Köln | Die Stadt Köln will mit einer Aktionswoche auf die Gefahren von Alkoholkonsum hinweisen. Diese findet vom 18. bis 24. Mai statt. Gut so. Das Motto in diesem Jahr: „Kein Alkohol am Arbeitsplatz!“ Interessant ist, dass die Stadt Köln anscheinend davon ausgeht, dass Akademikerinnen und Akademiker oder die, die es in Zukunft werden, von dem Problem nicht so stark betroffen sind. Die Stadt legt ihren Schwerpunkt auf Gesamtschulen, Berufsschulen sowie betriebliche Ausbildung und klammert Gymnasien und Hochschulen aus. Anscheinend pflegt die Stadt Köln hier das Klischee des trinkenden Arbeiters oder Arbeiterin, das, folgt man den Ergebnissen des „Alkoholatlas für Deutschland“ 2017 so nicht stimmt.

Aktionstag gegen Alkohol

Die Stadt Köln stellt fest, dass wissenschaftlich erwiesen ist, dass Alkohol ein Zellgift ist. Rund 200 Krankheiten können durch Alkoholkonsum ausgelöst werden. Am Samstag, 18. Mai will die Stadt auf dem Kölner Rudolfplatz zentral informieren und lädt zu einem Informationstag. Informationen gibt es an Infoständen und die Wirkung von Alkohol kann selbst ausgetestet werden, etwa mit einer Rauschbrille oder einem Alkohol-Fahrsimulator.Am Rudolfplatz sind vor Ort: Das Gesundheitsamt der Stadt Köln, das Amt für Familie, Jugend und Kinder der Stadt Köln, die Diakonie Köln, die Drogenhilfe Köln, der Kreuzbund DV Köln, die LVR-Klinik Köln, der SKM Köln, der Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr und die Peers der Präventionskampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“

Schwerpunkt soll in diesem Jahr sein: „Kein Alkohol am Arbeitsplatz!“. Nach Angaben der Stadt Köln sollen sich Unternehmen an der Aktionswoche beteiligen. Diese finden sich aber in der Liste der Aktivitäten in der Woche nicht. Lediglich die Handwerkskammer und die Industrie und Handelskammer bietenSchulungen für Ausbildungsbetriebe und Lehrlingswarte an. Der Fokus liegt auf den Jungen. Die Landeseinrichtung der Uniklinik Köln beteiligt sich ebenfalls.

Das Klischee vom trinkenden Arbeiter oder Arbeiterin stimmt nicht mehr

Die Fokussierung auf die duale Ausbildung und Schülerinnen von Berufskollegs und Gesamtschulen zeigt, dass die Stadt Köln und ihr Gesundheitsreferent Harald Rau, Grüne, anscheinend einem Klischee Vorschub leisten. So zeichnet der erste „Alkoholatlas für Deutschland“ des deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg aus dem Jahr 2017 ein anderes Bild. Der stellt fest, dass in höheren sozialen Schichten der Alkoholkonsum verbreiteter ist, als in niedrigeren. 70 Prozent der Männer mit höherem sozialen Status trinken mindestens einmal pro Woche Alkohol, bei Männern mit niedrigerem sozialen Status sind es 50 Prozent. Bei den Frauen trinkt die Hälfte mindestens wöchentlich Alkohol. Ein Fünftel trinkt wöchentlich riskante Mengen über zehn Gramm. Bei Frauen mit niedrigerem sozialen Status sind es ein Viertel, die wöchentlich Alkohol trinken und nur ein Zehntel in riskanten Mengen. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse ist die Strategie der Stadt Köln zu hinterfragen, warum sie nicht vor allem auch Gymnasien und die Kölner Hochschulen eingebunden hat? Denn das Klischee des oder der trinkenden Arbeiterin und Arbeiters scheint so nicht mehr zu stimmen.

Autor: Andi Goral