Symbolbild platter Reifen

Köln | Wir sind „The Tyre Extinguishers“ stellt sich eine Gruppe von Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten im Netz vor. Deren Bekanntheit erhöhte sich durch Medienberichte in den vergangenen Tagen. Ist die Gruppe „The Tyre Extinguishers“ in Köln aktiv, wollte report-K von der Kölner Polizei wissen.

Wer sind „The Tyre Extinguishers“?

Auf der Startseite ihrer Website schreibt die Gruppe: „Wir sind Menschen aus allen Gesellschaftsschichten mit einem Ziel: Wir wollen den Besitz eines großen, umweltschädlichen Geländewagens in den städtischen Gebieten der Welt unmöglich machen. Wir wehren uns gegen den Klimawandel, die Luftverschmutzung und unsichere Fahrer.“ Und sie tun was? Sie lassen die Luft aus den Reifen von SUV und begründen diese Aktion damit, dass sie den Komfort der Fahrerinnen und Fahrer dieser Vehikel minimieren. Damit blockieren sie, anders als etwa die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ nicht Straßen und damit auch Menschen, die etwa einen Klein- oder Elektrowagen fahren, sondern richten ihre Aktionen direkt gegen Fahrer großer und schwerer Fahrzeuge. Sie zerstechen aber keine Reifen, sondern sie machen sie einfach platt und hinterlassen ein Bekennerschreiben.

Das Flugblatt der „The Tyre Extinguishers“ wie es im Internet zum Download zur Verfügung steht. | Screenshot

Damit die Aktivistinnen und Aktivisten erkennen, welche Fahrzeuge die Gruppe meint gibt es eine Galerie auf der Website mit Fahrzeugen von Herstellern wie Land Rover, Volvo, Jeep, Nissan oder Toyota. Die Aktionen seien einfach planbar und durchführbar. Das Bekennerschreiben solle ausgedruckt werden und danach gibt es eine Anleitung wie ein Reifen platt gemacht wird. Kappe abschrauben und kleine Bohnen, die Gruppe bevorzugt grüne Linsen, einstecken, damit der PIN heruntergedrückt wird und so der Reifen Luft verliert. Das Bekennerschreiben gibt es in 16 Sprachen als PDF zum Herunterladen. Das Bekennerschreiben beginnt so: „Achtung – Ihr Spritfresser ist tödlich. Wir haben bei einem oder mehreren Ihrer Reifen Luft abgelassen. Sie werden wütend sein, aber nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto.“ Diese Bekennerschreiben werden an der Windschutzscheibe angebracht, um Autofahrer nicht nur zu informieren, sondern auch zu warnen.

Ausdrücklich fordert die Website dazu auf, die Inhalte der Seite zu stehlen. Dort heißt es: „„Steal This Website – We are a leaderless, autonomous movement of groups that act independently. You can create your own tyre-extinguishing group. Our movement has spawned groups like The DundeeFlators (Scotland), ‘Reifenbande Wien’ (Tyre Gang Vienna), Les Degonfleurs (France), SUVVersive (Italy). We aren’t precious about our logo, our content, any of that. It’s all free to use. We want this idea to spread across the world, until it becomes impossible to own an SUV. So create your own website and social media accounts for your local group. Steal this website, steal our logo, steal our idea!” Der Ursprung der Aktivistengruppe soll in Großbritannien liegen.

Wenige Kölner Fälle

In Köln scheint die Gruppe nicht besonders aktiv zu sein. So schreibt die Polizei Köln auf Anfrage von report-K: „Seit 2022 wurden bei der Polizei Köln knapp 50 entsprechende Fälle zur Anzeige gebracht, davon etwa 75 Prozent im Jahr 2023. Eine vermehrte Tatbegehung ist im Bereich des Polizeipräsidiums Köln aktuell nicht festzustellen.“ Die meisten Fälle ereignen sich in Berlin und im Umland der Hauptstadt. Im Oktober 2023 wollen die Aktivistinnen und Aktivisten alleine in vier Ländern, darunter Deutschland bei 200 SUV die Luft aus den Reifen gelassen haben. Alleine in Berlin gab es mehr als 1.000 Fälle in 2023. Wie viele SUV in Köln aktuell zugelassen sind zeigt die amtliche Statistik der Stadt Köln nicht. Die Kölner Statistischen Nachrichten 2/2023 melden 576.139 angemeldete Kraftfahrzeuge ohne Anhänger.

Offen bleibt die Frage nach der Strafbarkeit der Handlung der Aktivistinnen und Aktivisten von „The Tyre Extinguishers“. In der Regel leiten die Behörden ein Verfahren wegen Sachbeschädigung und gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr ein. Dabei ist die Frage der Sachbeschädigung fraglich, da die Aktivistinnen und Aktivisten die Reifen ja nicht kaputt machen, etwa indem sie diese zerstechen würden. Sie lassen lediglich die Luft heraus. Und mit einer handelsüblichen Luftpumpe für rund 37 Euro, ökologisch mit dem eigenen Fuß betrieben, ist der Reifen schnell wieder aufgepumpt. Der Vorwurf könnte sich aus einer nicht unerheblichen Beeinträchtigung juristisch ergeben. Und wie gelingt die Zuordnung Tat und Täter. Trägt dieser Handschuhe können nur sehr schwer Spuren gesichert werden. Oft wird der Staatsschutz eingeschaltet, da die Behörden hinter den Taten eine politische Motivation erkennen.