Ist Instagram glaubwürdig?

Köln | Am Institut für Psychologie an der Universität zu Köln hat sich die Abteilung Sozial- und Medienpsychologie mit der Frage beschäftigt wem Userinnen und User bei politischen Nachrichten mehr Glauben schenken: Traditionellen Medienmarken oder Influencern? Das Ergebnis verdichtet frühere Erkenntnisse und erweitert diese.

Es waren 2008 die Forschenden Trepte, Reinecke und Behr, die Blogs mit Tageszeitungen verglichen und zu der Erkenntnis gelangten, dass es keinen Unterschied in Abhängigkeit des medialen Kontextes gab: Bewertet werden die Inhalte und nicht die Quelle. Diese Erkenntnis stützt jetzt eine Studie von Forschenden der Universität zu Köln mit einer Stichprobe von 416 Teilnehmenden zu Instagram. Die Expertise desjenigen der auf Instagram postet ist in der Wahrnehmung wichtiger als die Medienquelle. Nachrichtenquellen auf Instagram, die als sachkundig wahrgenommen werden, erzeugen eine höhere Glaubwürdigkeit. Die Studie zeige, dass Anzeichen von politischer Expertise gegenüber keiner Expertise der Quelle statistisch bedeutsam dazu beitragen, dass sowohl die Quelle als auch deren Nachrichten als glaubwürdiger wahrgenommen werden.

Glaubwürdigkeit

Zudem führte politische Sachkenntnis zu einem höheren Interaktions- und Verbreitungsverhalten seitens der Instagram-Nutzer, da diese eine stärkere Neigung äußerten, mit den Nachrichten zu interagieren oder sie selbst über soziale Netzwerke zu teilen. Der Typus der Quelle, das heißt, ob es sich um einen Influencer oder ein klassisches Nachrichtenmagazin handelte, hatte jedoch keinen signifikanten Einfluss auf die Glaubwürdigkeitseinschätzungen.

Das Forschungsteam um den Medienpsychologen Professor Dr. Dr. Kai Kaspar hat die Ergebnisse der Studie unter dem Titel „Political news on Instagram: Influencer versus traditional magazine and the role of their expertise in consumers‘ credibility perceptions and news engagement“ in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology veröffentlicht.

Traditionelle Medienformat versus Influencer

„Die Studie macht deutlich, dass der augenscheinlichen Expertise einer Nachrichtenquelle mehr Bedeutung bei der Bewertung der von ihr veröffentlichten Nachrichten zukommt als der Art der Quelle“, so Professor Dr. Dr. Kai Kaspar. Es scheine aus Sicht des Publikums weniger entscheidend zu sein, ob die Quelle ein traditionelles Medienformat oder ein Influencer ist, womit sich kritische Folgefragen zu bestehenden Qualitätsstandards in der Berichterstattung und der Reichweite von unterschiedlichen Informationsquellen ergeben, so der Wissenschaftler. „Das Ergebnis ist wichtig für die Medienbildung, indem beim Publikum ein stärkeres Bewusstsein für unterschiedliche Quellenformate und deren Arbeitsprozesse geschaffen und sinnvolle Kriterien für die Einschätzung von inhaltlicher Expertise vermittelt werden sollten. Einschränkend kann unsere Studie aber noch nicht beantworten, ob die gefundenen Effekte für alle Personengruppen und Kulturen zutreffen. Die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse muss mit Folgestudien abgeklärt werden. Zudem untersuchen wir bereits, welche konkreten Strategien das Publikum bei der Informationsbewertung und Identifikation von Falschinformationen anwendet“, fasst Professor Kaspar zusammen.

ag