Das Symbolbild zeigt einen Tanker

Köln | Das ARD-Magazin „Monitor“ berichtet heute Abend kritisch über das Öl-Embargo der EU gegen Russland.

Auf dem EU-Gipfel Ende Mai entschieden die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europäischen Union ein Ölembargo gegen Russland, das in sechs Monaten in Kraft tritt. Keine Geschäfte dürfe Russland mehr mit seinem Öl auf dem Seeweg machen. Die „Monitor“-Recherchen zeigen wie griechische Reedereien Einfluss auf die Entscheidung in Brüssel nahmen.

Die 6-monatige Anpassungsfrist sei eine Schonfrist für Putin stellt das ARD-Magazin fest und zitiert dazu den Experten Professor Simon Johnson vom „Massachusetts Institute of Technology“. Die Frist böte Putin genügend Zeit, um verstärkt auf andere Abnehmerländer für sein Öl zu setzen, so der Ökonom. Bereits jetzt gehen fast ein Viertel der russischen Ölexporte nach China. Der Anteil russischer Ölexporte nach Indien hat sich in diesem Jahr verzehnfacht.

Aber ohne die Tankschiffe der griechischen Reedereien die fast 27 Prozent der weltweiten Tankerflotte ausmachen geht es nicht, auch nicht für Putin. Das „Institute of International Finance“ (IIF) stellte fest, dass sich der Anteil an Öl aus Russland, das mit griechischen Tankern verschifft wird, im letzten Jahr fast verdoppelte. „Monitor“ zitiert nun aus einem unveröffentlichten ersten Vorschlagsentwurf der EU-Kommission von Anfang Mai, wo diese ein Verbot für den Transport von russischem Öl durch Tanker die unter der Flagge eines Mitgliedstaats registriert sind oder sich im Eigentum eines Staatsangehörigen eines Mitgliedsstaats befinden, durchsetzen wollte. Im finalen Beschlusstext findet sich ein solches Verbot nicht mehr.

So verkündete Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis nach dem Beschluss: „Es gibt keine – und das möchte ich betonen – Sanktionen gegen die griechische Schifffahrt, was den Transfer von Öl aus Russland in Drittländer betrifft.“

Auf Anfrage von „Monitor“ führte die EU-Kommission aus, dass europäische Versicherer nicht mehr Schiffe die russisches Öl transportieren versichern dürften. Damit würde die Ölausfuhr aus Russland erschwert, so die Kommission. Das Versicherungsverbot werde Putin nicht daran hindern, sein Öl weiter zu verkaufen, meint der Deutschlandchef von Lloyd-Versicherungen Jan Blumenthal: Putin werde sein Öl „auf asiatischen Märkten verkaufen und entsprechend wird der Transport auch auf asiatischen Märkten durch asiatische Versicherer versichert werden.“

Auch Erdal Yalcin bezweifelt die Effektivität des Versicherungsverbot: „Es gibt in Ostasien sehr wohl Versicherer, auch in China, in Indien, die diese Lücke füllen werden.“


„Monitor“, 9.6.2022, ARD – 21:45 Uhr