„Für die Familien der Todesopfer und für viele Verletzte ist die Katastrophe  weiterhin täglich schmerzhaft präsent. Eltern trauern um ihre Kinder. Zwei Halbwaisen vermissen ihre Mütter“, sagt heute Dr. Uwe Rieske, Landespfarrer für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland. 16 Monate nach der Katastrophe zog er heute eine Zwischenbilanz ihres Einsatzes bei und nach der letzten Loveparade. In den Stunden und Tagen des Loveparade-Unglücks haben sich etwa 130 evangelische und katholische Notfallseelsorger um Überlebende, Augenzeugen und Rettungskräfte bemüht. Zudem wurde bis zum 5. September eine notfallseelsorgliche Präsenz am Unglücksort gewährleistet. Gesprächsangebote gab es auch für belastete Rettungskräfte und Ersthelfer.

Gedenkfest zum Jahrestag

Wenige Tage nach dem Unglück wurden für Betroffene des Unglücks eine telefonische Hotline und eine E-Mail-Beratung eingerichtet, um Rat und weiterführende Hilfen anzubieten. Nach dem Ökumenischen Gottesdienst in der Salvatorkirche Duisburg am 31. Juli 2010 wurden für die verletzten Überlebenden und für die Angehörigen der Todesopfer in 2010 und 2011 jeweils sechs Treffen angeboten. „Diese Treffen wurde von multiprofessionellen und in der Katastrophennachsorge erfahrenen Teams aus Seelsorgerinnen, Traumapsychologen und Trauerbegleitern moderiert und begleitet“, so Pfarrer Uwe Rieske. Eine besondere Bedeutung hatte nach seinen Angaben der erste Jahrestag des Unglücks. „Die Notfallseelsorge gestaltete in Kooperation mit der nordrheinwestfälischen Staatskanzlei neben der Feier in der MSV-Arena zudem Treffen für die traumatisierten Überlebenden und für die Angehörigen der Opfer, gewährleistete eine Präsenz am Unglücksort und organisierte Angebote für belastete Einsatzkräfte“, berichtete der Chef der rheinischen Notfallseelsorge.

Zum Jahrestag waren aus den Familien von 20 der 21 Opfer insgesamt etwa 450 Angehörige und Freunde angereist. An den Treffen der Verletzten in 2010/2011 haben insgesamt mehr als 120 Betroffene teilgenommen. Im November 2011 wurde erstmals ein gemeinsames Treffen für Angehörige und verletzte Überlebende mit einem gemeinsamen Besuch des Unglücksortes angeboten. Notfallseelsorger Rieske: „Hier kam es zu bewegenden Begegnungen, bei denen Angehörige mit überlebenden Augenzeugen ins Gespräch kamen, die die letzten Lebensminuten ihrer Liebsten miterlebt hatten.“ Auch drei Treffen zum Erhalt des Unglücksortes, der für Angehörige wie Überlebende besondere Bedeutung hat, wurden durch die Notfallseelsorge moderiert. Dank zahlreicher Spenden wird es nach Einschätzung Rieskes möglich sein, weitere Treffen für die Angehörigen der Opfer und für die verletzten Überlebenden zu finanzieren und eine seelsorgerlich und traumatherapeutisch begleitete Selbsthilfegruppe für die traumatisierten Überlebenden einzurichten. Auch zum Jahrestag 2012 wird es – wenn die Betroffenen dies wünschen – Angebote für die Betroffenen geben.

[cs]