„Die Polizei versucht uns abzudrängen, damit wir nicht mehr auf das Gelände kommen“, so der Augenzeuge. Zudem seien mehrere Fahrzeuge des mit der Rodung beauftragten Unternehmens auf dem Gelände eingetroffen. Die Kölner Polizei bestätigt das das Gelände im Rahmen des gültigen Planfeststellungsbeschlusses abgezäunt werden soll und das die Vorbereitungen dafür laufen, um anschließend mit den Rodungsarbeiten zu beginnen.

Nachdem in den letzten Tagen durch Details aus einem Gutachten der Planco Zweifel an korrekten Aussagen der Hafen und Güterverkehr AG, die zum Planfeststellungsbeschluss durch den Regierungspräsidenten geführt hatten, aufgekommen waren, hatten die Naturschützer versucht einen Aufschub der Rodungsarbeiten zu erreichen. So hatten die Kölner Grünen einen sofortigen Baustopp und ein Moratorium gefordert. Der Kölner Rat hatte mit den Stimmen von CDU und SPD den Ausbau des Godorfer Hafens beschlossen und ein Bürgerbegehren mit rund 38.000 Unterschriften aus formalen Gründen abgelehnt.

Die Rodung hat begonnen – HGK schafft Fakten
Aktualisiert 9:25 Uhr > Report-k.de Reporter Martin Heying schildert die Lage vor Ort als entspannt zwischen Demonstranten und Polizei. Die Mahnwache ist bereits, wie von den Naturschützern angekündigt auf ein Privatgelände in der Nähe umgezogen. Denn die Mahnwache befand sich auf dem privaten Grundstück der HGK und mitten im Rodungsgebiet.

Ein Bagger der Gartenbaufirma hat mit den Rodungsarbeiten in der Sürther Aue begonnen und das Gelände wo die HGK roden will ist mittlerweile eingezäunt. Der Bagger frisst sich jetzt durch das Naturschutzgebiet. Ob die HGK Vorkehrungen für die Tiere die sich im Rodungsbereich befinden getroffen hat, war so nicht zu sehen. Vereinzelt treffen kleine Gruppen von Demonstranten auf Polizeieinsatzkräfte. Nach den Beobachtungen unseres Reporters Martin Heying kam es dabei zu keinen Auseinandersetzungen.

Friedliche Demonstrationen
Aktualisiert 11:45 Uhr > „Der Vormittag lief entspannt ab.“, so charakterisiert  Polizeisprecher Kraushaar die Lage in der Sürther Aue an diesem Dienstagvormittag. Es sei, so die Polizei zu keinen Auseinandersetzungen gekommen, außer dass die Demonstranten kurzfristig einen Radlader blockieren konnten. Die Demonstranten haben sich zwischenzeitlich in ihr Basiscamp zurückgezogen, das auf einem nahe gelegenen Privatgundstück angelegt wurde. Es kam zu einem spontanen Demonstrationszug von 15 Aktivisten, so die Polizei nach Sürth. „Die Aktivisten handeln alle sehr vernünftig und halten sich an die Anweisungen der Polizei“, so Polizeisprecher Kraushaar heute Mittag gegenüber report-k.de

Ohnmacht und Entsetzen macht sich unter den Bürgern breit
Aktualisiert um 17:50 Uhr  >  „Wir müssen hier tatenlos mit ansehen, wie wenige Meter weiter hunderte Tiere ermordet werden,“ empört sich Frau Berger aus Rodenkirchen. Sind ihre Enkel zu Besuch, fährt sie im Sommer mit ihnen mit dem Rad bis nach Wesseling. Sollte der Godorfer Hafen ausgebaut werden, ist das nicht mehr möglich. „Ich bin unendlich enttäuscht und fühle mich vollkommen ohnmächtig.“, sagt Mona Bahnassawy mit Tränen in den Augen. Seit 2007 kämpft sie für die Erhaltung der Sürther Aue. „Als die Bagger heute Morgen ihre Arbeit aufnahmen, stiegen mir die Tränen in die Augen. Ein Polizist musste mich trösten.“, so Bahnassawy.

Zusammen mit rund 50 Bürgern harrt Mona Bahnassawy immer noch an der Aue aus. Aus ganz Köln – unter anderem aus Nippes, Poll und der Innenstadt – sind die Kölner Bürger angereist, um die Sürther Aue zu retten. Der Beginn der Rodung hat nicht nur sie entsetzt. Thomas war schon heute Morgen dabei, als die Bagger anrückten. Er kam mit dem Fahrrad und täuschte eine Panne vor, um den Baggern den Weg zu sperren. Nachdem die Polizei ihn mehrfach aufgefordert hatte, Platz zu machen, musste er weichen. „Ich habe mich machtlos, wie in einem Film gefühlt.“, berichtet der Demonstrant. Auch Frau Mathieu kann es nicht fassen. Seit sie 1962 geboren wurde, lebt sie an der Sürther Aue und spaziert fast jeden Tag durch das Naturgebiet.

Aktivisten geben Kampf um die Aue nicht auf
Ein Erlebnis der besonderen Art hatte der Sürther Georg heute Morgen. Nichtsahnend wollte Georg heute Morgen seinen täglichen Spaziergang durch die Sürther Aue machen. „Da sprangen plötzlich zwei Frauen aus einem Busch und riefen „Halt! Polizei! Ich habe mich fürchterlich erschrocken.“, berichtet der Sürther. Erst später wiesen sie sich als Polizeibeamte aus und wollten auch Georgs Ausweis sehen. Diesen hatte er jedoch nicht dabei. Daraufhin erteilten die Polizisten Georg Platzverbot und drohten ihm mit einer Festnahme, sollte er noch einmal dort angetroffen werden, erzählt Georg. Vom Demonstrieren lässt er sich jedoch trotzdem nicht abbringen. Er wird weiter jeden Tag für seine Aue kämpfen.


Foto: Oberbürgermeisterkandidat Jürgen Roters stellte sich heute bei der Mahnwache den Fragen der Bürger.

Oberbürgermeisterkandidat Jürgen Roters besucht die Mahnwache
Heute Nachmittag besuchte der Oberbürgermeisterkandidat Jürgen Roters die Mahnwache. Dort stellte er sich nach einem langen Gespräch im Tipi mit den Aktivisten auch den Fragen der Bürger. Die wollten vor allem eines wissen: Warum wird trotz des neuen Gutachtens kein Baustopp verhängt? Dazu konnte Roters nichts sagen. Er versprach jedoch, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Ich habe damals gesagt, dass ich den Ausbau des Godorfer Hafens für notwendig halte. Das heißt aber nicht, dass man nicht klüger werden kann. Ich werde mir nun ein Bild von der neuen Lage machen und auf der Grundlage dieser neuen Informationen noch einmal Gespräche führen – auch mit der HGK. Ich will hier jedoch keine falschen Versprechen machen.“,  betonte Roters. Sowohl Roters als auch die Aktivisten schätzen das Gespräch im Tipi als konstruktiv ein. „Herr Roters hat sich in Ruhe unsere Argumente angehört und unsere Bitten akzeptiert. Wir sind ihm dankbar dafür, dass er hergekommen ist und müssen nun abwarten, was passiert.“, erklärt Helmut Feld von der Aktionsgemeinschaft Contra Erweiterung Godorfer Hafen.

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Andi Goral/Martin Heying/ Cornelia Schlößer für report-k.de / Kölns Internetzeitung