Die Stadt Köln organisierte für die Anwohner auch noch eine exklusive Führung und kündigte Nachfolgeveranstaltungen an.

Die Kölner Königsallee
Es gibt Politiker in der Stadt, die erzählen hinter vorgehaltener Hand, wenn man in Lindenthal etwas angreift und es passt den dort Ansässigen nicht, dann hat man innerhalb kürzester Zeit hunderte Briefe, teils auch gleich vom Anwalt. Da verwundert es nicht dass städtische Mitarbeiter sich nicht nur einmal für eine späte Einladung, sondern gleich mehrfach entschuldigen. Die teils recht aggressive,
sichtlich reiche Bürgerschaft war angetreten und erklärt dann auch schnell, dass es ja mal Zeit wurde mit der Sanierung. Diese Sanierung trägt alleine der Steuerzahler. Die Lindenthaler Kanäle verbinden vom Aachener Weiher aus, die Kernstadt mit dem Stadtwald, eine Idee die seit 1906 bestand und von Adenauer nach dem I. Weltkrieg umgesetzt wurde. Die Gestaltung orientierte sich an der Königsallee in Düsseldorf und trägt die gleichen Abmessungen. 1925 wurden die Arbeiten umgesetzt.

Die Lindenthaler Kanäle sind verschlammt, überdüngt, haben eine schlechte Wasserqualität. Das soll sich jetzt alles ändern. Dazu hat man im Vorfeld ein Expertenhearing veranstaltet, dass unter anderem zu folgenden Maßnahmen führt: Die Kanäle werden entschlammt, die Ränder baulich saniert und man will für eine bessere Durchströmung sorgen. Zudem sollen etwa die Blätter der Kastanien in Zukunft automatisch und mechanisch abgefangen und aufgesaugt werden. Unter anderem sollen die Durchlässe an den Brückenbauwerken verbessert werden. Die Beschickung mit Grundwasser soll verändert werden, denn in den künstlichen Kanälen fließt Grundwasser. Zudem will man mit mechanischen Mitteln und durch Pumpen das Wasser in den Kanälen, auch wenn kein neues Grundwasser zugeführt wird, in Bewegung halten. Viel investiert man auch in Reinigungsmöglichkeiten und eine der Pumpen soll das Wasser durch eine Schaumstrudelfontäne mit Sauerstoff anreichern.

Die reinen Kosten für die Sanierung sind mit 960.000 Euro kalkuliert. Davon soll die Stadt Köln 192.000 Euro tragen, den Rest das Land NRW. Die Anwohner tragen gar keine Kosten, obwohl sie mit ihren angrenzenden Villen die Nutznießer, nicht nur was die Wohnqualität angeht, sondern auch finanziell sind. In ärmeren Stadtteilen nutzt die Stadt das Mittel der Einrichtung eines Sanierungsgebietes – mit dem sie nicht selten scheitert –  um sich Kosten für die Wohnumfeldverbesserung und damit einhergehende Wertsteigerung der Immobilien zurückerstatten zu lassen. Gegen die Einrichtung eines solchen Sanierungsgebietes gab es garantiert hunderte von Gründen, aber die Frage muss erlaubt sein, ob auch jemand nach einem Grund für ein Sanierungsgebiet gesucht hat? In Lindenthal kann man in den Villen entlang der Kanäle nun bald noch schöner in der ersten Reihe wohnen, ohne sich an den Kosten beteiligen zu müssen. Dafür dürften die Preise für Immobilien und Grundstücke steigen, aber zumindest nichts an Wert einbüßen, dank Steuergeld.

[ag]