Berlin | [aktualisiert] | Nach knapp 20 Todesfällen in Tschechien wegen gepanschten Alkohols werfen die deutschen Behörden ein wachsames Auge auf Spirituosen aus dem Nachbarland. Bislang gebe es zwar keine Hinweise, dass verunreinigte Getränke auf legalem Weg über die Grenze gelangt seien, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute auf dapd-Anfrage. Die am Montag von der Behörde ausgesprochene Warnung sei vor allem eine zur Sensibilisierung gedachte Vorsichtsmaßnahme. In einzelnen Bundesländern werde aber genauer hingeschaut, sagte der Sprecher.

Lieferliste soll genauer untersucht werden

In Tschechien sind 19 Menschen nach dem Trinken gepanschten Alkohols gestorben, 36 mussten ins Krankenhaus. Gewarnt wird wegen möglicher Verunreinigungen mit Methylakohol vor dem Trinken von Spirituosen der Marken Lassky Tuzemak, Tuzemak, Svestkova Vodka, Vodka Lunar, Hanacka Vodka, Merunka und Borovicka. Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministeriums sagte, es gebe bislang keine Hinweise, dass ein gewerblicher Transport der betroffenen Artikel aus Tschechien in das Bundesland führte oder führt. Allerdings soll dies anhand von Lieferlisten noch genauer untersucht werden. Diese Listen liegen demnach jedoch noch nicht vor.

Die sächsischen Behörden wurden nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums des Freistaats von der Europäischen Kommission darüber informiert, dass gepanschter Alkohol in Tschechien in kleinen Geschäften in der Region um Ostrau verkauft wurde. Die Vertriebswege blieben zunächst unklar. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass mit Methanol verunreinigter Alkohol auch in Sachsen angeboten werde, sagte Ministeriumssprecher Ralph Schreiber. Regale in sächsischen Geschäften würden aber nicht unter die Lupe genommen, dafür gebe es bislang keine Anhaltspunkte.

In Bayern Alkohol aus dem Nachbarland aufgetaucht

Auch in Bayern sei bislang kein gepanschter Alkohol aus dem Nachbarland aufgetaucht, sagte eine Sprecherin des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Lebensmittelkontrolleure hielten aber die Augen offen und würden verdächtige Produkte selbstverständlich sofort aus dem Verkehr ziehen. Auch der Zoll achtet demnach verstärkt auf Alkoholimporte.

Autor: Tonia Haag/dapd
Foto: Das Verbraucherschutzministerium NRW veröffentlichte die Etiketten der betroffenen Marken