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Köln | Traudl Bünger (Jahrgang 1975) und Thomas Empl (Jahrgang 1991) erhalten die diesjährigen Dieter-Wellershoff-Stipendien. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien fördert Autor:innen und wurde vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben. Insgesamt wurden 18 Exposés und Textproben eingesendet. Die Entscheidung über die Stipendienvergabe lag bei der Jury, bestehend aus Kristina Geilhaupt (Buchhandlung Bittner), Ulrike Schulte-Richtering (Literaturhaus Köln) und Christian Werthschulte (Stadtrevue).

Die Dieter-Wellershoff-Stipendien

Die Literaturstipendien wurden vom Literaturhaus Köln und der Stadt Köln nach dem Autor Dieter Wellershoff benannt. Wellershoff lebte in Köln und hat die Literatur der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich beeinflusst. Er war als Schriftsteller und Lektor im Verlag Kiepenheuer & Witsch aktiv. Wellershoff verstarb im Jahr 2018. Seit 2018 werden jährlich zwei altersunabhängige Arbeitsstipendien an professionelle Schreibende vergeben, die in Köln leben. Sie dienen dazu, dass diese sich für die Zeit der Förderung ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang auf die Fertigstellung eines bereits begonnenen literarischen Publikationsvorhabens konzentrieren können. Die Stipendien sind mit jeweils 12.000 Euro dotiert.

Die Gewinner der diesjährigen Dieter-Wellershoff-Stipendien

Traudl Bünger erhält eins der diesjährigen Dieter-Wellershoff-Stipendien. Sie ist Kulturvermittlerin und beteiligt sich etwa als Programmleitung der Literatur- und Kulturfestivals „lit.Cologne“ und „phil.Cologne“. Bünger ist zudem als freie Autorin aktiv. Sie publizierte unter anderem den Roman „Lieblingskinder“ (2012) sowie das Sachbuch „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. Die Weltgeschichte der Lüge“ (2007) gemeinsam mit Roger Willemsen. Die Jury der Dieter-Wellershoff-Stipendien begründete die Entscheidung für Büngers Romanprojekt „Das Schweigen meines Vaters“ folgendermaßen: „Traudl Bünger nähert sich in der Form einer historischen Autofiktion der Biografie ihres Vaters an, der für seine Beteiligung an zwei Bombenattentaten in Italien verurteilt wurde.“ Dieser habe sich zu Lebzeiten nie zu diesem Anschlag bekannt und nichts über seine Motive oder Beweggründe verlauten lassen: In dem Roman „rekonstruiert Traudl Bünger die Taten ihres Vaters mithilfe von Archivmaterial und reflektiert in ihrer Prosa die Unsicherheiten, Schmerzen und Sehnsüchte, die mit der Erkenntnis über die Vergangenheit ihres Vaters einhergehen.“

Der andere Stipendiat des Dieter-Wellershoff-Stipendiums ist Thomas Empl. Er publiziert regelmäßig in Anthologien und Literaturzeitschriften. 2021 erschien etwa sein Erzählungsband „Ausbruch“. Außerdem organisiert Empl die Veranstaltungsreihe „Der Literarische Salon“ von Navid Kermani und Guy Helminger und war Mitbegründer der Anthologie „Kurze“. Sein im Entstehen begriffener zweiter Erzählungsband überzeugte die Jury. Sie begründeten ihre Wahl so: „Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist das Thema von Thomas Empls Erzählungsband „Der Gebrauch nackter Flammen“. Mit einem breiten Ensemble an Figuren schildert er, mit welchen Absurditäten, Verzweiflungstaten und selbstausbeuterischen Arbeitsverhältnissen Menschen konfrontiert sind, wenn ihnen die Mittel zur offenen Revolte genommen sind. Thomas Empl illustriert diese Dilemmata durch genaue Beobachtungen und mit raffinierten Plot-Twists, die dem Ende der Welt eine Menge Humor abtrotzen können.“

rs