Köln | aktualisiert 12:54 Uhr, 17:21 Uhr, 28.8.2012 | Nach der tödlichen Attacke eines Tigers auf eine Tierpflegerin im Kölner Zoo [report-k.de berichtete] prüfen die Ermittler die genauen Umstände des Unfalls. Die Tierpflegerin soll an einem Biss im Genick gestorben sein. Die Tierschutzorganisation Endzoo hat eine Überprüfung der Sicherheitsstandards in Tierparks gefordert. Der Vorfall in Köln hätte laut der Organisation verhindert werden können. Die Bezirksregierung Köln hat das Gehege untersucht, um zu prüfen, ob der Arbeitsschutz eingehalten wurde.

28.8., 12:21 Uhr > Tierpflegerin in Köln starb an Tigerbiss im Genick

Die im Kölner Zoo von einem Tiger getötete Tierpflegerin starb wohl an einem Biss im Genick. Das vorläufige Obduktionsergebnis habe ergeben, dass die Raubkatze ihr die Halswirbelsäule durchtrennt habe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag. Die Frau sei vermutlich sofort tot gewesen.

17:36 Uhr > Tierschützer fordern Haltungsverbot für Wildtiere

Die Unfälle zeigten, dass deutsche Zoos den souveränen Umgang mit Wildtieren nicht beherrschten, kritisierte Animal Public. „Vielmehr sind die Anforderungen, die Wildtiere an ihre Umgebung stellen, generell von einem Zoo nicht zu erfüllen“, hieß es. Auch andere Tierschutzorganisationen wie Peta und Endzoo forderten ein Verbot der Haltung von Großkatzen in Zoos. Tierschützer Frank Albrecht von der Tierschutzorganisation Endzoo sagte auf dapd-Anfrage: „Es gibt mehr Sibirische Tiger in Gefangenschaft als in freier Wildbahn. Auswildern könne man diese Tiere nie. „Sie würden nicht überleben, weil sie das Jagen nicht gelernt haben.“ Zudem seien die Arterhaltungsprogramme der Zoos ineffizient. Durch diese von den Zoos betriebene Inzucht erkrankten die Nachkommen und seien zudem nicht überlebensfähig.

17:21 Uhr > Bezirksregierung prüft Arbeitsschutz im Kölner Zoo

Mitarbeiter der Kölner Bezirksregierung haben heute das Tiger-Gehege im Kölner Zoo untersucht. Geprüft werden sollte, ob der Zoo seiner Pflicht als Arbeitgeber nachgegangen sei und ausreichend Maßnahmen zum Arbeitsschutz der Tierpfleger erfüllt habe. „Als Arbeitgeber ist der Zoo dazu verpflichtet, die Gehege technisch und organisatorisch so auszustatten, dass keine Gefahr für Leib und Leben der Mitarbeiter besteht“, erklärte heute ein Sprecher der Bezirksregierung gegenüber report-k.de. Dazu müsse der Zoo selbst eine Gefährdungsbeurteilung vornehmen und die Gehege entsprechend ausrüsten. Ergebnisse der heutigen Untersuchung liegen noch nicht vor. Zunächst sollen die gesammelten Eindrücke nun ausgewertet werden. Genaue Vorgaben gibt es für die bauliche und technische Ausrüstung nicht. Es gibt jedoch einen Leitfaden „Wildtierhaltung – sicher und gesund für Mensch und Tier“, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. An diesem Leitfaden haben Fachleute des Verbandes Deutscher Zoodirektoren e. V. (VDZ), der Deutschen Tierpark-Gesellschaft e. V. (DTG), des Deutschen Wildgehege-Verbandes e. V. (DWV) und des Berufsverbandes der Zootierpfleger e. V. (BDZ) mitgearbeitet. Dieser Leitfaden enthält etwa Hinweise dazu, wie Gehege, Arbeitsräume oder Verkehrswege auch baulich ausgestattet sein sollten.

12:54 Uhr > Tierschutzorganisation fordert Überprüfung der Sicherheitsstandards

Die Tierschutzorganisation Endzoo hat nach der tödlichen Attacke eines Tigers auf eine Pflegerin im Kölner Zoo eine Überprüfung der Sicherheitsstandards in Tierparks gefordert. Es gebe mittlerweile Systeme, die ein gefahrloses Öffnen und Schließen von Schleusen und Gehegen garantierten, teilte Endzoo am Montag mit. Offenbar sei das System in Köln nicht installiert gewesen oder hatte Mängel. Die Tierschutzorganisation kritisierte weiter, es sei fahrlässig, dass sich die verunglückte Pflegerin ganz offensichtlich alleine bei den Tigern befand. „Wir meinen, dass der Tod der Mitarbeiterin und des Tigers hätten verhindert werden können.“ Es sei verwunderlich, dass der Tiger die Pflegerin nicht zerfleischt habe. „Das zeigt, dass er sie nicht angegriffen hat, weil er hungrig war“, sagte Albrecht. Vielmehr müsse es aus einer Art Spieltrieb heraus geschehen sein. Endzoo forderte, es müsse nun bundesweite Sofortkontrollen und eine Überarbeitung aller Zoo-Sicherheitsstandards geben.

Frankfurter Zoo überprüft Sicherheitsstandards

Der Frankfurter Zoo hat bereits reagiert und seine Sicherheitsvorkehrungen überprüft. Das sagte Zoodirektor Manfred Niekisch am Montag im Hörfunksender HR-Info. „Wir können uns nicht vorstellen, dass so etwas bei uns passiert“, fügte er hinzu. Zugleich verteidigte er den Kölner Zoodirektor gegen Kritik an der Erschießung des Tigers nach der Attacke. „Man musste nach dem Angriff davon ausgehen, dass die Pflegerin noch lebte“, sagte Niekisch. Eine Betäubung des Tigers aber hätte etwa 15 Minuten gedauert. „Der Kölner Kollege hatte keine andere Wahl“, fügte der Frankfurter Zoodirektor hinzu. Der Kölner Zoo wollte sich am Montag nicht dazu äußern, ob aus dem Unfall Konsequenzen bei den Sicherheitssystemen gezogen werden.

Die Staatsanwaltschaft untersucht derweil die genauen Umstände des Unfalls. „Die Ermittlungen dauern an“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es werde nun geprüft, was letztendlich in dem Gehege passiert sei. Es werde in alle Richtungen ermittelt, beispielsweise auch, ob die Sicherheitsvorkehrungen des Zoos ausreichend waren. Derzeit geht die Staatsanwaltschaft von einem Betriebsunfall aus.

Autor: dapd | Foto: Roberto Pfeil/dapd
Foto: Die Amur-Tiger (Panthera tigris altaica) Hanya (r.) und Altai, der die Pflegerin verletzte und anschließend getötet wurde, gehen in Koeln im Zoo nebeneinander. Das Tigerpaar brachte zu letzt die drei Tigerbabys zur Welt.