Köln | aktualisiert | 2. Akt der temporären Umbennung von Kölns Ringen: Am gestrigen Montagabend taufte der Künstler Frank Bölter den Sachsenring in Doro-Hoffmann-Ring um. Nach 20 Minuten war die Aktion im Rahmen des Projekts Stadtlabor dann allerdings schon wieder vorbei.

„Muss ich mir jetzt neue Visitenkarten drucken lassen?“, fragte Maximilian Gödicke, als er das neue Straßenschild an der Ecke Sachsenring/Ulrichsgasse sah. Der Programmierer, der am Sachsenring wohnt, konnte schnell beruhigt werden: Es handelte sich nur um eine vorübergehende Kunstaktion.

Mit der Umbenennung will Frank Bölter an Personen erinnern, die für Menschlichkeit an den Ringen sorgen, die vor allem durch Konsum, Unterhaltung und Verkehr geprägt werden. Vor einem Monat hatte er den Hohenstaufenring in Dietlinde-Schumacher-Ring umgetauft. Damit würdigte er die Frau, die auf dem Yitzhak-Rabin-Platz Kölns ältestes Büdchen führt.


Foto: ehu | Jutta Pöstges und Frank Bölter: Das goldene Schild kam nicht zum Einsatz.

„Kunsthaus Kat18“ ist nicht ohne Doro Hoffmann denkbar

Nun also Doro Hoffmann: Eine Frau mit geistiger Behinderung, aber voller Schaffenskraft und Schaffensdrang. In einem Atelierhaus am am Kartäuserwall 18 hatte sie in ihren letzten beiden Lebensjahren besonders auffällige Kölner Gebäude in Ton und Keramik nachgeformt.

Doro Hoffmann (sie starb 1995, 48 Jahre alt) war der „eigentliche Grund für die Existenz des heutigen Kunsthauses Kat18“, erinnert sich Jutta Pöstges. Die Designerin und Kunsttherapeutin ist die künstlerische Leiterin von Kat18. In 20 Ateliers arbeiten dort aktuell 24 Künstlerinnen und Künstlerinnen. Ausstellungen finden hier statt.

Vor allem aber: Hier befindet sich die Kaffeebar Kat18. In ihr arbeiten Menschen mit Behinderungen zusammen in einem Koch- und Serviceteam. Zu günstigen Preisen wird auch ein Mittagstisch angeboten. Dieses Inklusionsprojekt war der Grund für Bölter, durch seine Umbenennung an Doro Hoffmann zu erinnern.


Foto: ehu | Alles wieder korrekt: Oben steht wieder Sachsenring und der Mitarbeiter des Ordnungsamtes freut sich über das geschenkte Straßenschild mit dem „falschen“ Namen

Nach 20 Minuten hatte der Sachsenring wieder seinen alten Namen

Anders als bei seiner Hohenstaufenring-Umtaufe (report k berichtete), lief diesmal alles in „geordneten“ Bahnen ab. Mit dem seinerzeit verärgerten Ordnungsamt hatte er sich vorab darauf geeinigt, das „neue“ Straßenschild nicht auf das alte zu kleben und schon nach zwei Stunden wieder zu entfernen. Da er den Namen Doro Hoffmann auf eine „Hülle“ geprägt hatte, war dies problemlos möglich.

Und es geschah schon nach 20 Minuten: Da tauchte ein Kontrollteam des Ordnungsamtes an der Kreuzung auf, die auch den Kartäuserwall einschließt. In einem freundlichen Gespräch verständigte man sich darauf, das Schild schon jetzt und nicht erst – wie vereinbart – um 21 Uhr zu entfernen. Die beiden Vertreter der Stadt erhielten es als Geschenk, wollen es jetzt an passender Stelle aufhängen, etwa einem Integrationsprojekt der Stadt. Und Jutta Pöstges kann sich über ein goldenes „Original“-Schild freuen.

Autor: ehu
Foto: Künstler Frank Bölter hat’s vollbracht: Wo gerade noch Sachsenring stand, steht jetzt Doro-Hoffmann-Ring.