Es sei durchaus nicht leicht gewesen, eine geeignete Person zu finden, die auf das anspruchsvolle Profil des Geschäftsführers und Vorstandsvorsitzenden passt, erklärte heute Georg Quander, Kölner Kulturdezernent und noch bis Oktober 2011 kommissarischer Geschäftsführer der Stiftung Stadtgedächtnis. Bei der bisherigen Arbeit der Stiftung wurden vor allem die Strukturen für die zukünftige Arbeit geschaffen. Eine Entscheidung bezüglich der langfristigen Strategie der wohl jahrzehnte dauernden Arbeiten zur Restauration und zum Wiederaufbaus wollte man bewusst der neuen Leitung der Stiftung überlassen. Hierfür haben die Gründer ein „Gesicht“ gesucht, dass sowohl den geschäftlichen, aber auch den inhaltlichen Herausforderungen genügt. Schließlich sei nach einer der größten Katastrophen, bei der eine enorme Menge an Kulturgut zerstört worden ist, eine Person mit Visionen und Zielen an der Spitze der Stiftung nötig. Dr. Lafaire habe sich als der Richtige erwiesen, da er das verloren gegangene kollektive Gedächtnis für die zukünftigen Generation wieder zugänglich machen will.

Von mittelalterlicher Reimchronistik bis Private Banking
Besonders wichtig sei es, die Quellen aus dem Verborgenen ans Licht zu führen, berichtete Lafaire, der ab Oktober die Stiftung Stadtgedächtnis als Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer leiten wird. Nicht nur aufgrund seiner 16-jährigen Erfahrung bei der Deutschen Bank fühle er sich der Aufgabe gewachsen, sondern weil er als promovierter Literaturwissenschaftler auch durchaus den Duft aus vielen Archiven kenne und die sinnliche Erfahrung der Arbeit mit Archivalien schätze. Mit voller Anstrengung wolle er in Köln eine Marke aufleben lassen und seine Erfahrung zu Generierung von Einnahmen nutzen. Nach seinem Studium der Germanistik, Mittleren- und Neueren Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte in Frankfurt am Main und diversen Forschungsaufenthalten in Lille, Turin, Florenz und Rom promovierte Lafaire 1993 mit einer Arbeit zur Spätmittelalterlichen Reimchronistik in Deutschland und Italien. Anschließend arbeitete er im Stadtmarketing, sowie in der Betreuung und Ansiedlung von Unternehmen in Frankfurt am Main ehe er zur Deutschen Bank wechselte. Nach mehrjähriger Tätigkeit wirkte er dort vor allem Bereich des Private Bankings. Abgesehen davon kann er heute auf einige Tätigkeiten als Lehrbeauftragter und die Aktivität als Gründungsbeirat beziehungsweise Initiator und Vorstand zweier Stiftungen zurückblicken. Die Suche nach einem geeigneten Kandidaten, der sowohl ein tiefes Verständnis für die Archivalien, als auch die notwendige finanzielle Ausstattung einer Stiftung hat, sei mit Dr. Lafaire zu einem erfolgreichen Ende gekommen, so Quander.

Stiftungsvermögen von 7,3 Millionen Euro
Die vor einem Jahr gegründete Stiftung wurde von der Stadt Köln bisher mit 2 Millionen Euro und vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Bund jeweils mit einer Millionen Euro unterstützt. Nach Angaben der Rheinischen Post vom 30.9.2004 hatten beim Wiederaufbau der Anna Amalia Bibliothek in Weimar das Land Thüringen und der Bund für die Jahre 2005 bis 2007 jährlich jeweils eine Summe von 3,5 Millionen Euro zugesagt. Vom Stiftungsvermögen in Köln wurden bisher ca. 100.000 Euro in eine groß angelegte Gefriertrocknung von Archivalien investiert. Bei diesem Vorgang, einer Vorbereitung der eigentlichen Restauration, wurden die deformierten und bakterienbefallen Personalakten wieder blätterbar gemacht und können in den folgenden Arbeitsschritten besser vom Schmutz und Staub befreit werden.

Infobox Vermögen der Stiftung Stadtgedächtnis
Stiftungskapital: 4.230.000 €
– Stadt Köln: 2.000.000 €
– Land NRW: 1.000.000 €
– Erzbistum Köln: 100.000 €
– Ev. Landeskirche Rheinland: 20.000 €
– Bund: 1.000.000 €
– Kunsthaus Lempertz Köln: 60.000 €
– Freunde des Historischen Archivs 50.000 €
Spenden: 3.087.705,64 €
Stiftungsvermögen insgesamt: 7.317.705,64 €

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