Rainer Maria Woelki. Foto: Bopp

Köln | dts, aktualisiert | Im Erzbistum Köln haben Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstagmorgen mehrere Objekte durchsucht. Hintergrund seien Meineid-Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Demnach wurden seit 8 Uhr an insgesamt sechs Orten Durchsuchungen durchgeführt, davon vier in Köln sowie je einer in Kassel und Lohfelden.

Es handele sich um die Räumlichkeiten des Generalvikariats, des Offizialats und des Erzbischöflichen Hauses sowie ferner die Geschäftsräume des den E-Mail-Verkehr im Erzbistum Köln verwaltenden EDV-Dienstleisters. Die Maßnahmen seien „ohne Zwischenfälle“ verlaufen und an den jeweiligen Durchsuchungsorten „weitgehend auf Kooperation“ gestoßen, so die Behörde. Ziel der Maßnahmen sei die Sicherstellung schriftlicher Unterlagen und die Erhebung der innerbistümlichen Kommunikation zu den Vorgängen gewesen, in deren Zusammenhang die als unwahr angezeigten Äußerungen Woelkis gefallen sind.

Die Aus- und Bewertung der sichergestellten Beweismittel werde „geraume Zeit“ in Anspruch nehmen, fügte die Staatsanwaltschaft hinzu. An den Maßnahmen waren rund 30 Polizeibeamte sowie vier Staatsanwälte beteiligt.

Kirchenrechtler hält Woelki nach Razzia für angeschlagen

Nach der Razzia im Erzbistum Köln ist Kardinal Rainer Maria Woelki nach Ansicht des Kirchenrechtlers Thomas Schüller stark angeschlagen. „Es liegt nun an Woelki, selbst zu entscheiden, ob er die Reißleine zieht“, sagte Schüller der „Rheinischen Post“. „Allerdings zeigt sein bisheriges Verhalten, dass er an seinem Bischofsstuhl klebt und sein persönliches Wohlergehen über das der Erzdiözese Köln stellt. Das ist das eigentliche Drama.“ Am Dienstag durchsuchten Ermittler das Erzbischöfliche Haus, das Offizialat und das Generalvikariat. Diese Durchsuchungen seien nur möglich, wenn begründete Ansatzpunkte für eine Straftat vorlägen, so Schüller.

Dieser in Deutschland „einzigartige Vorgang“ zeige, dass die staatlichen Strafverfolgungsbehörden erkennbaren Hinweisen auf eine Straftat nachgingen. Ob Rom darauf reagiert, ist offen. Nach weltlichen Maßstäben sei der Kölner Kardinal nicht mehr haltbar, so Schüller.

„Nach kirchlichen Usancen kann es sein, dass der in dieser Angelegenheit völlig beratungsresistente Papst auf stur stellt und jetzt erst recht keinen Rücktritt annimmt, weil dies als Vorverurteilung gedeutet werden kann.“ Auch für die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, sei nicht einzuschätzen, wann der Papst handeln werde. „Erwartet hätten wir mit vielen Menschen gemeinsam seine Entscheidung im Interesse einer glaubwürdigen deutschen Kirche schon länger. Beschädigt ist die gesamte katholische Kirche. Das neuerliche fatale Signal aus Köln ist: Aufarbeitung gelingt nur, wenn Staatsanwaltschaften eingreifen“, sagte Stetter-Karp. Für den Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff ist Woelki „nicht mehr zu halten“.

„Woelki ist das Gespenst eines katholischen Amtsnimbus, das noch am Lebensfaden päpstlicher Unentschiedenheit haftet, aber dessen Glaubwürdigkeit verspielt ist. Der Autoritätsverlust der katholischen Kirche wird mit der Kölner Razzia manifest: im öffentlichen Bewusstsein steht sie als kriminelle Vereinigung dar“, schätzt Hoff die Lage ein. Ziel der Durchsuchungen war die Sicherstellung von Dokumenten, die im Zusammenhang mit Meineid-Vorwürfen gegen Woelki stehen sollen.

agr