Grüne wollen Tochter von Neonazi-Opfer für Bundesversammlung nominieren
 Die Grünen in Nordrhein-Westfalen wollen bei der anstehenden Wahl des Bundespräsidenten eine Tochter eines Opfers der Neonazi-Terrorserie mitwählen lassen. Dies berichtet die "Rheinische Post" (Mittwochausgabe). Weil der Bundespräsident oberster Repräsentant aller Menschen sei, die hier ihre Heimat haben, sei es "wichtig, dass an seiner Wahl auch eine Bürgerin teilnimmt, deren Vater von den Neonazis der Zwickauer Terrorzelle ermordet wurde", sagte Grünen-Fraktionschef Reiner Priggen der Zeitung. Wie viele andere Familien habe die in Dortmund lebende Frau großes Leid, Angst und unerhörte Verdächtigungen erfahren müssen. "An Joachim Gauck knüpfen wir damit auch die Hoffnung, dass er neben der Freiheit die Integration zu einem seiner großen Themen macht", so Priggen.

Ex-NRW-Minister Laschet fordert mehr Mitgefühl mit den Opfern
Der frühere nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) hat mangelndes Mitgefühl für die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) beklagt und sieht einen deutlichen Unterschied zum Umgang mit Opfern des Linksterrorismus in den 1970er-Jahren. Damals habe man "mit den Familien von Hanns Martin Schleyer, Jürgen Ponto, Generalbundesanwalt Buback und anderen über Wochen gezittert, getrauert und gebetet. Dieses Mitgefühl war echt und aufrichtig und hatte den Linksterrorismus der RAF isoliert", sagte CDU-Bundesvorstandsmitglied Laschet der Zeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe). Die Opfer des Rechtsextremismus seien jedoch selbst verdächtigt worden, mit Begriffen wie "Döner-Morde" oder "Soko Bosporus" verhöhnt und in ihrer Trauer allein gelassen. Laschet lobte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der zentralen Gedenkfeier am Donnerstag in Berlin sprechen werde. "Der Trauerakt bietet die Chance, jetzt zu einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl aller in Deutschland Lebenden zu finden." Man brauche eine neue Form der Wahrnehmung und des Mitgefühls für die Opfer, die willkürlich ermordet worden seien. Indes hat die Bundesregierung die Zahl rechtsextremer Mordopfer seit der Wiedervereinigung nach oben korrigiert. In der offiziellen Statistik des Bundesinnenministeriums werden jetzt 58 Todesopfer angegeben.

[dts]