Köln | Im Schatten der „Kölner Lichter“ feiert das N.N.-Theater am 15. Juli seinen 30. Geburtstag. Ein eigenes Feuerwerk wurde nicht genehmigt. Zum Jubiläum gibt’s beim traditionellen Festival im Südstadt-Friedenspark den „Brandner Kaspar“. Eröffnet wird es zwei Tage vorher mit „Ich fürchte nichts – Luther 2017“.

Das N.N. Theater begann als klassisches Wandertheater, gastierte unter anderem in Schottland, Polen und der Schweiz. Und natürlich in ganz Deutschland. So war es außerhalb bald bekannter als in Köln. Was sich nicht zuletzt durch die regelmäßigen Sommerfestivals änderte. Und in diesem Jahr erreicht die Truppe dank Luther eine ganz spezielle Zielgruppe: evangelische Gemeinden.

Im Auftrag der evangelischen Kirche Luther auf die Bühne gebracht

Denn die aktuelle Produktion „Ich fürchte nichts – Luther 2017“ hat die Evangelische Kirche im Rheinland in Auftrag gegeben. „Die hat sich nie eingemischt, erst bei der Premiere haben es die Verantwortlichen zum ersten Mal gesehen“, lobt Prinzipalin Irene Schwarz (manchen noch als Ehefrau von „Hausmeister Krause“ aus der gleichnamigen RTL-Serie bekannt).

Mit Luther also füllen sie nun Gemeindesäle und Kirchen. Ensemble-Mitglied Michl Thorbecke ist von der Unkompliziertheit begeistert: „Da wird einfach mal ein Altar beiseite geschoben, um Platz zu machen. Und wenn eine Kanzel unserem Bühnenbild im Weg steht, darf unser Luther von dort oben predigen.“. Nach den Erfolgen außerhalb hat Luther jetzt seine Kölner Premiere – unterstützt von Chören aus Düsseldorf („Jazz-Line“) und Köln („O-Ton“).

Mit viel Witz werden die Klassiker vom Kopf auf die Füße gestellt

„Humoristisch und historisch genau“, lobte ein Kritiker das Stück. Und beschreibt damit ein Markenzeichen des N.N.Theaters. In allen der 25 Klassiker-Adaptionen und eigenen Stücken, die bisher auf die Bühne gebracht wurden, wird sich zum einen recht genau an die Vorlagen – Text oder historischer Hintergrund – gehalten. Andererseits nutzen sie jede Gelegenheit zu verblüffenden Regie-Einfällen, stellen mit Witz und Akrobatik die „Helden“ vom Kopf auf die Füße und streuen immer wieder aktuelle Spitzen ein.

Gelernt haben das Schwarz und ihre inzwischen ausgeschiedene Partnerin Ute Kossmann, im ersten Jahr, als sie ausschließlich auf der Straße spielten. „Wenn es dem Zuschauer im Theater nicht gefällt, verkrümelt er sich nicht so leicht. Auf der Straße dagegen haut er einfach ab“, erklärt Schwarz. Also muss man ihn fesseln – was auch mit leisen und nachdenklichen Tönen gelingt. Und ohne übergroßen technischen Aufwand auskommt.

So haben sie inzwischen auch in Köln eine große Fan-Gemeinde gewonnen. Und es könnten dauerhaft mehr werden, wenn denn endlich der Wunsch nach einem Haus für die gesamte freie Theaterszene erfüllt wird. Mit einer Saal für 300 Zuschauer und vielen Proberäumen.

[infobox]„N.N. Theater Freiluft Festival“: 13. bis 17. Juli, Kölner Friedenspark. Mehr Informationen: www.nntheater.de/das-festival.html

[/infobox]

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Haben sich nur für die Fotografen auf den hohen Stuhl gesetzt: Irene Schwarz und Michl Thorbecke.