Köln | Bei den Roten Varis kam am 19. März ein Jungtier zur Welt. Mutter ist die 19-jährige „Tahina“, die ebenfalls im Kölner Zoo geboren wurde. Der 18-jährige Vater „Octave“ kam aus dem Zoo im französichen Mulhouse an den Rhein. „Tahina“ und „Octave“ haben gemeinsam in den vergangenen Jahren bereits mehrere Jungtierre erfolgreich großgezogen, so der Kölner Zoo.

Gleich dreifacher Nachwuchs stellte sich am 26. März bei den Gürtelvaris, einer Unterart der Schwarzweißen Varis, ein. Eltern sind die 4-jährige „Yhoda“, die vor zwei Jahren aus dem Belfast Zoo nach Köln kam, und „Bari“. Er wurde 2012 in Köln geboren. In den Zoologischen Gärten Europas gebe es nur eine kleine Population von Gürtelvaris, die alle recht nah verwandt sind. Bei „Yhoda“ und „Bari“ sei der Verwandtschaftsgrad nur sehr gering. Daher seien ihre Jungtiere genetisch sehr wichtig für das bestehende EEP-Zuchtprogramm bei diesen stark vom Aussterben bedrohten Primaten.

Bei allen Vari-Arten haben die Weibchen die „Hosen an“, informiert der Kölner Zoo. So sollen Vari-Mütter bis etwa vier Wochen nach der Geburt weder ihr Männchen noch den Nachwuchs des vergangenen Jahres in die Nähe der neuen Jungtiere lassen. Erst Wochen später, wenn das Weibchen an der Scheibe zum Nachbargehege anzeigt, dass es nicht mehr aggressiv zum Rest ihrer Familie ist, werde die Familie wieder zusammengeführt. Dann dürfen die Väter ihren Nachwuchs endlich kennenlernen, so der Kölner Zoo.

Varis gehören zu den wenigen Primaten, die ihre Jungtiere nicht ständig am Körper tragen. Stattdessen legen sie die Neugeborenen während der ersten Lebenswochen in Nestern oder Baumhöhlen ab. Vermutlich wollen sie auf diese Weise Energie sparen. Im Alter von vier Wochen beginnt der Nachwuchs langsam mit dem Klettern. Auffangnetze verhindern im Zoo, dass die Kleinen unkontrolliert zu Boden fallen, da sie noch nicht über die Kletterfähigkeiten ihrer Eltern verfügen.

Bei allen vier neugeborenen Varis konnte der Kölner Zoo das Geschlecht noch nicht erkennen, da die enge Mutter-Kind-Beziehung nicht gestört werden soll. Dementsprechend habe der Zoo auch noch keine Namen vergeben.

Hintergrund Rote Varis


Foto: Werner Scheurer

Rote Varis gehören zu den Lemuren und haben ihr Verbreitungsgebiet im Nordosten Madagaskars. Sie bewohnen Tieflandregenwälder und ernähren sich vor allem von Früchten, die sie manchmal kopfüberhängend „ernten”. Varis leben in flexiblen Gruppen, deren Größe und Zusammensetzung sich in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot verändern kann. Für die Kommunikation spielen neben dem Geruchssinn auch Lautäußerungen eine wichtige Rolle. Gruppenmitglieder rufen oft „im Chor” – und zwar in einer beeindruckenden Lautstärke. Der Kölner Zoo war der erste europäische Zoo, der die seltenen Roten Varis züchtete. Dem ersten Jungtier folgten inzwischen über 70 weitere. Der Zoo konnte damit einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer europäischen Population leisten.

Hintergrund Gürtelvaris


Foto: Werner Scheurer

Der Gürtelvari ist eine seltene Unterart des Schwarzweißen Varis. Er ist – wie viele der Lemuren auf Madagaskar – stark vom Aussterben bedroht. Den namensgebenden weißen „Gürtel“  trägt er auf dem Rücken. Beheimatet ist diese Unterart im östlichen Madagaskar. Hier bewohnt sie in Familiengruppen Regenwaldgebiete des Hoch- und Tieflandes. Ihre Nahrung besteht aus Samen, Blättern, Nektar und Früchten. Diese Lemurenart wird bis zu 3,5 Kilogramm schwer. Nach einer Tragzeit von 102 Tagen bringt das Weibchen meist Zwillinge zur Welt.

Autor: ib
Foto: Foto: Werner Scheurer