Er ergänzte: "Gewiss ist es auch richtig, auf Unternehmer zuzugehen." Der Sozialdemokrat Hüber rief seine Partei zu einer Kurskorrektur auf: "Wir müssen in der Mitte auf eigene Mehrheiten zielen. Die Mitte ist nicht fest, wir müssen diese Wähler für uns gewinnen." Hübner sagte weiter, mit Olaf Scholz habe "die SPD zum ersten Mal seit langer Zeit eine Wahl gewonnen – kaum zufällig in der Mitte".

Hübner weiter: "Die Hamburger Sozialdemokraten sind mit einem wirtschaftspolitisch klaren Profil angetreten. Damit waren sie erfolgreicher, als es die SPD in den vergangenen Jahren jemals gewesen ist." Der Politikwissenschaftler Frank Decker (Universität Bonn) riet der SPD ebenfalls, über das eigene Milieu hinaus um Stimmen zu werben.

"Die SPD gewinnt Wahlen, wenn sie als wirtschaftskompetente Partei wahrgenommen wird", sagte Decker der "Welt". Die Hamburger SPD habe auch bei den Themen Haushalt und Finanzen höhere Kompetenzwerte besessen als die CDU. "Es war außerdem eine Erfolgsformel, nicht auf Konkurrenten im eigenen Lager zu zielen, sondern in der politischen Mitte um Wähler zu werben", sagte Decker. Aufgrund der fehlenden rot-grünen Mehrheit auf Bundesebene müsse die SPD klären, ob sie mittelfristig die Linken oder die FDP als Koalitionspartner gewinnen wolle.

[Aktualisierung um 14:37 Uhr]

SPD-Politiker Duin: Wirtschaftspolitik muss in Zukunft Schlüsselrolle spielen

Der Sprecher des im "Seeheimer Kreis" zusammengeschlossenen rechten Parteiflügels, Garrelt Duin, sagte dem "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe), die Bundes-SPD könne aus dem Erfolg von Scholz "lernen, dass man soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftspolitik gleichwertig behandeln muss, um breite Mehrheiten zu erringen".

Wirtschaftspolitik müsse für die SPD in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen, forderte Duin: "Wir müssen uns mehr Wirtschaftskompetenz erarbeiten. Wirtschaft muss für uns alle zur Herzensangelegenheit werden, und nicht nur die Fachpolitiker beschäftigen." Außerdem belege die Hamburg-Wahl, dass es für die SPD besser sei, Bündnisse mit der Linkspartei kategorisch auszuschließen. "Nur so schafft man das nötige Vertrauen bei den Wählern der Mitte."

[dts]