Bonn | aktualisiert | Überraschender Machtwechsel bei der Deutschen Telekom: Konzernchef René Obermann verlässt Ende 2013 den Bonner Telekommunikationsriesen. Nachfolger an der Konzernspitze soll Finanzvorstand Timotheus Höttges werden. Das teilte der Konzern am Donnerstag nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Das kommende Jahr wollen die Manager für einen gleitenden Übergang nutzen.

Obermann will wieder „näher an den Maschinenraum“ – Der Telekom-Chef verlässt Ende 2013 auf eigenen Wunsch Deutschlands größten Telekommunikationskonzern – Der 49-Jährige will noch einmal etwas anderes machen

René Obermann hat mit 49 Jahren eigentlich alles erreicht, wovon ein Manager träumen kann. Er ist Vorstandschef eines der größten deutschen DAX-Konzerne und verdient Millionen. Privat sorgt die Ehe mit Fernsehmoderatorin Maybrit Illner für zusätzlichen Glamour. Doch jetzt will der Manager noch einmal etwas anderes machen. Zum Ende kommenden Jahres verlässt er nach sieben Jahren an der Konzernspitze auf eigenen Wunsch den Bonner Telekommunikationsriesen.

Er wolle wieder „näher an den Maschinenraum“ und wieder stärker unternehmerisch geprägte Aufgaben übernehmen, begründet der Manager den überraschenden Schritt. Schließlich sei er kein „typisches Konzerngewächs“. Bereits vor seiner Blitzkarriere bei der Telekom hatte er 1986 eine kleine Firma gegründet und sie zu einem mittelständischen Unternehmen mit mehreren hundert Angestellten entwickelt.

Details zu seinen Zukunftsplänen will der Manager am Donnerstag noch nicht nennen. Doch betont er, dass es keine verborgenen Skandale gebe, die ihn zum Abgang veranlassten. Es sei einfach der richtige Zeitpunkt für ihn, sich eine neue Aufgabe zu suchen.

Obermann steht seit November 2006 an der Spitze der Deutschen Telekom. Als er den Posten im Alter von nur 43 Jahren übernahm, galt dieser als einer der schwierigsten Jobs in der deutschen Wirtschaft. Die Festnetzkunden liefen dem ehemaligen Monopolisten in Scharen davon, die Umsätze gingen zurück. Doch Veränderungen schienen bei dem noch immer teilweise von einer Beamtenmentalität geprägten früheren Staatskonzern noch schwieriger als anderswo.

Den Kurs der T-Aktie konnte auch Obermann nicht beflügeln

Doch Obermann griff durch. Er setzte die Ausgliederung von rund 50.000 Mitarbeitern in die Tochtergesellschaft T-Service durch und nahm dafür auch den ersten Arbeitskampf der Unternehmensgeschichte in Kauf. Und er machte ernst mit der Zusammenführung von Mobilfunk und Festnetz – eine kleine Revolution im Telekom-Reich. Auch eine Serie von Skandalen wie die Telekom-Spitzelaffäre und die Entwendung von Millionen Kundendaten konnten das Image des jugendlich wirkenden Managers nicht trüben.

Dennoch erreichte auch Obermann nicht alle seine Ziele. So scheiterte der Plan, das Sorgenkind T-Mobile USA an den Rivalen AT&T zu verkaufen, am Widerstand der US-Kartellbehörden. Nun muss die Telekom versuchen, ihre Amerika-Tochter durch die Fusion mit dem Wettbewerber MetroPCS selbst wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Wertberichtigungen für die US-Tochter bescherten dem Konzern im dritten Quartal einen Verlust von 6,9 Milliarden Euro.

Auch seine Engagements in Osteuropa machen dem Konzern wegen der massiven Auswirkungen der Finanzkrise wenig Freude. Vor allem aber gelang es Obermann trotz aller Bemühungen nicht, den seit Jahren dahindümpelnden Kurs der T-Aktie zu beflügeln. Im Gegenteil: In seiner Ära verlor die Aktie mehr als ein Drittel an Wert.

Doch sieht der scheidende Konzernchef nach einer langen Durststrecke inzwischen Licht am Ende des Tunnels. Mithilfe eines fast 30 Milliarden Euro schweren Investitionsprogramms will die Telekom nach Jahren schrumpfender Erlöse 2014 endlich die Trendwende schaffen und wieder wachsen. Das wäre allerdings im Jahr eins nach Obermann.

Autor: Erich Reimann, dapd | Foto: Frank Augstein / dapd
Foto: Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom AG, Rene Obermann, in Bonn bei der Bilanzpressekonferenz fuer das Geschaeftsjahr 2012 (Foto vom 23.02.12). Obermann tritt als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom zurueck. Er habe den Aufsichtsrat um Entbindung von seinem Posten zum 31. Dezember 2013 gebeten, teilte die Telekom am Donnerstag (20.12.12) in Bonn mit.