Köln | Das Historische Archiv der Stadt Köln kann die Restaurierung eines Schmuckstücks seiner Bestände vermelden: Das Evangeliar aus St. Gereon, eine über 1.000-jährige Prachthandschrift, die beim Einsturz des Historischen Archiv 2009 beschädigt worden war, erstrahlt nun in neuem Glanz. Ab Ende August soll die Handschrift in einer Landesausstellung im Kulturhistorischen Museum Magdeburg gezeigt werden.

Zeugnis mittelalterlicher Buchkunst

Das Evangeliar wurde vermutlich im Jahr 984 angefertigt und gilt als Aushängeschild der Kölner Buchkunst im frühen Mittelalter. Die prachtvoll und detailreich illustrierte Handschrift ist eine der frühesten aus dem Kölner Scriptorium, welches seinen Sitz vermutlich in der Kirche St. Pantaleon hatte. Auftraggeberin war mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Angehörige des ottonischen Herrscherhauses, vielleicht Adelheid von Burgund, die Gattin Ottos des Großen, oder Kaiserin Theophanu, die Mutter von Otto III. Eine Besonderheit findet sich zu Beginn des Matthäus-Evangeliums. Im mehrfach abgestuften Rahmen sind vier Medaillons eingefügt: Diese zeigen Otto III., seine Großmutter Adelheid und seine Mutter Theophanu, dazu das Lamm Gottes.

Der Codex gelangte 1824 mit der Handschriftensammlung von Franz Ferdinand Wallraff ins Historische Archiv. Zusammen mit den weiteren Beständen des Archivs war das Evangeliar beim Einsturz des Stadtarchivs am 3. März 2009 verschüttet wurden. Mit Unterstützung des  Kulturhistorischen Museums Magdeburg konnte das Buch nun restauriert werden. Die Kosten dafür betrugen rund 2.600 Euro. So mussten etwa Schäden am Einband bearbeitet und abgerissene Kapitel wieder angebracht werden. Zudem musste das gesamte Buch von Baustaub befreit und trockengereinigt werden.

Vom 27. August bis 9. Dezember 2012 wird das Evangeliar nun erstmals nach seiner Restaurierung in der großen Landesausstellung Sachsen-Anhalt „Otto der Große und das Römische Reich“ im Kulturhistorischen Museum Magdeburg wieder ausgestellt. Der Versicherungswert beträgt drei Millionen Euro. In dieser Ausstellung, die etwa 350 hochrangige Exponate aus der römischen Antike, dem byzantinischen Reich und dem frühen Mittelalter vereint, zählt das Evangeliar zu den Glanzstücken der ottonischen Zeit.

Autor: cs | Foto: Stadt Köln
Foto: Restauriertes Evangeliar aus St. Gereon