Köln | Nach der Verabschiedung des langjährigen Intendaten Heribert Malchers hat Frauke Kemmerling am 1. Dezember diesen Jahres die Leitung der Puppenspiele der Stadt Köln, im Volksmund „Hänneschen“-Theater genannt, übernommen. Heute stellte Kulturdezernent Georg Quander die neue Intendantin des Theaters vor. Kemmerling will das „Hänneschen“ offener positionieren und stärker in die Kulturmarke der Stadt Köln einbinden. Am grundsätzlichen Profil des Theaters soll sich jedoch nichts ändern: Auf der Bühne soll weiter Kölsch gesprochen werden, auch wenn die neue Leiterin den Dialekt nur in Schriftform beherrscht.

Durch eine offenere Ausrichtung will Kemmerling auch Leute ansprechen, die dem Kölschen nicht mächtig sind, sich aber für die Kölner Kultur interessieren. „Theater ist nicht nur Hören, sondern auch Sehen. Und so kompliziert, dass man unsere Stücke nicht auch anhand des Bühnenbilds und der Interaktion der Figuren verstehen könnte, sind die Geschichten nicht.“, erklärte Kemmerling. Als erste Maßnahme in diese Richtung soll das Hänneschen im kommenden Jahr erstmals an der Kölner Theaternacht teilnehmen. Außerdem sollen im Theater vermehrt Veranstaltungen von auswärtigen Organisatoren stattfinden.

Nachfolge des „Schäl“ und der „Zänkmann Kätt“ muss geklärt werden

Ein wichtiger Punkt werde zudem die Regelung der Nachfolge von Peter Ulrich und Inge von der Lohe sein, die in den Ruhestand gehen. Ulrich spielte seit 1997 den „Schäl“, von der Lohe füllte die Rolle der „Zänkmanns Kätt“ mit Leben. „Die beiden werden uns vor allem klanglich fehlen. Bei Gesängen und gemeinsamen Sprechen waren sie sehr wichtige Stimmen.“, so Kemmerling. Insbesondere die Suche nach einem Nachfolger Ulrichs könnte sich schwierig gestalten. Bewerber sollten in jedem Fall unter 1,80 Meter groß sein, damit sie unter die „Britz“, dem Sichtschutz der Puppenspieler, passen.

Des Weiteren möchte Kemmerling im Hänneschen-Theater eine nachhaltige Theaterpädagogik etablieren: „Der Förderverein des Theaters ermöglicht es Kinder und Jugendlichen zwar umsonst Vorstellungen zu besuchen. Das ist aber keine Theaterpädagogik.“ Die Schüler würden heutzutage kaum noch Kölsch verstehen, weshalb die Kulturarbeit eine Herzensangelegenheit für sie sei, so Kemmerling. Die neue Intendantin fände das Hänneschen nach eigener Aussage in einem guten Zustand vor. Die Auslastung liege bei über 80 Prozent, das Ensemble bringe im Jahr 270 Vorstellungen auf die Bühne. „Trotzdem sollte man sich nicht hinstellen und sagen, dass alles gut sei, wie es ist.“, zeigte sich Kemmerling ehrgeizig.

Die jährliche „Puppensitzung“ am 6. Januar wird das erste Stück sein, dass unter der Federführung von Frauke Kemmerling inszeniert wird. Unter dem Titel „Heidewitzka – Opera Ahoi“ sollen die Entwicklungen um die Kölner Opernspielstätte thematisiert werden.

Zur Person

Frauke Kemmerling, geboren in der Nähe von Osnabrück, kam 1987 für ihr Studium nach Köln. Sie studierte unter anderem Theatermanagement und war zunächst journalistisch tätig, ehe sie in den Kulturbereich wechselte. 1993 absolvierte sie ein einjähriges Volontariat im Hänneschen-Theater. Ab 2005 war Kemmerling Leiterin des Kulturamts der Stadt Hürth. Insofern sei sie bestens geeignet für die Aufgabe, auch wenn sie kein Kölsch spreche, erklärte Georg Quander. „Aber um dieses Theater zu leiten ist ja auch weit mehr nötig, als nur die kölsche Sprache zu beherrschen.“, so der Kulturdezernent.

Autor: Christian Bauer
Foto: Die neue Intendatin Frauke Kemmerling mit der Figur des „Speimanes“.