Köln | Der Boulevard meldet es seit Tagen, mittlerweile greifen auch überregionale Medien das Thema von Übergriffen gegen Frauen an Silvester vor, in und um den Kölner Hauptbahnhof auf und auch Rechtspopulisten krakelen. Es heißt Oberbürgermeisterin Reker will ein Krisengespräch, offiziell gibt es dazu kein Statement von der Stadt. Dabei jubelte die Kölner Polizei offiziell und schriftlich am 1.1.2016 um 8:57 Uhr: „POL-K: 160101-1-K/LEV Ausgelassene Stimmung – Feiern weitgehend friedlich“

Spricht man mit Menschen die Silvester in der Altstadt oder auf einer der Brücken verbracht haben, so erzählen sie schon länger Horrorgeschichten. Wie das Abwerfen von anderen Feiernden mit Böllern jeder Art oder das direkte Abschießen von Raketen auf Menschen. Dazu kamen auch in diesem Jahr wieder 80 Körperverletzungen. Nur weder klassische Kölner Medien noch Stadtgesellschaft wollten genau hinsehen, sondern man jubelte, gestreng dem Motto: Och wie schön is unser Kölle. Die Polizei Köln reiht sich hier ein und verbreitete zunächst Jubelpropaganda.

Die Jubelmeldung vom 1. Januar

Diesen Text hat man wenige Stunden nach Silvester und den Vorfällen am Kölner Hauptbahnhof veröffentlicht. Er ist immer noch frei im Internet verfügbar [direkter Link].
Dort heißt es zu den Vorfällen vor, in und um den Kölner Hauptbahnhof: „Kurz vor Mitternacht musste der Bahnhofsvorplatz im Bereich des Treppenaufgangs zum Dom durch Uniformierte geräumt werden. Um eine Massenpanik durch Zünden von pyrotechnischer Munition bei den circa 1000 Feiernden zu verhindern, begannen die Beamten kurzfristig die Platzfläche zu räumen. Trotz der ungeplanten Feierpause gestaltete sich die Einsatzlage entspannt – auch weil die Polizei sich an neuralgischen Orten gut aufgestellt und präsent zeigte.“ Der Text begann und liest sich wie ein Textbaustein aus der Mottenkiste: „Wie im Vorjahr verliefen die meisten Silvesterfeierlichkeiten auf den Rheinbrücken, in der Kölner Innenstadt und in Leverkusen friedlich.“ Wusste die Pressestelle der Kölner Polizei nicht, was rund um den Hauptbahnhof passiert ist, obwohl sie darüber schreibt? Immerhin gehört sie organisatorisch zum Leitungsstab der Kölner Polizei.

Am 2. Januar gründet man eine Ermittlungsgruppe

Einen Tag später, schreibt man dann 02.01.2016 – 16:58: “ Übergriffe am Bahnhofsvorplatz – Ermittlungsgruppe gegründet. Im Laufe des Neujahrtages (1. Januar) erhielt die Polizei Köln Kenntnis über unterschiedliche Vorfälle bei denen Frauen Opfer von Übergriffen geworden sind. In der Silvesternacht nutzten Tätergruppen das Getümmel rund um den Dom und begangen Straftaten unterschiedlicher Deliktsbereiche. Die Polizei Köln hat eine Ermittlungsgruppe zur Aufklärung der Fälle eingerichtet.“ Jetzt spricht man von kleinen Tätergruppen und dass man Videoaufnahmen auswerten will. Daher hat man die Ermittlungsgruppe gegründet und aktiv wurde man durch die Anzeigen der Geschädigten.

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung muss die Polizei von sich aus handeln und ermitteln

Um 12:12 Uhr lud Polizeipräsident Albers zu einer Pressekonferenz für 14 Uhr über ein Portal der dpa ein. Dort, so Medienberichte, spricht Albers von mehr als 1.000 Männern, aus deren Gruppe heraus die Straftaten begangen worden sein sollten. Man habe mittlerweile 60 Anzeigen und 80 Geschädigte. In mehreren Medien spricht die Kölner Polizei davon, dass sie überrascht worden sei.

In der Silvesternacht waren Dutzende Frauen sexuell belästigt und ausgeraubt worden. Ausgangspunkt für die Übergriffe soll eine Gruppe von etwa 1.000 Männern gewesen sein, teilte die Kölner Polizei am Montag in einer Pressekonferenz mit. Es habe zahlreiche Sexualdelikte gegeben, so der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers. „Auch in sehr massiver Form. Frauen sind angefasst, angegangen worden.“ Die Straftaten seien aus einer Gruppe von Menschen heraus begangen worden, „die von ihrem Aussehen her überwiegend aus dem nordafrikanischen beziehungsweise arabischen Raum stammen“, so Albers weiter. „Das ist ein völlig unerträglicher Zustand, dass in Köln solche Straftaten begangen werden.“

Noch in der Meldung vom 1. Januar spricht die Kölner Polizei von „gut aufgestellt“ und „präsent“ und „entspannter Einsatzlage“. An einem Ort, wo sich Straftaten ereigneten, wo die Kölner Polizei nicht darauf warten muss, dass eine Strafanzeige gestellt werden muss, sondern aktiv handeln. Denn bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gilt, dass die Polizei von sich aus ermitteln muss. Und es bleibt die Frage im Raum stehen: Warum hat die Kölner Polizei mit ihrer Meldung am 1. Januar versucht die Bevölkerung über das Ausmaß der Straftaten rund um den Hauptbahnhof zu täuschen? Diese Frage hat die Kölner Polizeiführung noch nicht beantwortet.

Autor: Andi Goral
Foto: Erst Jubelmeldung, dann Ermittlungsgruppe – Polizeipräsident Albers teilte heute in einer eilig einberufenen Pressekonferenz mit, dass er von einer Gruppe von 1.000 Männern ausgeht, aus der heraus massive Straftaten begangen wurden.