Köln | Im 17. Jahr hintereinander meldet das NS-Dokumentation einen neuer Besucherrekord: 92.777 Menschen kamen – so der jetzt vorgelegte „Jahresbericht 2018“ – in die Erinnerungs-, Forschungs- und Ausstellungsstätte – vier Prozent mehr als 2017.

Die Überraschung: Es waren überwiegend Einzelpersonen (53.527), häufig Touristen. Geführte Gruppen (42 Pozent der Besucherzahlen) folgen in der Besucherstatistik an 2. Stelle. Hier wurden bei den vom NS-Dok bestellten bzw. angebotenen 2.193 Führungen und Workshops 31.600 Teilnehmer gezählt. 7.650 Personen organisierten eigene Führungen. Auf der Internetplattform TripAdvisor lauteten 58 Prozent der 1.254 Bewertungen „ausgezeichnet“.

Neun Sonderausstellungen fanden großen Zuspruch

Neun Sonderausstellung wurden im Vorjahr angeboten. Themen waren unter anderem der Warschauer Aufstand 1944, das antijüdische Pogrom von 1938 in Köln und die Rezeption von Martin Luther in der NS-Zeit. Vor allem unter Jugendlichen – so Hausherr Werner Jung – fand die neu gestaltetet Ausstellung über Anna Frank großen Zuspruch. Allerdings wird der Besuch von Sonderausstellungen nicht gesondert erfasst, da er im Eintrittspreis erhalten ist.

Schon seit Jahren nicht mehr erfasst wird, woher die Schulen kommen, die das NS-Dok besuchen. Auf die Frage, wie es mit Kölner Schulen aussieht – es waren immer verblüffend wenig –, verwies Jung in der Vergangenheit diplomatisch immer auf das individuelle Engagement der jeweiligen Lehrer und Lehrerinnen. Auf die Frage, ob der Besuch nicht einmal in der Schulzeit zur Pflicht gemacht werden könne, hat er nur ein freundliches Lächeln übrig. Aber er hätte gerne das Geld für eine umfangreiche Besucherbefragung.

Ab Juli können die beiden oberen Etagen umgebaut werden

Mit sechs Monaten Verspätung werden Mitte des Jahres werden Rechtsamt und Personalrat aus den beiden oberen Etagen des EL-DE-Hauses ausziehen. Dann können sie wie schon 2017 beschlossen zum „Haus für Erinnern und Demokratie“ ausgebaut werden. Eine Arbeitsgruppe des NS-Dok hat schon ein Konzept dafür ausgearbeitet. Eine Spendenaktion – unterstützt von vielen Köälner Künstlern – brachte dafür über 140.000 Euro zusammen.

Zwei Wanderausstellungen hat das NS-Dok konzipiert: „Philibert und Fifi“ über den französischen Zwangsarbeiter und Zeichner Paul Philibert Charrin und „Jugend im Gleichschritt?“ über die Hitlerjugend wurden inzwischen auch in anderen deutschen Städten und in Österreich präsentiert. Außerdem nahm die Kölner Institution an einer Ausstellung des Memorial de la Shoah in Paris teil.

Der erste Band einer „Kleinen Reihe des NS-Dok“ ist erschienen

Auch 2018 erhielt das NS-Dok wieder bedeutende Sammlungszugänge, zu nennen sind insbesondere das Fotoarchiv Theo Beckers und die Schenkung von 438 Kunstwerken des jüdischen Malers Otto Schloss. Ein Arbeitsschwerpunkt sind Projekte zur Geschichte der Jugend im Nationalsozialismus. Besonders stolz ist man auf den im Berliner Metropol-Verlag erschienen ersten Band der neuen „Kleinen Reihe des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln“: die Geschichte von Henry Oster, der als Junge das KZ überlebte.

Die Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (ibs) konnte 2018 ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Die steigende Zahl der Anfragen kamen zum überwiegenden Teil aus dem Kölner Stadtgebiet. Schwerpunkt waren die „Identitäre Bewegung“ und rechtsextreme Vorfälle in Kölner Schulen.

Autor: ehu