Moderne Grabsteingestaltung auf den Mustergrabanlagen im Kölner Rheinpark

Sterben ist nicht billig und will gut vorbereitet sein
Sinn und Zweck des Kölner Friedhofstages ist es unter anderem, dass Menschen sich bewußt mit dem Tod und ihrer letzten Ruhestätte, wir uns
als Gesellschaft aber auch mit dem Thema Trauerkultur auseinandersetzen. Das Thema ist vielschichtig und unsere Trauer- und Bestattungskultur ändert sich. Viele Menschen lassen sich, zum Teil auch anonym aus Kostengründen auf Wiesengräbern oder Waldgräbern in der Region beerdigen und nicht mehr in Köln.

Das bereitet den Friedhofsgärtnern, aber auch der Stadt Köln Sorgen, denn die Unterhaltung der 59 auf Kölner Stadtgebiet befindlichen Friedhöfe kostet viel Geld. Und wenn weniger Menschen sich in Köln beisetzen lassen, desto stärker steigen die Gebühren. Ein Teufelskreis. Micheal Eppenich, der Leiter des städtischen Grünflächenamtes beteuert aber: "Wir wollen das die Kölner Friedhöfe alle erhalten bleiben. Im Augenblick gibt es keine Absicht einen Kölner Friedhof zu schließen." Manche Friedhöfe sind der Stadt auch zu groß geraten, so zum Beispiel der Friedhof am Lehmbacherweg in Neubrück, oder der am Stemneuer Hof in Köln Rondorf. Dort hatte man mit mehr Einwohnern gerechnet und daher den Friedhof entsprechend groß geplant. Und nachdem die Zuweisung in Bestattungsbezirke* in der Stadt Köln aufgehoben wurde, wollte keiner mehr auf den großen leeren Friedhöfen bestattet werden. Der begehrteste Platz in Köln ist allerdings nach dem Tod immer noch der Melatenfriedhof.

Denn selbst die einfachste Bestattung ist teuer. 3.300 Euro ist das Minimum. Für Hartz IV Empfänger eine Katastrophe. So denkt man auch in der städtischen Verwaltung über neue Möglichkeiten nach. Mit der nächsten Satzungsänderung soll es ab 2008 zum Beispiel die Möglichkeit namentlicher Baumbestattungen auf dem Kölner Ostfriedhof geben. Auch soll es einen Landschaftsgarten oder blühende Bestattungsgärten geben, dann soll eine neue und moderne Friedhofskultur in Köln einziehen, die den geänderten Bedürfnissen der Kölner Bevölkerung entspricht. Damit will man einer Flucht vorbeugen, die schon begonnen hat. So gibt die Stadt an, dass jährlich zwischen 300-400 Kölnerinnen und Kölner sich nicht mehr in Köln beerdigen lassen. Rund 7.600 Bestattungen finden in Köln statt, davon 40% Urnenbestattungen und 60" Wahlgrabbestattungen. 700 Bürgerinnen und Bürger werden anonym bestattet, davon 90% vom Ordnungsamt, weil es keine Angehörigen mehr gibt.

Umso verständlicher ist es, dass die Experten für Friedhof, Bestattung und Trauerarbeit sich mit ihren Angeboten am Samstag und Sonntag im Rheinpark präsentieren wollen. So zeigt der Fachverband der Deutschen Floristen, dass Blumen ein Symbol des Trostes sind, die Steinmetz und Bildhauerinnung kreative Grabmalgestaltung, die sich vor allem durch ihre authentische und handwerkliche Qualität zeigt. Im Rheinpark sind auch Mustergrabanlagen aufgestellt. Aber da der Tag des Friedhofs im Rheinpark auch zeitgleich mit dem Weltkindertag stattfindet gibt es ein buntes Kinderprogramm: Pfarrer Josef Meurer ist mit seinem HöVi-Spielmobil vor Ort, eine Jugendkunstschule wird mit den Kindern "KinderKunstBotschaften" fertigen und ein Hubwagen soll tolle Blicke über Köln ermöglichen.

Daneben gibt es am Mittwoch in St. Aposteln einen Themenabend "Wohin mit den Toten"? bei dem es um die Totenwürde zwischen Entsorgung und Ewigkeit geht. Prof. Dr. Ronald Uden von der Universität Erlangen-Nürnberg wird ein Impulsreferat halten, danach wird es einen Austausch mit Kölns Bürgermeisterin Elfie Scho-Antwerpes, Pfarrer Dr. Berthold Höcker, Antoniterkirche Köln und Vertretern des städtischen Ordnungsamtes geben. Am Freitag kann man sich mit dem Design von Totenhemden beschäftigen. Unter dem Titel "Das letzte Hemd – Gestylt ins Grab" zeigt Afra Banach ihre Kollektion von Totenhemden die sie als eigenständige Totenkleidung kreiert und die sich von der Kleidung lebender Menschen deutlich unterscheidet. Besonders spannend sicher auch eine Nachtführung mit Pechfackeln über Melaten und dessen Millionenweg. Für diese Führung kann man sich noch anmelden.

Der Vorsitzende des Kölner Arbeitskreises Friedhof Josef F. Terfrüchte zitierte den Kölner Erzbischof Meißner: "Bestattungskultur ist eine Referenz für die Lebenskultur" und wünscht sich, dasss sich Kölnerinnen und Kölner darauf besinnen, sich in ihrer Heimatstadt bestatten zu lassen und nicht auf einer Wiese irgendwo 150 km entfernt. Denn so Terfrüchte weiter Trauer braucht einen Ort und wenn man sich frühzeitig selbst darum kümmert dann ist es auch mehr als nur eine Begräbnisstätte.

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Klassische Grabmalgestaltung auf dem Kölner Melatenfriedhof [Foto: pixelio.de]

INFOBOX – Das Programm

VORPROGRAMM
DIENSTAG, 11. SEPTEMBER 2007
17.00 Uhr Institut für Rechtsmedizin,
Melatengürtel 60-62, 50823 Köln
Institutsführung „Der letzte Zeuge“
Referent: Prof. Dr. Rothschild
Teilnahme nur nach Anmeldung unter Telefon 02 21/ 52 56 58

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MITTWOCH, 12. SEPTEMBER 2007
18.00 Uhr St. Aposteln (Pastor-Könn-Aula),
Neumarkt 30, 50667 Köln
Themenabend „Wohin mit den Toten?“ –
Totenwürde zwischen Entsorgung und Ewigkeit

Impulsreferat: Prof. Dr. Ronald Uden (Universität Erlangen-
Nürnberg); anschließend Visionsgespräch kommunaler und
kirchlicher Vertreter (Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes,
Pfarrer Dr. Bertold Höcker/ Antoniterkirche,
Vertreter des Ordnungsamtes der Stadt Köln),
Gesprächsleitung: Brian Müschenborn (Eintritt frei)

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DONNERSTAG + FREITAG,
13. – 14. SEPTEMBER 2007

12.00 – 20.00 Uhr (Fr. bis 22.00 Uhr)
Kirche Maria Magdalena, Melatenfriedhof,
Eingang Aachener Straße, 50931 Köln
(Haltestelle KVB)
„Das letzte Hemd – Gestylt ins Grab“
Ausstellung der Totenhemd-Kollektion von Afra Banach,
Designerin (Dortmund); dazu Präsentation des Designer-Sargs
’Cocoon’ mit moderner Trauerfloristik; Vortrag von Afra Banach
jeweils um 18.30 Uhr (Eintritt frei)

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TAG DES FRIEDHOFS
SAMSTAG, 15. SEPTEMBER 2007

10.00 Uhr
Beginn 7. Tag des Friedhofs

10.30 – 11.30 Uhr
Eröffnungsveranstaltung

Begrüßung durch den Sprecher des Arbeitskreises Friedhof:
Josef F. Terfrüchte

10.45 Uhr
Ökumenischer Auftaktgottesdienst / Sternlauf „Keiner wird vergessen – Mit den Toten im Licht“

Anschließend Aussendung von Gemeindevertretern
mit Lichtern des Gedenkens in die Heimatpfarreien.
Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt Köln:
Herr Josef Müller
Musikalische Gestaltung:
Jagdhornbläser „Horn und Hund“, Köln

14.30 – 17.00 Uhr Kunst-Aktion
Ballonwettbewerb Jugendkunstschule Köln
Um 17.00 Uhr werden Hunderte Ballons
mit von Kindern gestalteten Botschaften
in den Himmel steigen.

22.00 Uhr
Melaten-Friedhof, Eingang Trauerhalle,
Piusstraße, 50823 Köln
Nachtführung „Aus dem Schatten zum Licht“
mit Günther Leitner (Teilnahme kostenlos)
Teilnahme nach Anmeldung unter Telefon 02 21/ 52 56 58

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SONNTAG, 16. SEPTEMBER 2007
10.00 – 17.30 Uhr Aussichtsplattform
Mit dem Hubwagen aus 40 Metern Höhe
den Rheinpark und die Kölner Skyline genießen.
12.30 – 15.00 Uhr Kunst-Aktion
Ballonwettbewerb Jugendkunstschule Köln
Um 15.00 Uhr werden Hunderte Ballons
mit von Kindern gestalteten Botschaften
in den Himmel steigen.
17.00 Uhr
Ökumenischer Abschlussgottesdienst „Keiner wird vergessen – Mit den Toten im Licht“
Rückkehr der Gemeindevertreter mit Erfahrungen und Gebeten

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SAMSTAG / SONNTAG GANZTÄGIG
Kinderangebot:
HöVi-Spielmobil mit pädagogischer Betreuung
Gastronomie:
HöVi-Festausschuss organisiert ein Benefiz-Grillen
unter Leitung von Josef Schall

* Früher konnte man sich in Köln nicht beerdigen lassen wo man wollte, sondern musste seine letzte Ruhestätte in einem festgelegten Bestattungsbezirk finden.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung