Peter Stöger daheim in Wien. Foto: Bopp

Wien | Die FC-Fans schauen dieser Tage stolz auf die Tabelle. Die Truppe von Steffen Baumgart hat sich in der oberen Hälfte festgesetzt, schnuppert an den internationalen Plätzen. Und jetzt geht es in den Schlussspurt.

Einer, der weiß, wie man einen Lauf nach Europa hat, drückt seinen früheren Schützlingen von Wien aus die Daumen.

Im Interview mit report-k.de spricht Ex-Coach Peter Stöger (55) über die Parallelen zu seiner Ära. Und verrät was er heute macht und vor hat!

Peter, kommt der FC wie 2017 nach Europa?

Stöger: Warum nicht? Unmöglich ist es nicht. In drei, vier Wochen wird man mehr wissen. Sie haben ja in vielen Bereichen gegen Mannschaften, die höher eingeschätzt werden, Punkte gemacht. Wenn sie was von unserem Glück abbekommen, das wir in der Endphase damals hatten, wäre es schön.

Denken Sie noch oft an die erfolgreiche Zeit beim FC? Weil es auch diese Parallelen gibt wie Tormaschine Tony Modeste?

Stöger: Klar ist: Wenn du als Mannschaft in den Europa Cup willst, musst du außergewöhnlich performen. Das kann eine außergewöhnliche Defensive sein, oder die Treffsicherheit von Tony, das brauchst du. Das Kollektiv muss es machen, und solche Faktoren müssen herausstechen.

Zwei, die sich verstanden, auch im Karneval: Peter Stöger und Tony Modeste. Foto: Bopp

Peter Stöger: „Torjäger sind sensibler als alle anderen“

Wie erklären Sie die „Renaissance“ von Modeste?

Stöger: Er ist jetzt fit, das war die letzten Jahre nicht so. Wenn er fit ist, ist er ein richtig guter Stürmer, mit der Abschlussqualität, dem Kopfballspiel, er ist schwer zu verteidigen. Steffen hat das hingekriegt.

Denn Torjäger sagen es nicht, aber sie sind sensibler als alle anderen. Zu ihnen muss man einen besonderen Draht haben. Wie übrigens auch in Freiburg Christian Streich mit Nils Petersen. Der spielt selten von Anfang an, aber funktioniert.

Peter Stöger und Köln – das war eine ganz besondere Beziehung. Foto: Bopp

Was hat Baumgart im Vergleich zu Vorgänger Gisdol richtig gemacht?

Stöger: Die Mannschaft hat vom Start weg Luft gehabt, von den Punkten funktioniert. Wenn du von Anfang an im Abstiegskampf bist, ist es schwer.

Man darf nicht vergessen, dass Tony permanent trifft, auch Mark Uth, der zurück kam, ist ein außergewöhnlicher Spieler. Was ich höre: Die Zusammenarbeit von Steffen mit der Gruppe funktioniert top.

Peter Stöger: Torwart-Entscheidung gibt dem Trainer Recht

Hat Sie die Torwart-Entscheidung überrascht?

Stöger: Ja. Auf Distanz hat es mich überrascht, weil es für mich eine gesetzte Geschichte war, seit ich dort war.

Aber beim Torwartthema habe ich mich auch immer versucht rauszunehmen. Am Ende muss man sagen: Die Ergebnisse geben dem Trainer Recht. In dem Fall auch.

Was sind jetzt Ihre Ziele? Arbeiten Sie bald wieder als Trainer?

Stöger: Es ist möglich. Sky Österreich unterstütze ich bis Sommer, kommentiere die Champions League Übertragungen, auch kommende Woche in München das Duell mit Salzburg. Das ist eine spannende Phase jetzt, und das mach ich gern.

Ansonsten wird man sehen was kommt. Die letzten zweieinhalb Jahre waren sehr intensiv, die Pause bis Sommer tut mir gut. Dann wird man sehen was kommt. Es ist allgemein schwierig was zu planen. Weil keiner einschätzen kann was passiert. Ich fühle mich wohl, dass ich nah bei der Familie in Wien bin.

Auch Borussia Dortmund betreute der Wiener kurz nach seiner Zeit in Köln. Foto: Bopp

Identifizieren Sie sich bei den kolportierten Summen noch mit dem Fußball-Geschäft?

Stöger: Es ist wie in allen Bereichen. Fußball ist ein Wirtschaftszweig geworden. Wenn ich sehe was eine Wohnung kostet, frage ich mich auch: Wie sollen sich die Leute das leisten? Es würde jeder für die Hälfte auch machen, aber wenn man das Doppelte nehmen kann – wer täte das denn nicht?

Verfolgen Sie den Krieg in der Ukraine oder blenden Sie das lieber aus?

Stöger: Soweit mein Intellekt geht, bin ich politisch interessiert. Klar ziehe ich mir das alles rein. Am Ende mach ich mir am meisten Sorgen, weil ich von jedem Politiker höre, dass jeder „überrascht ist“, dass was passiert.

Ob das eine Virus-Variante ist oder jetzt beim Einmarsch. Dann ist die Frage: Von was werden wir noch überrascht?

Sehen Sie Ihre Zukunft eher in Österreich? Oder wann sehen wir Sie mal wieder in Köln?

Stöger: Man muss sehen was mit Russland und dem Virus wird. Aber fürs Frühjahr habe ich schon vor menen Leute zu treffen in Deutschland und meine Runde zu machen. In Köln und Dortmund.