Köln | aktualisiert | Beim Bau der Kölner U-Bahn hat es erneut eine Panne gegeben. Seit der Eröffnung einer neuen U-Bahn-Linie zwischen dem Hauptbahnhof und dem Rathaus seien im Kölner Dom Erschütterungen festzustellen, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung am Mittwoch. Er bestätigte damit eine Meldung der „Kölnischen Rundschau“. Festgestellt wurden die Erschütterungen durch Messstationen der Erdbebenstation Bensberg, die in dem Dom errichtet sind. Zudem seien in der Kirche auch Fahrgeräusche der Züge zu hören, hieß es. Aktualisiert: Grund könnte auch ein Stück Tunnel aus dem Jahr 1968 sein. Die Kölner CDU zeigt sich besorgt und bringt das Thema vor den Kölner Hauptausschuss am kommenden Montag.

Laut der Zeitung haben sich Verantwortliche des Doms bereits in einem Schreiben ans Rathaus gewandt und auf das Problem hingewiesen. Nach Angaben des Stadtsprechers soll nun in Absprache mit den Kölner Verkehrsbetrieben eine Lösung gefunden werden. Der U-Bahn-Bau ist bereits in die Schlagzeilen geraten, weil er möglicherweise die Ursache für den Einsturz des Kölner Stadtarchivs vom März 2009 ist. Zwei Menschen kamen damals ums Leben, zahlreiche historische Urkunden, Handschriften und Nachlässe wurden beschädigt oder zerstört.

Schäden für den Dom nicht absehbar

Das Metropolitankapitel der hohen Domkirche hatte in der Vorweihnachtszeit Erschütterungen und Geräuscheinwirkungen auf der Nordseite des Domkirchengebäudes festgestellt. Zunächst beschäftigte sich Dombaumeister Michael Hauck ergebnisoffen mit den Phänomenen, konnte diese aber dann eindeutig der neuen U-Bahn-Linie 5 zuordnen. Eines seiner Ergebnisse ist, dass die Schäden die durch den U-Bahn-Betrieb an einem mittelalterlichen Gebäude, dass auf solche Belastungen nicht ausgelegt sei, unabsehbar seien. Daher schrieb das Metropolitankapitel am 3.1.2013 an den Oberbürgermeister der Stadt Köln, der der Tunnel gehört und den Vorstandssprecher der KVB Jürgen Fenske, der für den Betrieb verantwortlich zeichnet. Der Betrieb der neuen Linie wurde am 9. Dezember 2012 begonnen.

Betroffen so teilen es die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) mit sei zum einen ein Tunnel aus dem Jahr 1968 und ein im Rahmen der Nord-Südstadtbahn neu errichteter Tunnel. Die Strecke läge zwischen Dom/Hauptbahnhof und Kurt-Hackenberg-Platz. Der Tunnel läge nur wenige Meter neben der Sakristei und Schatzkammer. Dort seien Fahrgeräusche und leichte Vibrationen wahrzunehmen erklärte die KVB. Dies sei heute auch bei einem gemeinsamen Ortstermin festgestellt worden. Derzeit wollen die KVB nicht ausschließen, dass im Bereich des Domfundamentes und dem alten Tunnel aus dem Jahr 1968 eine Verbindung bestehen könne, die diese Effekte auslöse.

Erste Maßnahmen

Das Metropolitankapitel erklärte, dass das Gespräch in sehr konstruktiver Atmosphäre stattgefunden habe. Die Beteiligten seien sich darüber einig, dass sich Vibrationen und Erschütterungen in unterschiedlicher Stärke nicht nur mit inzwischen vorliegenden ersten seismologischen Messungen der Erdbebenstation Bensberg nachweisen lassen, die mehrere Messestationen im Dom installiert habe, sondern dass diese auch von den Anwesenden persönlich wahrgenommen und eindeutig den vorbeifahrenden U-Bahnen zugeordnet werden konnten. Einigkeit bestand auch darüber, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese Auswirkungen langfristig Gebäudeschäden verursachen. Zu unmittelbarer Sorge besteht jedoch kein Anlass.

Man werde sich jetzt intensiv austauschen, etwa auch alte Baupläne gemeinsam durchsehen und besprechen. Als Sofortmaßnahme werden die Züge der Stadtbahn ihre Geschwindigkeit in diesem Bereich von 30 km/h auf 20 km/ drosseln. Zudem werde eine Arbeitsgruppe eingerichtet und ein externer Schallschutzgutachter eingebunden. Der Arbeitsgruppe gehören an: Dombaumeister Michael Hauck, für die Stadt Köln Amtsleiter Gerd Neweling und für die KVB Abteilungsleiter Peter Jacobs. In drei Wochen will man die Ergebnisse auswerten und weitere Maßnahmen besprechen, so Dompropst Norbert Feldhoff.
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Stimmen aus der Kölner Politik

CDU-Fraktion entsetzt über Erschütterungen im Dom durch U-Bahn

„Dass der Kölner Dom durch Fahrgeräusche und Erschütterungen seit der Eröffnung der neuen Haltestelle am Rathaus beeinträchtigt sein soll, ist für die Mitglieder der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Köln unbegreiflich!“, so Karsten Möring, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, angesichts der aktuellen Presseberichterstattung.
Die CDU-Fraktion sei besonders besorgt darüber, dass auffällige Messungen von der Erdbebenstation Bensberg bereits bestätigt wurden, die Auswirkungen für die Kathedrale jedoch noch nicht abzusehen seien. Unmittelbar nach der aktuellen Berichterstattung habe die CDU-Fraktion daher eine Anfrage für den Hauptausschuss am kommenden Montag gestellt. Es solle nun zügig geklärt werden, wie sich der aktuelle Sachstand gestalte, wie das weitere Vorgehen von Stadt und KVB aussehe und ob der Betrieb der neuen Strecke zunächst wieder eingestellt werden muss. Die Fraktion erhoffe sich durch die Anfrage außerdem eine zügige Aufklärung der politischen Gremien, die bisher seitens Stadt Köln und KVB noch nicht über die bestehenden Probleme informiert wurde.„Da die Auswirkungen auf den Dom, seine wertvollen Schätze, die Bürgerinnen und Bürger und auch auf ganz Köln so ungewiss sind, ist schnelles Handeln gefordert. Es ist daher unglaublich, dass die Politik seitens der Stadtspitze noch nicht benachrichtigt wurde!“, so Fraktionsvorsitzender Winrich Granitzka.

Autor: dapd