Köln | aktualisiert | Morgen soll im Kölner Schauspielhaus das „Tribunal – NSU-Komplex auflösen“ beginnen. Um 11 Uhr. Heute Abend, um 22:47 Uhr meldeten die Macher, dass ein Mitwirkender des Tribunals der 28-jährige Musiker und Aktivist Selami Prizreni, in seiner Wohnung in Essen von der Polizei abgeholt und am Nachmittag unter Protest seiner Freunde und Familie vom Düsseldorfer Flughafen in den Kosovo abgeschoben wurde. Er sollte an drei Programmpunkten des NSU-Tribunals teilnehmen, die Macher protestieren gegen seine Abschiebung.

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Tim Klodzko, Pressesprecher des Bundesweiten Aktionsbündnisses ‚NSU-Komplex auflösen’, erklärt dazu: „Die Abschiebung folgt einer rassistischen Praxis, die wir mit dem Tribunal anklagen. Es reicht! Wir fordern die sofortige Rücknahme der Abschiebung und ein dauerhaftes Bleiberecht für Selami und alle anderen Roma. Selamet sollte wie geplant am NSU-Tribunal teilnehmen können.“

Selami, a.k.a. Gipsy in Exile, macht mit seinem Bruder als Hip Hop-Gruppe K.A.G.E. Musik und setzt sich für die Rechte der Roma ein. Er wurde als Hauptdarsteller des Dokumentarfilms „Trapped in Law“ bekannt, in dem sein Schicksal und das seiner Brüder Hikemt und Kefaet dargestellt wird. Die Familie Prizreni war in den 1990er Jahren während des Jugoslawienkriegs nach Deutschland geflohen, die Brüder sind in Essen aufgewachsen und zur Schule gegangen, wurden aber schon 2010 zum ersten Mal abgeschoben aus dem alleinigen Grund, dass sie Roma sind. Drei Jahre später prozessierte er noch im Kosovo erfolgreich gegen seine Abschiebung und bekam dennoch keinen sicheren Aufenthaltstitel für Deutschland. Er floh zurück in seine Heimat Deutschland.

Auf dem NSU-Tribunal in Köln sollte Selami Prizreni am Freitag im Hauptprogramm sowie auf einem Workshop mit dem Titel „Institutioneller und gesellschaftlicher Rassismus gegen Sinti & Roma und der Widerstand dagegen“ sprechen. Zudem war ein Auftritt seines Musik-Acts an der Abschluss-Parade am Sonntag in der Keupstraße geplant.

Autor: ag; Quelle: NSU-Tribunal
Foto: Motiv aus der Kampagne für das NSU-Tribunal in Köln