Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer Köln-Tourismus: Warum die Außensicht auf Köln viel besser ist als die Innensicht. Foto: Hessel

report-K präsentiert ausgewählte Beiträge aus dem Newsletter des Kölner Presseclub, den Sie hier abonnieren können. Für die redaktionellen Inhalte ist der Kölner Presseclub verantwortlich. Die Autorin Claudia Hessel ist Chefmoderatorin von RTL West und verfasst als Journalistin und Autorin Beiträge für verschiedene Magazine und Publikationen. Der Beitrag stammt aus dem aktuellen Newsletter des Kölner Presseclub.

Köln muss nicht Everybody’s Darling sein! Warum der Chef von Köln-Tourismus mehr Selbstbewusstsein fordert.

Köln gilt als Eventstadt. Hier ist immer was los. Jetzt im Karneval, aber auch ansonsten vergeht kaum ein Wochenende, an dem nicht auf Kölner Plätzen irgendwas aufgebaut wird oder das Partyvolk aus dem Umland die Stadt erobert. Das passt zur Stadt, die sich gern als gesellig, vielfältig und weltoffen präsentiert. Köln ist halt der Spaßvogel unter den Großstädten.

Damit ist nicht jeder einverstanden. Köln sei doch mehr als eine Eventstadt, in der nur Party ist, kritisieren Institutionen wie die Kölner IHK oder Vereine wie die Bürgergemeinschaft Altstadt immer wieder. Wo bleibt die Fokussierung auf 2000 Jahre Kultur oder die wirtschaftliche Bedeutung einer Metropole wie Köln. Sie fordern eine andere, vor allem einheitliche Linie mit der sich die Stadt präsentieren sollte.

Köln ist ein Gefühl

Einer der für die touristische Außenvermarktung Kölns verantwortlich ist, ist Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer Köln-Tourismus. Ein Franke, der seit drei Jahren in Köln lebt. Davor war er Geschäftsführer fürs Stadtmarketing in Dresden. Wo das Marketing von Köln-Tourismus langgeht, zeigt ein Blick auf die aktuelle Website: „Köln ist ein Gefühl“ und „Verliebe dich in Köln“. Ein Deja vu? Marketingversuche, die auf das offenherzige Lebensgefühl in unserer Stadt abzielen, gab es schon einige. Diese haben aber alle nicht zum gewünschten Ziel geführt, Köln strahlen zu lassen. Wie denn auch, fragt sich mancher Kölner: Schmuddelecken an unseren Tourismusmagneten wie dem Dom oder Dauerbaustellen bei unseren Kulturbauten. Die Fakten sind für jeden unübersehbar; Kölner Gefühl hin oder her.

„Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.“, entgegnet Amann. „Unsere Aufgabe ist die Außensicht auf Köln und die ist positiv. Köln wird als tolle Stadt wahrgenommen. Hier wird viel geboten und die Offenheit in dieser Stadt ist nun mal ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Das ist tatsächlich etwas, das Touristen in anderen Städten wie Hamburg oder München nicht im selben Maße vorfinden.“ Da bei den Franken im Allgemeinen die Gefühlsduselei nicht so ausgeprägt zu sein scheint, wie bei uns  Rheinländern, kann man sagen: Der Mann, der jeden Tag von seinem Büro aus auf den Dom schaut, hat einen anderen Blick auf Köln. Die Analyse von renommierten Marktforschungsinstituten im Tourismus ergab: Dreiviertel aller Aktivitäten, die Gäste in Köln unternehmen, sind kulturelle Aktivitäten. „Unser Ziel ist es, die Wahrnehmung Kölns als Kulturstandort zu verbessern und zu stärken.“ Dabei ist für Amann Kultur mehr als Hochkultur wie die Oper und das Schauspiel und er zählt auf: „das Rockkonzert in der Lanxess Arena mit internationalen Top-Stars, die populäre Andy Warhol-Ausstellung, die c/o pop oder das City Leaks-Festival. Kultur hat hier in Köln einen ganz anderen Zugang. Der ist niederschwelliger.“

Köln ist nicht Everybody’s Darling

Amann stellt auch fest: „Köln ist nicht Everybody’s Darling. Und deshalb müssen wir eine Profilschärfung in Richtung derer vollziehen, die uns gut finden. Wir sollten keine Energie darauf verschwenden, die anzusprechen, die uns nicht mögen. „Vielleicht hat Amann ja recht, es gibt Menschen, die Köln unattraktiv finden und auch wir Kölner sind oftmals zu kritisch mit unserer Stadt. Er fordert mehr gesundes Selbstbewusstsein im Umgang mit dieser Kritik. Ob eine negative Darstellung von Köln, wie in der bundesweiten Presse zu den Abläufen am 11.11.,  der Tourismusattraktivität der Stadt schade? „Die kritische Berichterstattung in diesem Fall stört mich nicht,“ konstatiert Amann. Grundsätzlich gilt für ihn: „Bei denjenigen, die Köln mögen, stößt sie auf taube Ohren. Und bei denen, die Köln nicht mögen, muss es uns ein Stück weit egal sein. So viel Selbstbewusstsein als Millionenstadt müssen wir haben und sagen: Wer München mag und gerne am Maximilianplatz flaniert, der ist halt bei uns in Köln nicht so gut aufgehoben. Köln hat andere Stärken. Das ist dieses Lebensgefühl, dass man in Köln hat und das sich in vielen Angeboten widerspiegelt.“

Sind dieses Lebensgefühl von uns Kölnern gepaart mit der Vielfalt von Kulturangeboten nun die entscheidenden Marketingfaktoren, weshalb Gäste nach Köln kommen wollen? Ich selbst bin immer wieder überrascht, dass die Außensicht auf unsere Stadt besser ist als die Innenperspektive. Köln verfügt tatsächlich über eine hohe Anziehungskraft. Dennoch bleibt am Ende die Frage nach dem einheitlichen Image. Denn wie passt das zusammen: Einerseits Eventstadt mit viel Gefühl und andererseits geht es auch um Wahrnehmung und Stellenwert der Millionenstadt Köln, die ein wichtiges Drehkreuz der Wirtschaft und einen einzigartigen Wissenschaftsstandort darstellt. München schafft es auch, trotz Oktoberfest-Sause und Brauhäusern als Metropole ernstgenommen zu werden. Warum nicht auch Köln?