem Kölner Rathaus wehte. In der ersten Amtszeit von Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Einer ihrer Vorgänger, Fritz Schramma, unterschrieb 2005 die Verpflichtung „Atomwaffenfrei bis 2020“ der „Mayors for Peace“. Reker engagierte sich bisher stark für die Initiative „Mayors for Peace“. So schrieb Sie in einem Grußwort an Friedensradfahrer 2017: „Als Bürgermeisterin für den Frieden setze ich mich dafür ein, Atomwaffen weltweit abzuschaffen, insbesondere auch die Atombomben beim Jagdbombergeschwader 33 in Büchel.“ Am 5. März 2019 unterzeichnete sie für Köln den ICAN – den Städteappell zum Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Atomwaffenverbotsvertrag. Dort heißt es: “Unsere Stadt ist zutiefst besorgt über die immense Bedrohung, die Atomwaffen für Städte und Gemeinden auf der ganzen Welt darstellen. Wir sind fest überzeugt, dass unsere Einwohner und Einwohnerinnen das Recht auf ein Leben frei von dieser Bedrohung haben. Jeder Einsatz von Atomwaffen, ob vorsätzlich oder versehentlich, würde katastrophale, weitreichende und langanhaltende Folgen für Mensch und Umwelt nach sich ziehen. Daher begrüßen wir den von den Vereinten Nationen 2017 verabschiedeten Vertrag zum Verbot von Atomwaffen und fordern die Bundesregierung zum Beitritt auf.“

2022 weht die „Mayors for Peace“-Flagge nicht

Der Arbeitskreis Hiroshima-Nagasaki im Kölner Friedensforum veranstaltete auf der Schildergasse vor der Antoniterkirche einen Infostand am 8. Juli 2022 und informierte dort unter anderem zur Initiative „Mayors for Peace“. Dort sind mittlerweile über 800 deutsche Städte Mitglied. Zuvor, so die Aktivistinnen besuchten sie den Kölner Alter Markt und das Rathaus in Vorfreude, dass dort die „Mayors for Peace“-Flagge gehisst sei. Aber diese fand sich am 8. Juli 2022 nicht an den Fahnenmasten vor dem Rathaus. Die Aktivistinnen dokumentierten dies und schrieben jetzt einen offenen Brief an Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Dort heißt es: „Zu unserer großen Enttäuschung mussten wir feststellen, dass am Rathaus die ‚Mayors for Peace‘-Flagge am Flaggentag nicht gehisst wurde. Das ist uns unerklärlich, gibt es doch den festen Termin in der Flaggenordnung der Stadt Köln und auch in unserer Korrespondenz hatten wir darauf noch einmal hingewiesen. Wie ist das möglich? Wir fragen uns, wie ernst in der Stadt Köln die Verpflichtung als ‚Mayors for Peace‘ genommen wird, gerade in der jetzigen Zeit als wichtiges Zeichen für den Frieden angesichts der nur 100 km von uns entfernten Lagerung der US-Atombomben in Büchel in der Eifel und der US-Militärbasis Ramstein bei Kaiserslautern als größtes Drehkreuz der US-amerikanischen Kriegsführung in Europa.“

Das sagt die Stadt Köln

Der Pressesprecher der Oberbürgermeisterin Alexander Vogel äußerte sich auf Anfrage von report-K zur ungehissten Flagge. Er schreibt: „Die Flagge konnte wohl bedauerlicherweise nicht aufgehängt werden, weil der zuständge Kollege erkrankt ist. Die Oberbürgermeisterin unterstützt ‚Mayors for Peace‘ und deren Anliegen grundsätzlich sehr.“

Hiroshima und Nagasaki

Am 6. August und am 9. August 1945 wurden über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki die Atombomben „Little Boy“ und „Fat Man“ von der US-Air Force abgeworfen. Es wird davon ausgegangen, dass durch die beiden Atombombenexplosionen sofort rund 100.000 Menschen starben. Fast ausschließlich Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. Bis Ende 1945 sollen weitere 130.000 Menschen an den Folgen verstorben sein. In den nächsten Jahren kamen weitere Opfer hinzu.