Köln | Die Kölner Polizei stellte heute die Kriminalitätsentwicklung für das Stadtgebiet Köln im Jahr 2015 vor. Vergleicht man nur die Zahlen von 2015 mit dem Vorjahr 2014, so zeigt die Statistik einen Rückgang in den Deliktfeldern Straßenraub, Taschendiebstahl und Betrug. Allerdings kaum Veränderungen in den Bereichen Einbruch, Diebstahl an und aus Kraftfahrzeugen und ausländerrechtliche Verstöße. Die Vorfälle der Silvesternacht sind in der Kriminalitätsstatistik 2015 nicht enthalten.

Die Kriminalitätsentwicklung 2015 bleibt in Köln mit insgesamt 155.510 Fällen sehr hoch. Die Aufklärungsrate lag 2015 bei 43,03 Prozent. Besonders im Fokus der Polizei stehen dabei Wohnungseinbrüche und Taschendiebstähle, so Polizeipräsident Jürgen Mathies. Die im Vergleich zum Vorjahr angestiegene Kriminalitätsrate bei Wohnungseinbrüchen (+179 Einbrüche) stellt nicht nur die Behörden unter Druck, sondern auch Hausbesitzer und Mieter. Die Polizei Köln fordert von diesen weitere Vorbeugemaßnahmen: „Es geht darum, es den Einbrechern so schwer wie möglich zu machen“, so Mathies. Das im letzten Jahr testweise angebotene Einbruchs-Radar, soll auch in diesem Jahr – wie vom Innenministerium angekündigt – angeboten werden, so die Kölner Polizei. Beim Einbruchs-Radar stellt die Polizei Übersichtskarten zur Verfügung, in der die Wohnungseinbrüche (inklusive Versuche) der zurückliegenden Wochen, die in den einzelnen Stadtteilen verzeichnet worden sind, aufgeführt werden.

Als weiteres Problemfeld definiert die Kölner Polizei Taschendiebstähle – nicht nur seit den Geschehnissen in der Silvesternacht 2016. Zwar konnte die Kölner Polizei einen Rückgang von insgesamt 1.152 (7,94 Prozent) Fällen aufweisen, aber es bleibt mit 12.860 Fällen in Köln noch immer ein Problemfeld. Die Gesamtschäden belaufen sich auf rund vier Millionen Euro. Dieser Betrag beinhaltet nicht nur Smartphones und andere elektronische Geräte, sondern auch Bargeld. In Zusammenarbeit mit der Bundespolizei konnte die Polizei Köln 830 Festnahmen bei Taschendiebstahl durchführen.

Silvesternacht in Köln: „Sexualdelikten und Diebstahl sagen wir den Kampf an“

Die Übergriffe in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof (HBF) hat die Polizei und die Stadt Köln mit voller Wucht getroffen, so Mathies: „Die Stadt Köln wurde polizeilich und gesellschaftlich auf die Probe gestellt. Wir werden uns nachhaltig und mit voller Macht dagegen stellen.“ Mathies erklärte auch, dass solch ein Vorfall nicht nur allein von der Polizei überwältigt werden kann und nach einer engen Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und dem Ordnungsamt Köln verlangt. Eine verstärkte Präsenz vor Ort – insbesondere an Feiertagen, Wochenenden und Nächten – seien daher ohne Frage die nächsten Schritte um präventiv vorzugehen, so Mathies und ergänzt: „Da wo Ordnung verloren geht, geht auch die Sicherheit verloren.“ Deshalb wird die Polizei von nun an ihre Streifen verstärken und dem Ordnungsamt bei allen Maßnahmen den Rücken stärken.

Auch nach der Bekanntgabe, dass es sich bei den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln hauptsächlich um junge Männer nordafrikanischer Herkunft handelte, erklärte die Polizei, dass sie sich generell mit Angaben, wie zum Beispiel Herkunftsländern, weiterhin vorsichtig umgehen möchte. Nationalitäten von Tätern werden nur bekanntgegeben, wenn es dabei helfe die Motivation hinter den Taten zu verstehen und die polizeiliche Präventionsarbeit zu gestalten.

Das Polizeipräsidium Köln unterscheide bei Zuwanderern zwischen zwei Gruppen. Erstens Kriegsflüchtlinge – hauptsächlich aus den Ländern Syrien, Afghanistan und Irak – die überwiegend mit ihren Familien ankommen und einzelner junger Männer – hauptsächliche Herkunftsländer seien Marokko, Algerien und Tunesien. Laut Statistik liegt die Kriminalitätsrate bei den Kriegsflüchtlingen bei nur einem Prozent und bei den Flüchtlingen nordafrikanischer Herkunft bei 45 Prozent.

Aber nicht nur seit der Silvesternacht hat die Kriminalitätsrate bei jungen Männern mit nordafrikanischer Herkunft zugenommen, sondern bereits seit 2011. Seit 2014 vermerkt die Polizei mehr Fälle dieser Tätergruppe bei Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen und Wohnungseinbrüchen.

Diebstahl an / aus Kraftfahrzeugen

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Delikte des Diebstahls an und aus Kraftfahrzeugen um neun Prozent gestiegen. 2015 waren es 12.154 Fälle, die die Polizei an die Staatsanwaltschaft weitergegeben habe. Am stärksten betroffen war der Kölner Westen, so Nobert Wagner, Leiter der Direktion Kriminalität. Sein Appell ging dabei an alle Autobesitzer: „Ein Fahrzeug ist kein Safe für Wertgegenstände.“ Besonders beliebte Dinge beim Autodiebstahl waren neben eingebauten Navigationsgeräten und Airbags, auch Smartphones und lose im PKW liegende Wertgegenstände.

Wohnungseinbruchdiebstahl

Die Wohnungseinbrüche haben sich im Vergleich zum Vorjahr 2014 kaum verändert. Mit insgesamt 5.121 Fällen konnten genau 1.000 Täter nach der Spurensicherung identifiziert und 211 Täter auf frischer Tat ertappt werden. Bei den Tätern handelt es sich überwiegend um Menschen mit serbischer, bosnischer und seit neustem auch marokkanischer Abstammung. Diese Tätergruppe will die Kölner Polizei verstärkt ins Visier nehmen. In über 4.000 Fällen hat die Polizei im vergangenen Jahr mit Projekten wie „zu Hause sicher!“ Beratungsgespräche durchgeführt.

Taschendiebstahl

Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Polizei Köln zwar einen Rückgang um 1.199 Fälle feststellen. „Auch wenn die Zahlen zurückgegangen sind, sind wir noch nicht zufrieden gestellt“, so Wagner. In 2015 wurden laut Kölner Polizei 12.860 Fälle von Taschendiebstahl gemeldet. Die Kölner Polizei spricht von international agierenden Tätern und will ihre Zusammenarbeit mit Behörden in anderen europäischen Ländern verstärken.

Ausblick 2016

„Mit den Zahlen können und wollen wir uns nicht zufrieden stellen“, so Mathies. Die Kölner Polizei möchte weiterhin für das Jahr 2016 Präventionskampagnen realisieren, um ein Zeichen nach den Ereignissen der Silvester Nacht zu setzen. Dabei soll die verstärkte Präsenz der Polizei – in Uniform und Zivil – eine wichtige Rolle spielen. Auch Videoüberwachungen sollen intensiviert und verstärkt werde: „Es ist nicht Jedermanns Sache, aber dafür werde ich weiterhin werben, damit wir mehr Videoüberwachung realisieren können“, so Mathies abschließend.

Autor: Irem Barlin