Ein Kölner Gullideckel

Köln | aktualisiert | Im Kölner Klärwerk Stammheim wird in Zukunft das Abwasser auf den Erreger SARS-CoV-2 überwacht. Köln wird Teil des von der EU geförderten Projekts „ESI-CorA“ und damit einer von 20 Pilotstandorten.

Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB) und das Kölner Gesundheitsamt sind in das Projekt eingebunden, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, das Bundesministerium für Gesundheit und das Bundesministerium für Bildung und Forschung geleitet wird.

Durch das Monitoring des Kölner Abwassers können Infektionsausbrüche und Virusvarianten früher erkannt werden. Die Stadt zitiert den Kölner Gesundheitsdezernenten Harald Rau: „Das Corona-Abwasser-Monitoring ist ein innovatives Vorgehen, das uns dabei helfen wird, das Infektionsgeschehen besser und schneller als bisher abzubilden. Und vor allem ist das Abwasser nicht abhängig von den Testkapazitäten und den komplexen Meldevorgängen, so dass wir über das zusätzliche Monitoring auch bisher nicht vollständig erfasste Veränderungen des Infektionsgeschehens besser erkennen. Auch die Dunkelziffer mit den bislang nicht erfassten Infektionen wird beleuchtet. Das kann zu einer großen Verbesserung im weiteren Kampf gegen die Pandemie führen.“

Im Kölner Klärwerk Stammheim werden rund 83 Prozent des Kölner Abwassers nach Angabe der StEB geklärt. Das Kölner Abwasser wurde bereits mehrfach in Studien während der Pandemie untersucht. Von Oktober 2021 bis Februar 2022 wurden rund 60 Proben aus Stammheim und dem Klärwerk Langel entnommen und vom Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe analysiert und ausgewertet.

Wichtige Ergebnisse waren, laut Stadt Köln:

  • Die Untersuchungen zeigen für Stammheim und Langel vergleichbare Ergebnisse.
  • Die Pandemieentwicklung in Köln kann im Kölner Abwasser mit einem zeitlichen Vorlauf zwischen vier und zehn Tagen abgeschätzt werden.
  • Ende Dezember konnte die Omikron-Variante erstmals im Kölner Abwasser festgestellt werden. Der Anteil dieser Virusvariante ist zurzeit in Köln vorherrschend und liegt sowohl in Stammheim als auch in Langel bei über 90 Prozent.

FDP kritisiert verspätete Einführung von Corona-Screenings im Abwasser

Houben: Kein Verständnis für vorherige Ablehnung des FDP-Antrages

Bettina Houben, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Ratsfraktion, bewertet die Situation, schriftlich:

„Im vergangenen Sommer brachten wir einen Dringlichkeitsantrag ein, der die Untersuchung des Kölner Abwassers nach Coronaviren forderte. Zum damaligen Zeitpunkt wurde dieser Antrag jedoch endgültig abgelehnt, weil erstens der Antrag nicht für dringlich erachtet wurde und zweitens das Ratsbündnis aus inhaltlichen Gründen mit diesem nicht übereinstimmte. Die Umsetzung des Antrags im Sommer hätte uns in der jetzigen Welle viele Vorteile verschafft.

Nachdem der Antrag darauffolgend in den Rat eingegangen war, wurde er durch einen Antrag des Ratsbündnis ersetzt. Der größtenteils inhaltlich identische Antrag sieht im Gegensatz zu dem Antrag der FDP keine Zusammenarbeit mit Hochschulen zur wissenschaftlichen Begleitung und Evaluierung vor. Des Weiteren verbleibt der Antrag von Grünen, CDU und Volt mit der Frage nach der Zuständigkeit und der Finanzierung eines solchen Projektes unklar, was zu einer zeitlichen Verzögerung der Durchsetzung geführt hat. Dabei weist der FDP-Antrag auf verschiedene Förderprojekte des Bundes bezüglich Abwasser-Untersuchung hin.“