Kreide an einer Tafel. Symbolbild, undatiert.

Köln | 980 Schüler*innen werden mit Beginn des kommenden Schuljahres nicht an der von ihnen und ihren Eltern favorisierten Schulform in Köln ihre Schulkarrieren beginnen können: Den Kölner Gesamtschulen. Das sagt der Stadtverband Köln der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die Linke und die Kölner SPD zur erneuten Ablehnung hunderter Kinder an Kölner Gesamtschulen.

Zum Anmeldeverfahren für Gesamtschulen gibt es hier die Hintergründe bei report-K: https://www.report-k.de/rekord-bei-den-ablehnungen-fuer-koelner-gesamtschulen/

Das sagt die GEW in Köln

„Eltern haben sich von den Ablehnungen in den vergangenen Jahren nicht abschrecken lassen, im Gegenteil“, sagt Anne Ratzki von Arbeitskreis Schulentwicklung der GEW Köln. „Mit 980 Ablehnungen übersteigt die Zahl die Bilanz des letzten Jahres noch einmal um 285. Wozu noch eine aufwendige Elternbefragung, wenn die Stadt jetzt schon den deutlichen Elternwillen für mehr Gesamtschulen Jahr für Jahr ignoriert!“. Die Gewerkschaft merkt an, dass nach der Kommunalwahl Gespräche mit allen Ratsparteien geführt worden seien und spricht von einem ernüchternden Ergebnis. Zwar seien zwei neue Gymnasien gegründet worden, aber nur zwei zusätzliche Klassen an Gesamtschulen in Köln eingerichtet worden. SPD und Linke hatten einen Antrag eingereicht für eine Gesamtschule in Neubrück. Dieser so die GEW sei aber durch die CDU und die Grünen blockiert worden und das geplante Interim in Ossendorf aufgegeben worden.

Klaus Minartz von der GEW: „Schon in dieser Woche kann im Schulausschuss am 17.2.2022 eine Umwandlung der Hauptschule am Helene-Weber-Platz in eine Gesamtschule Neubrück im Schulausschuss auf den Weg gebracht werden. Ein Beschluss für eine Gesamtschule in Rondorf, wie er von einer Bürgerinitiative schon lange gefordert wird, sollte zügig gefasst werden. Eine beschlossene, aber nicht realisierte Interimslösung für die Gesamtschule in Ossendorf ist sofort in Angriff zu nehmen. Die für das Jahr 2027 geplanten Gesamtschulvorhaben sind in der Prioritätenliste vorzuziehen. Das Mantra der Politiker „Der Elternwillen entscheidet“ muss in den Schulentwicklungsplänen in konkrete Beschlüsse umgesetzt werden.“

Die Linke im Kölner Rat: „CDU, Grüne und Volt vernachlässigen die Gesamtschulen“

Heiner Kockerbeck, Sprecher der Ratsfraktion Die Linke: „Das ist ein trauriger Rekord bei den Ablehnungen an Gesamtschulen. Aber leider war das aufgrund der hohen Zahlen der letzten Jahre nicht auszuschließen. Die OB und ihr Bündnis aus Grünen, CDU und Volt legen nicht genügend Wert auf Bau und Neugründung von Gesamtschulen. Sonst müsste die Stadt sich entschlossener Grundstücke sichern und die städtische Bauabteilung ausbauen. Stattdessen dominieren private Lösungen, um Personalkosten zu sparen. Gesamtschulen haben keine Priorität. Die Stadtbezirke Innenstadt, Lindenthal, Nippes, Porz, Kalk und Chorweiler besitzen jeweils nur eine einzige Gesamtschule. Köln muss sozialer werden, auch durch ein flächendeckendes Gesamtschulangebot.“

Carolin Butterwegge, sachkundige Einwohnerin für Die Linke im Schulausschuss und Spitzenkandidatin bei den Landtagswahlen für Die Linke.NRW sieht auch die Landesregierung in der Pflicht: „Aber auch die Landesregierung lässt Kommunen in NRW mit ihren Schulproblemen alleine. In Großstädten gibt es einen starken Trend bei Eltern und Kindern hin zu Gesamtschulen. Und in Köln war das Land nach langjährigen Verhandlungen nicht bereit, der Stadt das große Grundstück am Walter-Pauli-Ring für die Gesamtschule Kalk zu verkaufen. Es zeigt sich, dass weder CDU noch FDP eine zukunftsorientierte Vision von einem modernen Bildungssystem besitzen, dass Kinder nicht nach sozialer Herkunft sortiert, sondern alle Talente fördert.“

Die SPD im Rat der Stadt Köln zählt zusammen und sagt: „Der Bau von Gesamtschulen ist Grünen und CDU egal.“

Der schulpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion Oliver Seeck: „Mehr als 5.000 Kinder haben in den letzten sechs Jahren keinen Platz an einer Gesamtschule bekommen. Das sind 5.000 Mal Enttäuschungen, Tränen und Verzweiflung bei jungen Menschen und ihren Familien – erschütternde Zahlen. Seit Jahren tritt das Bündnis um Grüne und CDU den erklärten Willen tausender Kölner Familien durch ihre Anti-Gesamtschul-Politik mit Füßen. 13 neue Gesamtschulen werden gebraucht, um perspektivisch den Bedarf zu decken. Die nächste Gesamtschule soll in fünf Jahren fertig sein – da ist heute schon klar, dass die Zahl der abgelehnten Kinder immer weiter steigen wird. Das Ratsbündnis muss seine Blockadehaltung endlich aufgeben, das Tempo beim Schulbau muss endlich steigen. Ansonsten kann nur zu dem Schluss kommen: Der Bau von Gesamtschulen ist Grünen und CDU egal.“