Video von der Festnahme Nawalnys im Jahr 2021 (Archiv). | Foto: via dts Nachrichtenagentur

Moskau | Das Team des russischen Kreml-Kritikers Alexei Nawalny hat keine Zweifel mehr an dessen Tod. Seine Sprecherin Kira Jarmysch schrieb am Sonntag auf Twitter: „Nawalny wurde ermordet“.

Sein Tod habe sich laut einer offiziellen Mitteilung an Nawalnys Mutter am 16. Februar um 14:17 Uhr Ortszeit ereignet (10:17 Uhr deutscher Zeit). Ein Mitarbeiter der Kolonie habe gesagt, dass sich die Leiche von Nawalny jetzt in der Stadt Salechard befinde, so Jarmysch weiter. „Jetzt führen sie `Ermittlungen` mit ihm durch“, sagte sie. Sie forderte die sofortige Übergabe des Leichnams von Nawalny an dessen Familie.

Laut offizieller Erklärung russischer Behörden vom Vortag soll sich Nawalny nach eine „Spaziergang“ unwohl gefühlt und das Bewusstsein verloren haben. Es sei sofort medizinisches Personal und ein Krankenwagen gerufen worden. Laut weiterer russischer Medienberichte haben forensische Experten angeblich bereits festgestellt dass bei Nawalny ein Blutgerinnsel aufgebrochen sei. „Ärzte versuchten, den Verurteilten wiederzubeleben, doch er starb, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen“, hieß es in Medienberichten.

Auf Nawalny war in Russland 2020 ein lebensgefährlicher Giftanschlag verübt worden. Nachdem er sich in Deutschland hatte behandeln lassen, wurde er bei der Rückkehr nach Russland Anfang 2021 inhaftiert und musste seitdem eine langjährige Gefängnisstrafe absitzen. In Russland sterben immer wieder Oppositionelle unter teils rätselhaften Umständen. Der Kreml hat eine Beteiligung daran immer wieder zurückgewiesen.

Habeck wirft Putin Ermordung Nawalnys vor 

Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Mord an dessen Kritiker Alexei Nawalny vor.

Habeck sagte am Samstag bei der Münchner Sicherheitskonferenz dem Fernsehsender „Welt TV“: „Nawalny ist ein wirklicher Held. Der ist ermordet worden durch das Regime von Putin. Und er wusste, dass er ermordet werden könnte, vielleicht, dass er ermordet werden würde.“

Deutsche Politiker hätten Nawalny gebeten, nach dessen Krankenhausaufenthalt in Berlin nicht nach Moskau zurückzukehren, weil er dort sterben würde: „Und er hat es trotzdem getan.“ Habeck weiter: „Wir sehen natürlich auch, mit welchem Regime wir es in Moskau zu tun haben.“ Es organisiere den Mord an oppositionellen Politikern und lasse Menschen verhaften, die eigentlich nur gedenken wollten: „Das ist natürlich auch ein Zeichen für die Münchner Sicherheitskonferenz oder für Europa und den Westen, nicht blauäugig zu sein.“

Der Wirtschaftsminister sprach sich zudem für ein Ende der Lieferungen nuklearer Brennstäbe aus Russland für Atomkraftwerke in europäischen Staaten aus. Deutschland habe sich komplett befreit von russischen Energie-Zulieferungen, andere nicht. Habeck weiter: „Es gibt noch immer Uranlieferungen aus Russland oder von Rosatom in europäische Atomkraftwerke. Im Grunde geht das nicht.“ Das müsse man jetzt mit diesen Ländern diskutieren.

Hofreiter will nach Tod Nawalnys weitere EU-Sanktionen 

Der Vorsitzende des Europa-Ausschusses des Bundestags, Anton Hofreiter (Grüne), hat nach dem Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny weitere Sanktionen gegen Russland gefordert. Eine solche „Reaktion von Seiten der EU“ wäre „klug“, sagte Hofreiter dem TV-Sender „Welt“ am Freitag.

„Es gäbe auch Möglichkeiten: Zum Beispiel der ganze atomare Komplex ist noch nicht sanktioniert, also der ganze Bereich Rosatom hat überhaupt keine Sanktionen“, erklärte der Grünen-Politiker. „Ich glaube, darüber sollte man nachdenken, wo wir was tun können, ohne uns selbst zu schaden.“

Neben dem russischen Staatskonzern Rosatom gebe es noch viele weitere Sanktionsmöglichkeiten, so Hofreiter. „Ich bin sowieso der Meinung, dass wir versuchen müssen alle Bereiche, die irgendwie sanktionierbar sind, zu sanktionieren und dass wir deutlich machen müssen, wir unterstützen die Ukraine mit alldem, was notwendig ist. Putin wird erst dann zurückschrecken vor weiteren Attacken, wenn er versteht, dass wir wirklich stark sind.“

Die Gefängnisverwaltung im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen am Nordpolarmeer hatte am Freitag den Tod Nawalnys bekannt gegeben. Die Anwälte des Oppositionspolitikers haben den Tod bislang nicht bestätigt.