Blaualgen in zwei Kölner Parkweihern
Die Stadt Köln teilte heute Abend schriftlich mit: „Ein Gutachter hat im Auftrag des Amts für Landschaftspflege und Grünflächen festgestellt, dass sich im Stadtwald- und Volksgartenwaldweiher Blaualgen aktuell stark vermehrt haben. Streng genommen handelt es sich gar nicht um eine Alge, sondern um ein Bakterium. Die meisten Blaualgenarten sind harmlos, einige produzieren jedoch giftige Stoffe, die für Mensch und Tier gefährlich sind. Durch Verschlucken können die Gifte in den Körper gelangen und zu Übelkeit, Durchfall und Erbrechen führen. Blaualgen sind auch für Reizungen von Haut, Schleimhäuten und Augen, Entzündungen und allergische Reaktionen verantwortlich.“

Gefunden wurden die Bakterien im Rahmen einer Gewässerüberprüfung bei der das Wasser auf das biologische Gleichgewicht und die Wasserqualität überprüft wurden. Die Stadt Köln hat die betroffenen Gewässer mit einem Badeverbot belegt. Kinder und Hunde sollen vom Wasser ferngehalten werden. Die Stadt wird entsprechende Hinweistafeln aufstellen und will morgen am frühen Nachmittag noch weitere Informationen geben. Report-k.de hält Sie informiert.


Der Stadtwaldweiher in Köln Lindenthal

Aktualisiert 2.9.2011, 16 Uhr
Hände weg vom Weiher-Wasser
Kölner sollten derzeit nicht mit dem Wasser im Volksgarten und im Stadtwaldgarten in Berührung kommen. Denn wie die Stadt heute erklärte, reiche allein die Berührung des Wassers aus, um von den möglicherweise entstandenen Giftstoffen durch die Blaualgen vergiftet zu werden. Infolgedessen können Hautreizungen und Durchfall auftreten. "Im schlimmsten Fall kann es zum Versagen innerer Organe und zu neurologischen Ausfällen kommen", so Kreymann. Gefährlich werden können die Bakterien auch für Tiere.

Die Stadt ließ heute daher Schilder rund um die beiden Weiher aufstellen, die vor den giftigen Blaualgen warnen. Zudem wurden in beiden Weihern der Kahnverleih bis auf weiteres geschlossen. Ob in den Weihern allerdings tatsächlich Giftstoffe vorhanden sind, ist unklar. "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering", sagte heute Heiner Kreymann, Gutachter der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft. Bei den Warnungen handelt es sich daher um "reine Vorsichtsmaßnahmen, die allerdings ernst zu nehmen sind", so Kreymann weiter.

"Wer füttert, der tötet"
Darum sind die Weiher giftig: Die Weiher in Köln haben zu viele Nährstoffe im Wasser. Die gelangen vor allem durch Brot und andere Nahrungsmittel, mit denen Kölner die Enten füttern, in die Gewässer. Begünstigt wird diese Entwicklung dadurch, dass es in den Weihern an einem natürlichen Austausch des Wassers fehlt. Die Stadt ließ darum etwa im Aachener Weiher die beiden Sprenkler einbauen. Durch das Überangebot entsteht auf dem Grund der Weiher ein dicker Sedimentboden voller Nährstoffe. Der Boden wiederum lässt das Wasser trüb werden. Dadurch erhalten die Blaualgen zu wenig Licht. Sie wandern an die Oberfläche des Wassers. Hier können sie dann jedoch Giftstoffe freisetzen, die Fische und Enten tötet und sogar Menschen schwer erkranken lassen. "Wer füttert, der tötet", betonte daher heute Bernd Kiefer, Leiter der Abteilung für Immissionsschutz, Wasser und Abfallwirtschaft um Umwelt- und Verbraucherschutzamt.

Blaulagen immer schon da?
Kurzfristig kann die Stadt laut eigenen Angaben gegen die Blaualgen nichts tun. Die bilden sich wieder zurück, spätestens wenn die Wassertemperatur auf weniger als 13 Grad Celcius sinkt, sagte Kreymann heute. Langfristig müsse sie besser dafür sorgen, dass die Gewässer in einem besseren ökologischen Einklang seien. Das sei allerdings nicht einfach. Denn das Füttern der Tiere und der zu geringe Wasseraustausch könnten immer wieder zu einer Vermehrung der Blaualgen führen. Notfalls müsse der gesamte Schlamm am Boden des Weihers entfernt werden. Möglich sei es auch, dass die Gewässer bereits in den vergangenen Jahren von Blaualgen befallen gewesen seien und es nur niemand mitbekommen habe. Denn in diesem Jahr wurden die Weiher aufgrund des Fischsterbens 2010 erstmals überprüft.

Weitere Weiher vergiftet?
Bislang ließ die Stadt Köln sechs von neun fraglichen Weihern überprüfen. Während im Volksgartenweiher und im Weiher im Stadtwald ein Massenaufkommen von Blaualgen festgestellt wurde, sind die Gewässer im Decksteiner-, Adenauer-, Kalscheurer- und Aachener-Weiher derzeit unbedenklich. Die Weiher im Klettenbergpark, im Mülheimer Stadtpark und im Blücherpark sollen morgen untersucht werden. Es sei durchaus denkbar, dass auch einer dieser Weiher von einem Massenaufkommen der Blaualgen betroffen ist, so Kreymann.


[ag, cs]