Köln | aktualisiert | Ende 2022 wird die Oper fertig. Das versprach Bernd Streitberger, Technischer Betriebsleiter der städtischen Bühnen, noch im Vorjahr. Jetzt legte er das Ergebnis des neuen Planungsprozesses vor und korrigierte sich um sechs Monate: „Ich übergebe die Oper spielfertig im 2. Quartal 2023.“. Die Kosten steigen danach „nur“ um 1 Million auf 571 Millionen Euro.

Vor fast genau 9 Jahren fand die letzte Aufführung in der Oper statt. Danach begannen die seit Jahrzehnten überfälligen Sanierungsarbeiten – auch im benachbarten Schauspiel. Fünf Jahre sollten sie dauern, 250 Millionen Euro kosten. Doch schnell lief die Sache aus dem Ruder. War man beim Richtfest Anfang 2014 noch guter Dinge, stand schon bald fest: Aus der Wiedereröffnung 2015 wird nichts! Von den inzwischen auf über 400 Millionen Euro gestiegenen Baukosten ganz zu schweigen.

Als Oberbürgermeister Henriette Reker bei ihrem Amtsantritt 2016 das „toxische Geschenk“ – so die OB am Dienstag bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Streitberger – übernahm, habe sie sich entschlossen, die Sanierung fortzusetzen, damit das bis dahin schon ausgegebenen 300 Millionen Euro nicht vergebens sei. Damals habe sie „Transparenz, Ehrlichkeit und Berechenbarkeit“ für den weiteren Prozess versprochen. Dies werde auch durch die Veröffentlichung der aktuellen Zahlen eingelöst.

Schuld für den Pfusch am Bau war, nach Ansicht der Stadt Köln, vor allem die mangelhafte Bauaufsicht durch das Ingenieurbüro Deerns, das auch am Flughafenprojekt „BBI  Berlin Brandenburg“ – heute BER – beteiligt war. Inzwischen wurde der Vertrag mit Deerns durch die Stadt gekündigt, es läuft eine Klage auf Schadensersatz bezogen auf die Folgekosten der Kündigung  in Höhe von rund 28 Millionen Euro. Ein neues Büro wurde engagiert, dessen Kosten sind wesentlich dafür verantwortlich, dass die aktuellen Baunebenkosten so hoch sind und gut 30 Prozent der Gesamtkosten ausmachen.

Für Neuplanung 5000 Dokumente durchgearbeitet

Um den Sanierung neu zu planen, mussten für die rund 2.300 Räume 5000 Dokumente und Pläne durchgearbeitet werden, beschreibt Streitberger die zurückliegenden Monate. Eine der größeren Baustellen sind etwa die elektrischen Leitungen. So stellte man fest, dass ein Kabelschacht schon völlig unübersichtlich und überfüllt war. Hier musste komplett neu geplant und ein zweiter „Turm“ belegt werden.

Mit 63 Firmen mussten bis April dieses Jahres 93 Verträge verhandelt werden. Jeder zweite Auftrag konnte fortgesetzt werden, jeder vierte wurde gekündigt. Jetzt sind die neuen Ausschreibungen in Arbeit: „Wir haben hohe Ansprüche, der Bausektor ist derzeit allerdings überhitzt.“ Es geht um Kälte- und Wärmetechnik, um Lüftung, Elektrik und die Sprinkleranlage.

Schon komplett ist die Bühnentechnik. Damit die Garantien bis zur Aufnahme des Spielbetriebs nicht verfallen, wird die Anlage einmal im Monat unter unterschiedlichen Bedingen getestet. Mögliche Fehler könnten so bis zur Eröffnung der Spielzeit festgestellt und moniert werden.

Unklar, wann der Vorhang sich am Offenbachplatz zum ersten Mal hebt

Wann sich der Vorhang in den vier Spielstätten – Oper, Schauspiel, Kinderoper, Kleine Bühne – zum ersten Mal hebt, ist noch ungewiss. Streitberger will sie alle im 2. Quartal 2023 „schlüsselfertig“ übergeben, einzelne vorzuziehen hält er nicht für sinnvoll. Dass die Spielzeit 2023/24 schon am Offenbachplatz beginnen kann, erscheint eher unwahrscheinlich.

Im vorigen August hatte Streitberger noch gehofft, die Sanierung Ende 2022 abschließen zu können. Von den damals sechs zusätzlich eingeplanten Risikomonaten sind schon drei durch die neuen Ausschreibungen verplant, drei sind noch „offen“. Mehr will der Technische Betriebsleiter aber nicht bewilligen. Denn die würden sofort in Anspruch genommen, warnt er. So bleibt es also beim 2. Quartal 2023.

Der Kulturausschuss hat Streitbergers Vorstellung mit Zustimmung zur Kenntnis genommen.

Autor: ehu
Foto: Ruhe am Bau herrscht derzeit bei der Opernsanierung. Nach dem Pfusch müssen zahlreiche Arbeiten neu ausgeschrieben werden. Foto: ehu