Köln | aktualisiert | Ein einzigartiges Bildband über die Zeit des Nationalsozialismus in Köln hat nun Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationzentrums (NS-Dok) herausgegeben. Es trägt den Titel „Bilder einer Stadt im Nationalsozialismus. Köln 1933 – 1945.“ Das Bildband erhält 544 Seiten mit über 1.400 Fotografien. Fotografien, die zum großen Teil bislang unveröffentlicht und aus dem umfangreichen Bildbestand des NS-Dok der Stadt Köln, sowie von zahlreichen Aufnahmen von Privatpersonen stammen.

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Der Bildband „Bilder einer Stadt im Nationalsozialismus. Köln 1933 – 1945“ eröffnet einen neuen Blick auf die Geschichte Kölns im Nationalsozialismus, denn zwei drittel der Aufnahmen sind bislang noch unveröffentlicht. „Es ist kein herkömmliches Fotoband, denn es handelt sich nicht um Fotos von berühmten Fotografen. Natürlich sind auch offizielle Bilder mit dabei, aber vor allem zahlreiche Bilder aus privater Hand. Es ist die Sicht hinter der Gardine und viele Geschichten die dahinter stecken“, erklärt Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dok. Die 1.400 Fotografien zeigen den Aufstieg und die Machtübernahme der Nationalsozialisten, das Alltagsleben und die Etablierung der Herrschaft in der selbsternannten „Metropole des Westens“, sowie Krieg und Kriegsgesellschaft bis hin zur völligen Zerstörung der Stadt. Wie tief sich der Nationalsozialismus in das Leben der Kölner hineinwirkte, machen die Fotografien deutlich. „Mit 544 Seiten, 1.400 Bildrn und einer Länge von 60 Zentimetern im Querformat, ist ein gewichtiges Buch. Im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Dr. Jung. Erhältlich ist das Buch für 29,95 Euro.

Unterteilt wurde das Buch in drei Kapitel: Aufstieg und Machtübernahme der NSDAP zwischen 1926 bis 1933, Herrschaft und Alltags – Die Formierung der Gesellschaft 1934 bis September 1939 und Krieg und Kriegsgesellschaft September 1939 bis 1945. Das Bildband enthält neben den Fotografien der NS-Soldaten in ihrer Selbstinszenierung auch Fotografien von Hinrichtungen, Leichen und Massengräbern. „Ich finde es ist unsere Aufgabe auch diese Seiten zu zeigen. Das muss einfach sein, denn es gibt keine NS-Zeit-light“, so Dr. Jung. „Es ist wirklich ein emotionales Buch. Natürlich kannten wir die Bilder, bevor sie im Buch gedruckt wurden. Wir waren trotzdem alle entsetzt über die Fotos und es hat uns sehr ergriffen“, sagt Dominic Hettgen, Emons.


Hartmut Priess, „Kafi“ Biermann und „Bömmel“ Lückerath von den Bläck Föös

Musikalisch unterstützt wurde die Buchvorstellung von Hartmut Priess, „Kafi“ Biermann und „Bömmel“ Lückerath von den Bläck Föös. „Da ich 1942 geboren bin und habe die letzten Jahre des Krieges zwar erlebt, aber wirklich zurückdenken kann ich nur an die Nachkriegszeit. Ich bin überrascht wenn ich darüber nachdenke, wie viel von der Nazizeit zum Beispiel allein in der Sprache bis hin in die 50er Jahre gegangen ist“, erklärt „Bömmel“ Lückerath und ergänzt: „Es sind genau die lapidaren Alltagsbilder, die dieses Fotoband ausmachen. Es ist erschütternd zu sehen, wie damals der Alltag für die Menschen war. Was wir heute erleben ist morgen schon gestern und aus diesem Grund ist es wichtig Nachlässe zu sammeln und die Bilder abzugeben. Eine Stadt braucht ein kollektives Gedächtnis.“

Bildband, ein Aufruf an Kölner Bürger

Die Veröffentlichung des Bildbandes verbindet das NS-Dok mit einem Aufruf an die Bürger Kölns und darüber hinaus. Ihr Aufruf lautet, die Fotografien aus Nachlässen von Familienangehörigen nicht zu entsorgen, sondern diese für die Nachwelt zu sichern und dem NS-Dok zu überlassen. Einige der Schätze landen nach dem Tod der Eltern, Großeltern oder bei Wohnungsauflösungen buchstäblich in den Müll. „Einige der Fotografien, die bei uns im NS-Dok abgegeben wurden, stammen buchstäblich aus dem Müll. Eine Bürgerin hatte diese zuvor im Müll gefunden und Sie danach bei uns abgegeben“, so Dr. Jung. Deswegen der Appell und die Bitte des NS-Dok: „Geben Sie dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln Ihre Fotos – dort sind sie gut aufgehoben.“

[infobox]Festakt im NS-Dokumentationszentrum zur Vorstellung des Buches

Mittwoch, 16. November, 19 Uhr

Es sprechen Susanne Laugwitz-Aulbach, Beigeordnete für Kunst und Kultur der Stadt Köln, und der Verleger Hejo Emons. Der Journalist und Historiker Dr. Carl Dietmar wird im Gespräch mit dem Herausgeber Dr. Werner Jung und dem Grafiker Jörg Weusthoff das Buch vorstellen. Musikalische Beiträge liefern Rolly und Benjamin Brings mit Klaus dem Geiger sowie das Marcus Reinhard Ensemble.

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Autor: Irem Barlin