Köln | Am gestrigen Nachmittag hat um 17 Uhr anlässlich des heutigen Roger Waters Konzerts eine Kundgebung gegen Antisemitismus auf dem Roncalliplatz in Köln gegeben. Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln, der Kölner Stadtdechant Monsignore Hofmann, sowie Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln Dr. Bernhard Seiger machten deutlich, dass Antisemitismus in Köln keinen Platz hat.
Reker nimmt Stellung zu gewünschtem Konzertverbot
Zur Kundgebung trat Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker vor die Protestierenden und machte deutlich: „Es kann kein anders gelagertes Interesse geben, als Antisemitismus zu bekämpfen!“ Ein Zuschauer rief aus der Menge heraus: „Das Konzert verbieten, so einfach ist das!“ Reker entgegnete daraufhin: „Zum Rechtsstaat und zur Demokratie gehört auch, dass wir Konzerte nicht einfach verbieten können.“
Bereits in Frankfurt wurde vergeblich versucht, dass Roger Waters Konzert in der dortigen Festhalle verbieten zu lassen. Das Verwaltungsgericht Frankfurt entschied, dass es keine gültige Rechtsgrundlage für ein derartiges Verbot gebe.
Roger Waters‘ Verbindung zu Antisemitismus
Am heutigen Dienstag wird der ehemalige Pink Floyd Sänger Roger Waters ein Konzert in der Kölner Lanxess Arena geben. 2019 ordnete der Deutsche Bundestag die Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen-Kampagne gegen Israel (BDS) als antisemitistisch ein. Reker, Lehrer, Kleine und Seiger waren sich einig, dass Waters auf seinen Konzerten antisemitische Gesten und Darstellungen zeige. Vor etwa 10 Jahren ließ der Sänger einen Luftballon in der Form eines Schweins bei einem seiner Konzerte schweben. Auf dem Luftballon waren Zeichen wie der Davidstern abgebildet. Den Luftballon ließ er dann abschießen.
Lehrer spricht sich gegen Waters aus
„Deutschland hat nun mal eine besondere Geschichte und Verbindung zur jüdischen Gemeinschaft und zum Staat Israel. Daher kann und darf es nicht sein, dass diese Parole in unserer Stadt so frei auf einer öffentlichen Veranstaltung geäußert werden kann,“ erklärte Lehrer klar und deutlich. Die Parole, die er meint ist die Verbreitung von Antisemitismus.
Zudem zitierte er ein Interview von Waters mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNN, in dem der Sänger erklärte, dass er keine Leute auf seinen Konzerten haben wolle, die nicht seine politische Meinung teilen. Lehrer erklärte daraufhin, dass er nicht glaube, dass alle Menschen, die heute auf das Konzert gehen, die gleiche politische Meinung wie Roger Warters vertreten würden. Er verwies anschließend auf eine Begegnung, die er am gestrigen Tag hatte. Ein Mann, der eine konzertkarte für das heutige Roger Waters Konzert hatte, habe zu Lehrer gesagt. „Roger Waters hat gesagt, er sei kein Antisemitist, also ist er keiner. Und deswegen kann ich ruhigen Gewissens zum Konzert gehen.“
Lehrers Antwort zu den Protestierenden: „Ich bedaure eine solche Meinung.“
Der Konzertveranstalter behaupte beim Vertragsschluss vor 1 ½ Jahren kein Wissen über die politische Einstellung des Vertragspartners gehabt zu haben, so Lehrer, der ergänzt: „Das ist so lächerlich, dass ich mir wirklich verarscht vorkomme.“
Monsignore Kleine: „Schalom, Salam und Frieden!“
Kleine verdeutliche seine Sichtweise zum Roger Waters Konzert in Köln. „Leider hatte das Konzertverbot in Frankfurt keinen Bestand. Aber Bestand hat die eindeutige antisemitische Haltung von Roger Waters und deshalb war für mich persönlich und für die katholische Kirche deutlich: Hier in Köln: Keine Bühne für Antisemitismus. Keine Bühne für Roger Waters.“
Seiger trennt zwischen Musik und aktueller Situation
Seiger selbst erklärte, dass er gern die Musik von Pink Floyd höre. Dennoch zog er eine klare Linie: „Die Verquickung mit den Aussagen, die Verquickung mit den Symbolen, die eine Rolle spielen, der Ballon, das sind klare antisemitistische Symbole und wer das nicht weiß – jetzt kann es jeder wissen!“
Er appellierte an die Menschen, die eine Karte für das Roger Waters Konzert kauften: „Menschen mit Konzertkarten für Waters haben die Möglichkeit nicht zum Konzert zu gehen. Sollte man doch im Konzertsaal sein und es komme zu antisemitistischen Äußerungen, dann kann man pfeifen oder man kann auch dann immer noch das Konzert verlassen.“
Das Konzert von Roger Waters findet heute ab 20 Uhr in der Kölner Lanxess Arena statt. Rund um die Arena werden weiter Kundgebungen und Demonstrationen gegen das Konzert erwartet.