Köln | Im Innenhof der Bundespolizei an der Bergisch-Gladbacher Straße dröhnen die Motoren und Rotoren von drei dunkelblauen Hubschraubern. Junge Beamte der Mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit (MKÜ) kauern hockend in einem Halbkreis unter den schnell drehenden Rotorblättern. Auf Kommando geht es los, die Beamten rennen auf die Helikopter zu, alle drin, Tür zu, die Helikopter heben ab. Zum Abschluss ihrer Ausbildung übten die Beamten den Lufttransport mit anschließender Einkesselung von Störern.

Lebensechte und Parolentextsichere Demonstranten

28 junge Polizeimeisterinnen und Meister traten im März nach einer zweieinhalb Jahre dauernden Ausbildung ihren Dienst bei der MKÜ in Köln-Dellbrück an. Die Einheit hat 170 Beamte und wird für besondere Einsatzlagen vorgehalten. Dazu gehört etwa der Einsatz bei Demonstrationen oder an den Bundesliga-Spieltagen. Entsprechend lebensnah waren die Störer auf dem Gelände zu Gange. Das waren natürlich keine echten Störer, sondern verkleidete Bundespolizisten. Die hatten Pyrotechnik dabei, riefen rechts- und linksradikale Parolen, beschimpften die Beamten oder sangen Fußballlieder. Die Bundespolizei übte gemeinsam mit einer Einsatzeinheit der Landespolizei Düsseldorf.

Joachim Moritz, der stellvertretende Leiter der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, erläuterte, dass die Bundespolizei heute sehr schnell Lagebrennpunkte, die oft auch weit entfernt seien, erreichen müsse. Hier komme die MKÜ ins Spiel die hochmobil und modern aufgestellt sei. Im Behördendeutsch heißt dies dann „Luftverlastete Komponente“. Daher wurden die jungen Beamtinnen und Beamten heute ausgebildet, wie man einen Hubschrauber im Team bei laufenden Rotoren besteigt. Die Bundespolizei habe dazu, so Einsatzleiter Walter Feltmann, der die Ausbildung leitet, ein standardisiertes Verfahren entwickelt. Dies wurde zunächst als Trockenübung geübt, wobei schon mancher feststellen musste, dass es gar nicht so einfach war die Türen eines Helikopters aufzubringen und später auch bei laufenden Rotoren praktiziert. Eine junge Beamtin erzählte später, dass da schon der Adrenalinpegel steige, sie sich im Team aber immer sicher und aufgehoben fühle. „Wir arbeiten Hand in Hand, passen aufeinander auf“ und „Männerdomäne ist hier nicht mehr Programm“, so die Beamtin.

Während die luftverlasteten Beamten über Dellbrück kreisten, formierte sich am Boden eine Truppe Randalierer und Störer. Die warf mit Knallkörpern, pöbelte und entzündete bengalische Feuer. Die Bundespolizisten und ihre Kollegen aus Düsseldorf übten, wie man diese Gruppe im Zaum hält und später sogar einkesselt. Als die Störer eingekesselt waren kam auch die „Luftverlastete Komponente“ hinzu und landete wieder sicher auf dem Stützpunktgelände. Später zeigten die Beamten noch, wie man einzelne Straftäter aus der Gruppe isoliert und festnimmt. Die Störergruppe gebildet aus Bundespolizisten war übrigens äußert textsicher in allen gängigen Parolen, die sowohl von Links, Rechts oder Fußballhooligans als Provokation benutzt werden. Die MKÜ ist in Nordrhein-Westfalen an den Standorten Köln, Goch und Essen stationiert. An den Flughäfen Köln Bonn und Düsseldorf gibt es noch eine Spezial-Spezialeinheit, die sich mit dem Thema Entschärfung befasst.

Infos zur Bundespolizei

Die Direktion Sankt Augustin ist eine von neun regionalen Behörden. Rund 3.500 Menschen, davon rund 2.900 Polizeibeamte sind hier tätig. Neben der MKÜ liegen die Aufgaben bei Grenzsicherheit, Bahnpolizei, Luftsicherheit, aber auch die Sicherung der Villa Hammerschmidt in Bonn, dem zweiten Amtssitz des Bundespräsidenten.

Autor: Andi Goral
Foto: Die neuen 28 Beamten der MKÜ übten heute den Lufttransport mit dem Hubschrauber unter echten Einsatzbedingungen