Köln | Der Verein Otto Benecke Stiftung e.V. hat die Zusammenarbeit mit der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e. V.  (Ditib) gekündigt. Dies gab der Verein in einem offenen Brief bekannt. Hintergrund ist der aktuelle Vorwurf, dass einige Imame der Ditib angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung ausspioniert und Informationen an die türkischen Sicherheitsbehörden weitergeleitet haben sollen. Die Ditib selbst kündigte bereits im Dezember an, diese Vorwürfe untersuchen zu wollen.

Die Otto Benecke Stiftung e.V. hat in der Vergangenheit mehrfach partnerschaftlich und sehr konstruktiv mit dem Ditib-Bundesverband zusammenarbeiten können“, schreibt Dr. Lothar Theodor Lemper, Präsident der Otto Benecke Stiftung e.V. in einem offenen Brief an den Ditib-Vorstand. Dies gelte insbesondere für die Kooperation mit der Ditib Köln bei dem Projekt „Imame in Deutschland – Programm für Begegnung und Dialog“. Ziel der Zusammenarbeit sei es gewesen, den gegenseitigen Respekt und die Toleranz gegenüber den muslimischen Bürgern in Deutschland zu fördern. „Die Zusammenarbeit mit den türkischen Sicherheitsbehörden und die Verunglimpfung und Verleumdung türkischer Staatsbürger in Deutschland durch Imame Ihres Verbandes stehen in klarem Gegensatz zu den Werten und Grundhaltungen, die die Arbeit der Otto Benecke Stiftung e.V. seit mehr als 50 Jahren anleiten“, so Lemper. Daher lehne der Verein nun jegliche Zusammenarbeit mit dem Bundesverband oder angeschlossenen Moschee-Gemeinden ab.

Einigen Imame der Ditib wird vorgeworfen,  in den Gemeinden Gülen-Anhänger bespitzelt zu haben. „Die Vorwürfe wiegen schwer“, erklärte der Bundesverband Mitte Dezember 2016. Imame seien besondere Vertrauenspersonen und allein mit der Aufgabe der religiösen Betreuung beauftragt. „Fehlerhaftes Verhalten Einzelner darf nicht zur Beeinträchtigung der religiösen, sozialen und friedensstiftenden Tätigkeit der Imame führen“, heißt es in einer Stellungnahme der Ditib. „Wer aber außerhalb seiner eigentlichen Aufgabe tätig wird, handelt nicht in unserem Sinne. Daher wird DITIB die schwerwiegenden Vorwürfe untersuchen, und zwar sauber und transparent. Anschließend gilt: Wer sein Amt missbraucht, hat mit Konsequenzen zu rechnen. Als Verband werden wir entsprechende Maßnahmen und weitere Schritte beraten“, so die Ditib weiter.

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Autor: co
Foto: Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld