Köln | Unter dem Motto „Für Vielfalt, gegen Verdrängung!“ gingen am Samstag Nachmittag rund 200 Menschen bei der „re:claim-Parade“ in Ehrenfeld auf die Straße. Sie protestierten gegen die steigende Kulturraumverdrängung in Kölner Szenevierteln. Durch Immobilienspekulationen fehle es in Köln immer mehr an bezahlbarem Raum zur kreativen Entfaltung, so der Vorwurf an Politik und Stadtverwaltung. Bezahlbare Atelierflächen und Proberäume gäbe es immer weniger.

Ein Beispiel dafür, wie Immobilienfirmen Wohnungsbauauflagen umgingen, sei der Fall eines Bauprojekts an der Subbelrather Straße, von dem Sascha Gajewski, Mitinitiator der Genossenschaftsinitiative „Stadtraum 5und4“ in einer Kundgebung zu Beginn der Parade berichtete: Um auf dem Baugrundstück keine Sozialwohnungen errichten zu müssen, habe die Immobilienfirma schlicht die Baufläche verkleinert. Laut Gajewski eine gängige Methode, um derlei Auflagen zu umgehen. Theoretisch gäbe es in Köln noch Platz für 54.000 Wohnungen, sagte er. Das Prinzip der Konzeptvergabe, also die Vergabe kommunaler Grundstücke auf der Grundlage nicht allein preislicher, sondern vor allem stadtstrategisch-inhaltlicher Kriterien, halte er für einen „guten Ansatz“, aber es sei „noch weit von der Zielgabe entfernt.“

Der Protestmarsch startete an der Hüttenstraße, wo unter den Bahnbögen zuvor drei Wochen lang das CityLeaks Urban Art Festival mit Musikveranstaltungen, Flohmärkten, Kunstausstellungen und Diskussionsrunden stattgefunden hatte. Das Festival, das alle zwei Jahre stattfindet, will die Möglichkeiten einer kreativen urbanen Raumnutzung aufzeigen. Es fand bereits zum 5. Mal statt.
Tanzend und mit lauter elektronischer Musik zogen die Demonstranten in einem knapp dreistündigen Marsch von der Hüttenstraße bis zur Lichtstraße, forderten Freiraum für Subkultur und bürgerliches Engagement.

Organisiert wurde die Protestparade als Kooperationsprojekt verschiedener Kölner Clubs und Initiativen, unter anderem von der Lach & Krach Gesellschaft, ein Verbund von Kölner Kreativen der elektronisch–alternativen Szene, dem klickklackklub e.V., CityLeaks, Kolllektiv 33, Kulturika Eventmanufaktur, Freigeist, Kulturraum 405 e.V. und „Freunde legen auf“.

Autor: Julia Katharina Brand